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Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter -

Titel: Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Bernstein
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unsichtbar. Ich muss mich schon extrem aufbrezeln, damit mal einer nach mir guckt!«
    Nach ihren Aussagen zählen nur zwanzigjährige aufgetakelte, blondierte, nasenoperierte Bimbos in hochhackigen Stiefeln und mit diesen leeren Shoppingaugen, die wie Glasmurmeln aussehen.
    Es ist keine wirkliche Überraschung, denn der neue Planet Barbie , ein kitschiges rosa Konsumparadies für geistlose Girlies, hat sich überall auf der Welt an den altmodischen, ganz gewöhnlichen Homo-sapiens-Planeten angehängt, in dem wir normalen Frauen unser Leben fristen.
    Aber es kommt dann doch ganz anders. Ich, mit meinen silbergrauen Haaren, falle scheinbar häufiger auf als viele Jüngere, denn nur innerhalb eines Tages werde ich zweimal eindeutig und auffallend bewundernd angelächelt, ein junger Mann dreht sich pfeifend nach mir um, ein älterer ebenso (ohne Pfeifen) - und am Nachmittag will mir ein zugegeben ziemlich alter Gondoliere einen Cappuccino ausgeben.
    Ich bin ein großer Fan von grauen Haaren und trage sie mit einem gewissen Stolz. Und nicht ein einziges Mal habe ich in den letzten Jahren das Gefühl gehabt, als wäre das in irgendeiner Form zu meinem Nachteil gewesen.
    Im Gegenteil.
    Ich habe sowieso schon öfter gemerkt, dass graue Haare irgendwie leuchten und ein Statement abgeben, das besagt: Ich bin nicht ganz jung, aber ich bin wer, ich habe Erfahrung, ich habe gelebt, und wenn euch mein Alter nicht passt, färben werde ich meine Haare euretwegen nicht!

    Vielleicht liegt es auch daran, dass es den klassischen weiblichen Pensionärs-Proll-Prototyp, dem deutschen sehr ähnlich, auch in Venedig in großer Anzahl gibt. Mollige paffende Frauen mit gelb gefärbtem Kurzhaarschnitt, scheußlicher Sonnenbrille mit Goldverzierung, Veloursjogginganzug und falscher Vuittontasche sind nicht so selten, wie man es gern hätte. Wer als ältere Frau nicht so aussieht, hat also schon mal gute Karten.
    Diese Art der Karte wird gleich am nächsten Nachmittag ausgespielt. Ich sitze auf einer Bank in dem schönen Biennale-Park und bemerke einen Herrn, der seit ein paar Minuten um mich herumstreicht wie ein Kater auf Brautsuche. Durch meine klassisch altmodische, schwarze Sonnenbrille kann ich ihn unbemerkt angucken. Professioneller Aufreißer, würde ich sagen, wenn auch ein unkonventioneller Typ.
    Groß, sehr dünn, helle Leinenhose, weißes Hemd, dunkle Weste, auf den ergrauten längeren Locken ein fescher, leicht verbeulter Strohhut.
    Ich habe wohl einen Anflug von Lächeln im Gesicht, denn schwupp, setzt er sich schnell dazu und lächelt mich auch an, während er anfängt, sich eine Zigarette zu drehen. Seine Zähne sind schief und bräunlich verfärbt, sein Grinsen aber sehr nett.
    »You Swedish?«, fragt er ohne Umschweife.
    Warum muss man schwedisch sein, wenn man hellhäutig und blond-silbern ist? Ganz falscher Einstieg!
    Ich schüttele den Kopf, was er zum Anlass nimmt, alle skandinavischen Länder zwecks meiner Nationalität durchzufragen.
    »You German?«, kommt es zum Schluss. Bingo. Er ist glücklich und hakt sofort nach: »Are you married?«
    Ich sage, dass es ihn nichts angeht, er pariert mit: »Doch.« Sein Gesicht rückt näher an meines.

    »Nimm Brille ab, du hast bestimmt schöne Augen«, säuselt er.
    Ich lasse sie auf.
    »Aber so eine gut aussehende Frau hat doch sicherlich einen Freund?«, bohrt er weiter.
    Ich lüge und sage Ja und dass der bestimmt etwas dagegen hätte, mich mit einem italienischen Gigolo - ich frage, wie er heißt, Luigi, sagt er - auf der Bank sitzen zu sehen.
    Wir haben dann aber tatsächlich eine sehr lebhafte und interessante Unterhaltung über Kunst, Politik, Europa. Er ist amüsant und ein echter Venezianer, von Beruf Computerprogrammierer, über seinen Familienstand lässt er sich nicht aus.
    Mir gefallen seine Art, seine Hände und die Hakennase, aber ich muss gehen und sage mit dem Flair der Weltbürgerin, dass wir uns die nächsten Tage auf einen Cappuccino treffen können.
    Er horcht auf, rückt näher und sagt unvermittelt: »Küss mich!«
    »Wieso?«, sage ich und bin doch überrascht. »Ich küsse doch keine Fremden auf der Parkbank.«
    Das passt ihm nicht.
    »Nein, dann werde ich dich nicht treffen«, sagt er entschieden. Die Logik ist etwas kraus, aber er erklärt sie mir mit gequältem Lächeln: »Wenn ich dich nicht so attraktiv finden würde, dann ja. Aber nur einen Cappuccino will ich nicht.«
    Ich finde es komisch und lache, aber Luigi ist beleidigt, verabschiedet sich

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