Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter -
Warum will man unbedingt, dass das Selbstimage stimmt? Natürlich, wir alle brauchen ein Korsett, ein wirklich gut stützendes, sowie einen hübschen, regendichten Umhang, der hieb- und stichfest ist, um den Stürmen des Lebens zu trotzen und die sensible Seele und dünne Haut zu schützen.
Das machen alle, ganz besonders die Seelchen, die sich als toughe Frauen sehen. Was sie auch sind. Aber eben auch Seelchen. Dabei ist seelenvoll sexy.
Das sagte einmal ein Freund vor ewigen Jahren zu mir, den ich zwischen meinen furiosen (und gerechtfertigten) Attacken mit Weichheit und Liebreiz überraschte - wonach wir immer im Bett landeten.
Ich war stets sehr direkt, liebte Konfrontationen, auch wenn sie mich nicht unbedingt glücklich zurückließen. Die sogenannte Offenheit, die ich besitze, verbirgt eine ganz schüchterne Person, das merke ich immer wieder. Wie bei den meisten Menschen kommt die natürlich besonders bei persönlichen, emotionellen und sexuellen Themen heraus.
Wie vielschichtig wir doch alle sind!
»Sagt mal, bin ich wirklich so tough?«, frage ich Sarah und Karen.
»Manchmal schon«, sagten beide unabhängig voneinander, »aber wir kennen dich und deine wirklich liebevollen und süßen anderen Seiten, das gleicht es wieder aus.«
Ob sie lügen, weil sie mich mögen?
Ist egal, ich akzeptiere ihr Urteil.
Andere Länder, andere Sitten
Dating in Deutschland ist eine Sache , aber wir Frauen sind ja auch sehr kosmopolitisch geworden, haben sexuelle Barrieren durchschritten und internationale Grenzen gesprengt. Die Welt ist groß, der Männer gibt’s viele, und ausländische Lover und Ehemänner sind alltäglich geworden. Wenn jetzt eine Frau willens wäre, überall hinzureisen, nicht virtuell, sondern richtig, mit Körper, Geist und Seele, wohin sollte sie reisen? Ich selbst war im letzten Jahr in vier Ländern (Indien, Italien, Spanien/Mallorca und den Vereinigten Staaten) und würde gern von ein paar Beobachtungen einer Singlefrau von sechzig-plus berichten, denn sie sind alle ziemlich positiv.
Im Lexikon der interessantesten Männer der Welt gibt es natürlich ebenso die wildesten Klischees wie auf allen anderen Ebenen, und Geschmack ist subjektiv.
Bleiben wir zunächst in Europa, wo es die angeblich feurigen und stolzen Spanier, die amore-freudigen Italiener, die charmant-arroganten Franzosen, die liberalen Holländer, die netten Dänen, die humorlosen Deutschen, die wohltemperierten Engländer, die sexy-smarten Iren (finde ich jedenfalls!), die farblosen Balten, die unsinnlichen Russen, die Macho-Türken und so weiter gibt. Laut neuester Studie lassen Italiener und Franzosen die Herzen der deutschen Singles höher schlagen als alle anderen Europäer.
Ich hatte ja nun mein unergiebiges Abenteuer mit Mario gehabt, theoretisch fehlte mir ein Franzose.
Venedig
Trotzdem habe ich statistisch gesehen Glück, denn ich werde von einer Freundin nach Venedig eingeladen. Also noch einmal eine Runde Italiener.
Das war allerdings auch perfektes Timing, denn ich hatte mal wieder genug von den verschiedenen Profilen, die mir geschickt wurden, von denen nur ein kuschelbär erwähnt werden soll, »der eine Rubens-Schönheit sucht«, selbst aber nichts außer »hemmungsloser Lust« und eine Einzimmerwohnung zu bieten hatte, und ein vierundfünfzigjähriger Lonely-Hartz -Alleinerzieher, der gern ein »zärtliches, frauliches, schlankes, herzensgutes, einfaches und erotisches Wesen, welches bei Regen und Sonne den Regenbogen sieht und auf den Sonnenschein wartet« frei Haus geliefert bekommen wollte.
Bei diesen bescheidenen Wünschen kam ich mir keineswegs zu anspruchsvoll vor, wenn ich mir insgeheim ausmalte, wie mich ein eleganter Conte mit grauen Schläfen und seidenem Einstecktuch in seinem Blazer mit Goldknöpfen in einer vorbeifahrenden Gondel entdeckt, den Gondoliere anhält, mich aussteigen lässt und für ein champagnergetränktes Tête-à-tête in seinen Palazzo geleitet.
Warum diese absurd romantischen Vorstellungen, selbst als Scherz, so fest in die Gehirnwindungen einer so geerdeten Frau wie mir eingraviert zu sein scheinen, vermag ich nicht zu sagen. Ich würde nämlich dem suaven Signore bei nur dem leisesten Hauch von Machotum seine Tortellinis auf die Bügelfalten seiner Cerutti-Hosen kippen. Also ziemlich schnell.
»Keine Angst«, sagt meine Freundin Anja, die in Venedig lebt, »nichts dergleichen wird passieren. Die Italiener sind besonders schlimm. Du bist als Frau über vierzig
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