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Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter -

Titel: Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Bernstein
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weiße Haare auf der Brust, was nett aussieht, ein weißes Sonnenhütchen auf dem Kopf, eine sicherlich teure goldene Uhr am Arm.
    Ich setze mich ein bisschen gerader hin und kreuze die Beine elegant.
    »Sprechen Sie deutsch?«, fragt er freundlich, aber sachlich. Er will nur irgendetwas wissen, da bin ich sicher. Ich schüttele den Kopf, ich verleugne ab und zu im Ausland mein Deutschtum, ein Überbleibsel aus den Sechzigerjahren, als es mir wirklich peinlich war, ein jahreszahlenmäßig direkter Nachfolger der Nazigeneration zu sein.
    »Schade«, sagt er und guckt suchend um sich.
    Dann trollt er sich von dannen.
    War sowieso zu nichtssagend, denke ich.

    Ich will einen melancholischen geheimnisvollen Mann mit wunder Seele und wissenden Augen, der zu dem Hotel und der Stimmung passt.

Neu-Delhi
    In Indien, wo eine allein reisende, große, helle, blauäugige Ausländerin mehr Aufmerksamkeit erregt, als ihr lieb ist, machte ich eigentlich schöne Erfahrungen. Ich kam mir alterslos und angenehm exotisch vor.
    Kinder finden einen sowieso interessant, aber ich hatte das Gefühl, dass die aufmerksamen Blicke von Männern (und Frauen) wenig taxierend und bewertend waren und frei von jeder Assoziation mit dem Alter. Ich glaube, die westliche Krankheit, jede Frau nach dem Hot-Faktor zu bewerten, hat noch nicht in den kleineren Städten Indiens Fuß gefasst.
    Auffallend schön fand ich die indischen Frauen in meinem Alter und älter - die sprechenden, kajalumrandeten Augen in ihren dunklen, oft eleganten Gesichtern, die silbergrauen Haare, die in einem langen Zopf den Rücken herunterfielen.
    Und natürlich hilft es, glitzernde Ohrringe und reich verzierte Armreifen statt Perlenketten zu tragen und wunderschöne bunte und fließende Seidenstoffe um den Körper gewickelt zu haben anstelle von sexloser, beiger Seniorinnenmode.
    Von indischen Männern hörte ich vorher so einiges. Sie sind unerotisch und unsexy, sie sprechen mit diesem komischen Singsang, den sie scheinbar nie loswerden. Dann wiederum gibt es das Kamasutra und all die wunderbar kunstvoll und üppig dargestellten Schweinereien, die auch tatsächlich im Nationalmuseum in Delhi hängen.

    Ich war im Prinzip bereit, Neues auszuprobieren, auch mit einem Inder. Es gibt nämlich wunderschöne alte und junge unter ihnen, und der Kleinmädchentraum von einem glutäugigen Maharadscha auf einem Elefanten, der die Juwelen der Welt zu deinen Füßen legt, ist recht beständig, weil er der Idee vom Prinzen am nächsten kommt.
    Ich sah viele herrliche Fotos von Märchenmaharadschas, traf auch einen echten, aber der war - wie die meisten Adeligen dieser Welt - zur Realität übergegangen, wohnte in einer kleinen Vorstadtvilla und trug Jeans unter seiner weißen Kurta.
    Ich fand, dass die alltäglichen Inder eine Sache für sich sind, da sie ununterbrochen spucken, schmatzen, rotzen, unglaublich schmierig, ungehobelt und aufdringlich, gleichzeitig aber sehr höflich sein können. Mein Hauptkontakt fand mit Taxi- und Rikschafahrern statt, von denen die meisten gebrochenes Englisch sprachen und mich mit größter Liebenswürdigkeit behandelten. Und alle waren nicht älter als fünfunddreißig. Was soll ich sagen, ohne angeberisch zu wirken. Ich war der große Hit. Natürlich auch, weil ich weiß war, also reich, das ist schon klar.
    Eine etwas tragikomische Episode war die Unterhaltung mit einem verwöhnten, dicklichen jungen Mann - einem Anwalt, erstaunlicherweise - im schrecklichen Jogginganzug. Er wohnte als Untermieter in dem Haus in Neu-Delhi, wo ich zu Gast war, saß schon morgens um neun in der Küche und sah fern, während er sich den nackten fetten Bauch unter dem braunen Frottee kratzte.
    Ich brauchte ein paar spezielle Informationen und fing eine Unterhaltung an. Er betrachtete mich von oben bis unten und sagte dann - die Hand immer noch an seinem nackten Bauch: »Wie alt bist du?«

    Ich sagte: »Über sechzig«, was ihn in Erstaunen versetzte.
    »Du bist aber gut in Form«, meinte er anerkennend.
    Ja, und du nicht, dachte ich.
    »Hier bei uns sind die Frauen schon mit vierzig ziemlich fett und sehen alt aus«, sagte er düster.
    Vielleicht, weil sie wie Sklavinnen gehalten werden, Kinder gebären und für den ganzen Clan, der mindestens fünfundsechzig enge Familienangehörige hat, putzen und kochen müssen?, dachte ich.
    Auf dem Bildschirm tanzten große Mengen von Bollywoodbabes nach einem der Schlager, die sich für uns alle gleich anhören. So was hätte er gern,

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