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Sexualitaet mit Leib und Seele

Sexualitaet mit Leib und Seele

Titel: Sexualitaet mit Leib und Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Lang-Reeves
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Sex vorstellen, der Gedanke ist völlig absurd. Das ganze Thema gab es einfach nicht bei uns zu Hause. Ich selbst kann heute noch nicht richtig über diese Dinge reden, obwohl ich über dreißig bin.«
    »Manchmal hörte ich dumpfe Geräusche, unterdrückte Laute aus dem Schlafzimmer meiner Eltern. Dann zog ich mir die Decke über den Kopf, es klang bedrohlich.«
    »Meine Mutter meinte einmal, man kann einen Mann nicht ständig abweisen, manchmal muss man ihn halt ranlassen.«
    Wenn Heimlichkeiten und Peinlichkeiten in Ihrer Kindheit wie schlechte Luft alles umgaben, was mit Sexualität zu tun hatte, brauchen Sie sich nicht zu wundern, wenn Sie das Gefühl haben, zu ersticken, sollten Sie über Erotisches sprechen müssen. Scham ist eine höchst unangenehme Empfindung, der wir gern versuchen, aus dem Weg zu gehen.
    Wenn Sie beginnen, über Sex zu reden, hat das Vermeiden ein Ende, wobei Sie aber zugleich den in Ihnen schlummernden Drachen der belastenden Gefühle wecken – doch nur so können Sie ihn auch besiegen. Wenn hingegen beide Partner einvernehmlich schweigen, wird Ihr Sex über ein Minimalprogramm nicht hinauskommen. Bringen Sie den frischen Wind, der sich in guten Gesprächen entwickelt, dazu, den Mief Ihrer Kinderstuben wegzuwehen. Üben Sie, ein wenig frech und zugleich gefühlvoll über Sex zu reden. Tauschen Sie sich mit dem Partner über die erotischen Erfahrungen aus, die Sie in der jeweils eigenen Familie gemacht haben, auch wenn sie noch so schwierig waren.
    Und anschließend versuchen Sie, behutsam darüber hinauszuwachsen. Wagen Sie etwas in der Sexualität, selbst wenn Ihre Mutter das niemals getan und sicher missbilligt hätte. Sprechen Sie über Ihre erotischen Wünsche und Empfindungen, selbst wenn der Vater der Meinung war, dass sich das nicht gehört. Sollten Ihre Eltern »nur« verklemmt gewesen sein, ansonsten aber liebevoll, wohlmeinend und unterstützend, müssten Sie die Türen zu mehr erotischem Glück mit gutem Willen, Anleitung und ein bisschen Mut und Experimentierfreude recht einfach öffnen können.
    In vielen Elternhäusern ist aber einiges mehr schiefgelaufen.
    Es gibt leider vieles, was auf dem Rücken von Kindern ausgetragen wurde. Da wurden Scheidungskriege geführt, in die man die Tochter oder den Sohn hineingezogen hatte, auch indem man sie zu Ersatzpartnern oder Komplizen machte. Kinder können in schwierigen Beziehungen übermäßig verwöhnt, aber auch extrem vernachlässigt worden sein, bis hin zu Misshandlung oder Missbrauch in den vielfältigsten Formen: »Meine Mutter kam oft zu mir ins Bett, weil sie da vor meinem Vater sicher war, wenn er getrunken hatte und Sex wollte.«
    Die Dynamik, die in einer Familie herrschte, musste nach außen hin gar nicht so dramatisch gewirkt haben, es genügte, wenn man es so als Kind wahrgenommen hatte. »›Werde bloß nicht wie dein Vater‹ war ein Spruch aus meiner Kindheit, der mich völlig verwirrte, weil ich meinen Erzeuger ab meinem sechsten Lebensjahr nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. Ich wusste nur, dass ich irgendetwas nicht sein durfte, sonst würde mich meine Mutter nicht mehr lieben.«
    Alles, was uns kränkt und verletzt, verwirrt und verstört, wütend macht und einsam, führt dazu, dass wir uns schützen und Mauern um uns bauen. Unserem Partner vertrauen wir nach solchen negativen Kindheitserfahrungen dann genauso wenig wie den Eltern.
    Häufig beobachtet man, dass vieles, was Menschen mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil erlebt haben, ihr Selbst bild prägt. Und vieles, was wir mit dem gegengeschlechtlichen Elternteil erfahren haben, suchen wir unbewusst bei unserem Partner.
    Seien Sie ehrlich und wachsam, wenn Sie aus einer pro-blematischen Familie stammen. Pflegen Sie Ihre eigene Partnerschaft gut – sich selbst und Ihren Kindern zuliebe. Schauen Sie sich Ihre Eltern genau an. Sie können sich freuen, wenn Sie deren gute Eigenschaften übernommen haben. Aber richtig stolz dürfen Sie sein, wenn es Ihnen gelingt, deren Schattenseiten abzulegen.
    Erfüllung statt Pflichterfüllung
    Jeder partnerschaftliche Konflikt spiegelt sich in der Sexualität. Das bedeutet nicht unbedingt, dass erotisch nichts läuft – es gibt Beziehungen, die man kaum noch so nennen kann und in denen einzig der Sex funktioniert. Diese Verbindungen können sogar äußerst stabil sein, weil sich die Part ner in ihrer jeweiligen neurotischen Struktur ergänzen. Aber an diesem Punkt stellt sich die Frage, was für eine Sexualität man

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