Sexualitaet mit Leib und Seele
wirklich krank, du willst einfach nicht!« Spätestens jetzt wird offenkundig, wie intensiv die Wechselwirkungen zwischen Körper und Seele sind.
Leiden bringen uns mit den tieferen Schichten unserer Persönlichkeit in Verbindung. Wir können daran reifen, wenn wir nach den Ursachen in uns selbst forschen und nicht die Schuld den anderen geben, dem rücksichtslosen Partner, den unfähigen Ärzten, der verklemmten Erziehung.
Seien Sie ehrlich und liebevoll sich selbst gegenüber, man che Krankheiten sind einfach Veranlagung, Schicksal, Altlasten. Hören Sie auf, gegen Ihre körperlichen Einschränkungen zu kämpfen, sonst sind Sie im Krieg mit sich selbst. Akzeptieren Sie sich mit Ihrem Leiden als momentanen Ausdruck dessen, was ist. Danach unternehmen Sie alles, was möglich und sinnvoll ist, um die Heilung zu befördern und die Beschwerden zu lindern.
Und währenddessen genießen Sie die Sexualität, die möglich ist. Einschränkungen sind immer auch eine Chance. Wenn uns der normale Weg verbaut ist, sind wir gezwungen, kreativ zu werden, neue Wege zu finden. Richten Sie in der Sexualität den Fokus auf das Strömenlassen von Energie, ob allein oder mit einem Partner. Dadurch erschließen Sie sich eine Quelle von Intensität und Wohlbefinden, die sich mit jeder Standardnummer messen kann.
Wenn die Seele Nein sagt
Problem? Was für ein Problem?
Come on baby, let’s have some fun! Loslegen und viel Spaß haben! Das ist ein häufig geäußerter Wunsch in Bezug auf Sex. Verständlich ist er schon. Was wäre es doch angenehm, einfach nur unkomplizierten, unverbindlichen und lustvollen Sex zu genießen. Aber Sexualität ist kein seichtes Vergnügen, sie ist eine sehr starke Energie, verbunden mit all unseren Emotionen und unserer persönlichen Geschichte. Sie ruft sämtliche Gefühle und Erinnerungen in uns hervor, die in unserem Körper gespeichert sind. Der Versuch, die Sexualität zum Spaß zu erklären und sie auf ein paar nette Empfindungen zu beschränken, ist, als reduziere man eine klassische Symphonie auf einen Handyklingelton. Und vielleicht ähnlich naiv, wie wenn man Spiegeleier auf einem Vulkan braten möchte.
Natürlich sind wir nicht gerade begeistert, wenn die schönste Nebensache der Welt schwierige Gefühle in uns weckt. Aber diese zu ignorieren führt oft zu rätselhaften Problemen. Der Körper kann der Stimme der Seele direkt Ausdruck verleihen und einfach Nein sagen. Vaginismus, der schmerzhafte Scheidenkrampf, der ein Eindringen des Penis unmöglich machen kann, ist ein Beispiel für ein solches Nein. Ebenso viele Potenzstörungen. Doch selbst wenn der Körper kerngesund und »funktionsfähig« ist, gibt es dieses Nein: »Schatz, ich kann heute nicht!« Oder es heißt: »Ich will jetzt einfach nicht!« Oder: »Fang nicht schon wieder damit an!« Oder man schweigt und zieht sich zurück.
Psychische Ursachen für ein Nein im Bett können in der Vergangenheit liegen oder mit dem aktuellen Beziehungsgeflecht zu tun haben. Meist ist es eine Mischung aus beidem. Bekannt ist jedenfalls, dass sich bei seelischen Störungen oft als Erstes die Sexualität verabschiedet. Da heißt es dann vielleicht: »Ich kann doch nicht mit ihm schlafen, als wäre nichts gewesen!«
Im Gegensatz dazu kann mit einer funktionierenden Sexualität aber auch so manches Problem zugedeckt werden. Frauen, die missbraucht wurden, gestalten Sex häufig mechanisch – ihre Gefühle haben sie dabei in den Katakomben ihrer Psyche verstaut. (Womöglich tauchen sie später als Rachegespenster oder Depressionen auf, sobald die Verdrängung brüchig wird.) Dieses Vorgehen findet sich ebenfalls bei Frauen, die sich völlig unattraktiv finden.
Sex-Tipps sind meist der erste Versuch, das Liebesleben zu therapieren. Aber einen emotional verletzten Menschen damit heilen zu wollen ist so, als würde man einen Knochen bruch mit 100-Meter-Sprints behandeln.
Rat-Schläge von guten Freunden werden nicht ohne Grund als Schläge empfunden, besonders wenn sie wenig einfühlend sind:
»Du musst positiv denken!«
»Alles, was sie bräuchte, wäre wieder mal richtig gut durchgevögelt zu werden.«
»Er sollte sich einfach wie ein Kerl benehmen!«
Auf diese Weise ist sexuelle Heilung nicht zu erreichen. Dafür muss man sich trauen, tiefer zu gehen.
Wenn Eltern eine Bürde sind
Fragt man danach, wie als Kind die Sexualität der Eltern erlebt wurde, sind Aussagen wie diese nicht selten:
»Ich kann mir meine Eltern beim besten Willen nicht beim
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