SGK256 - Der Kopf des Todes-Pharao
sich am Eisentor fest, weil ihm
die Knie weich wurden.
Einen dritten Zug nahm er nicht mehr.
Er warf die angeraucht Zigarette durch das
Gitter auf die Straße, blieb einen Moment luftschöpfend stehen und wartete, bis
es ihm besser ging. Dann lief er nach draußen, trat auf die Zigarette, die
mitten auf dem Bürgersteig lag, und fuhr in Kunaritschews Leihwagen davon. Es
kam darauf an, den Triumph-Vitesse irgendwo in der Umgebung klammheimlich
verschwinden zu lassen. Sollte man ihn ruhig in einigen Tagen finden.
Dann würde die große Sucherei anfangen. Aber
den Fahrer würde man nie mehr finden.
Den hatte der Kopf des Todes-Pharao dann
längst aufgefressen...
*
»Jetzt sind wir unter uns - und könnten über
alles in Ruhe reden .« Charles Jonson stand breitbeinig
vor dem Russen, der auf dem Boden hockte, mit dem Rücken gegen die kahle
Kellerwand gelehnt.
»Wer hat Sie geschickt ?« Jonsons Stimme wurde um eine Nuance schärfer.
Iwan sah den verbrecherischen Chefpiloten wie
die Silhouette eines Scherenschnitts vor sich. In dem schummrigen Kellerraum
war ebenfalls das kleine, vergitterte Fenster mit einem Wolltuch verhängt.
Links und rechts sickerte müde etwas Tageslicht herein.
Und eine künstliche Lichtquelle
einzuschalten, daran dachte Jonson entweder nicht, oder er tat es absichtlich
nicht.
»Ich hab’s Ihnen schon gesagt. Scotland-Yard
...«
»Ich glaube Ihnen nicht! Da steckt mehr
dahinter. Hat Baptiste Simon ausgeplaudert ?«
»Ich habe nie von einem Baptiste Simon
gehört...«
»Nun - Sie wissen offensichtlich nicht, in
welcher Gefahr Sie sich befinden. Sie werden sich schon gewundert haben über
die Großartigkeit meiner kompletten Sammlung... ja, in Ihren Augen mag ich wohl
verrückt sein. Ich bin jetzt einundvierzig Jahre alt. Als ich zwanzig war, hat
alles angefangen. Da schenkte man mir ein Buch. Es handelte vom Leben im alten
Ägypten. Seit dieser Zeit war ich fasziniert vom Wissen der Menschen und deren
Können, von der Kultur und Geschichte eines Landes, über das wir hier viel zu
wenig wissen. Ich machte meine erste Reise. Ich brachte die ersten kultischen
Gegenstände mit. Dies war der Grundstock meiner Sammlung. Dann, eines Tages,
entdeckte ich in Paris auf dem Flohmarkt einen alten Sarkophag. Er war nicht
sehr schön, aber er war alt. Und darauf kam es mir an. Also erwarb ich ihn. Im
Lauf der Jahre kamen neue Sammlerstücke hinzu. Ich korrespondierte mit anderen
Sammlern in aller Welt, tauschte oder kaufte, wie es sich gerade ergab. Heute
besitze ich hunderteinundsechzig Sarkophage und hundertzwanzig Mumien. Wie
wichtig die Mumien für mich geworden sind, werden Sie verstehen, wenn Sie das
Folgende hören:
Mene-thol-hep I. braucht sie! Sie werden
seine ersten Diener und Helfer sein, seine ersten Vertrauten, die er außer mir
und Ralph hat. Er ist Kunststudent. Ein Besessener, wie ich es war und noch
immer bin. Das Experiment, das wir durchzuführen begonnen haben, ist einmalig
auf der ganzen Welt und wird sie aus den Fugen reißen ...«
X-RAY-7 ließ seinen Blick in die Runde gehen.
Genau ihm gegenüber standen aufrecht drei Sarkophage. Sie waren geöffnet. Ihre
Kopfenden waren versehen mit dunklen, goldfarbenen Gesichtern, die einen
auffallend schönen Kopfschmuck trugen.
Die Mumien darin waren eingewickelt und
standen aufrecht. Die Deckel der Behältnisse waren abgehoben und standen neben
den Sarkophagen.
Die Oberflächen sahen aus wie blank poliert,
und das durch die Ritzen sickernde Tageslicht lag schimmernd auf der
farbenprächtigen Zeichnung, mit der die Deckel versehen waren.
Das ganze Haus Charles Jonsons war ein einziges
Museum. Und das Sonderbare daran - kein Mensch hatte etwas davon geahnt!
Immer hatte er es verstanden, ein gespaltenes
Leben zu führen. Er war der zuverlässige, sympathische Pilot, der für einen
anderen die Kastanien aus dem Feuer holte, indem er sich in Kairo mit einem
Mann traf, der ihm verriet, wie man am besten Mene-thol-heps Kopf entführte.
Triumphierend wußte Jonson davon zu
berichten, daß er seine Bekannten und Freunde an der Nase herumgeführt hatte.
Er erzählte auch von Baptiste Simon, einem Sammler aus Paris, der ebenfalls über Kostbarkeiten aus Ägypten
verfügte.
»Und nun -«, mit diesen Worten breitete er
beide Arme aus, als wolle er die ganze Umgebung umfassen und deutete dann nach
oben, »gehört das meiste, das er besessen hat, mir! Dabei bin ich im Grund
genommen ein armer Mann. Im Gegensatz zu Baptiste
Simon, dem
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