SGK330 - Tanzplatz der Verfluchten
machte , konsequent
durchzugreifen.
Selma konnte flehen, wie sie wollte.
Brent kannte kein Erbarmen.
Die Hexe wurde ohnmächtig und brach
zusammen. Aber sie lebte noch immer. Die Kraft des Kreuzes allein reichte nicht
aus, sie völlig auszulaugen. In fast zwei Jahrhunderten war es ihr gelungen
Kräfte zu mobilisieren, die auf Anhieb nicht zu beseitigen waren.
X-RAY-3 war dem Zufall dankbar, der
ihn hierher geführt hatte, und Erleichterung machte sich in ihm breit, als er
erkannte, dass das geweihte Kreuz ihm die Möglichkeit
verschaffte, schnell weitere wichtige Entscheidungen zu treffen, ehe
Hexen-Selma sich wieder erholte.
Wie eine lebensgroße Marionette, der
man die Fäden gekappt hat, lag sie am Boden. Ihr Körper war gekennzeichnet.
Deutlich war die Druckstelle zu sehen, die das Kruzifix auf ihrer Haut
hinterlassen hatte.
Es schien, als wäre sie mit einem
riesigen Brandeisen gestempelt worden . ..
X-RAY-3 entfaltete rege Aktivität.
Er nahm Kontakt mit den kommunalen
Behörden auf und mit einer überregionalen Stelle.
Noch in der gleichen Nacht taten sich
entscheidende Dinge, die nur einer Hand voll Eingeweihter bekannt wurden.
Der Dorfpfarrer wurde ebenfalls
benachrichtigt.
Auf dem örtlichen Friedhof wurde eine
Grube ausgehoben, die Erde mit Weihwasser besprengt, die bewusstlose Hexen-Selma, die aus dem Körper Horst Kaichens hervorgegangen war, wurde in einen massiven Eichensarg gelegt. Der wurde mit
mehreren geweihten Kerzen versehen, sowohl inner- als auch außerhalb.
Es wurde noch mehr getan.
Der Sarg wurde in einem Betonwürfel
eingeschlossen.
Die Grabstätte wurde von einer Art
Bauzaun umschlossen, und es wurde vereinbart, dass bis zum Trocknen des Betons Tag und Nacht zwei Männer die Stelle bewachen
sollten.
Noch ehe der Morgen graute, waren alle
notwendigen Vorbereitungen abgeschlossen.
Morna Ulbrandson traf ein und wurde
Zeugin der letzten Dinge.
»Eigentlich hatte ich mit dir etwas
ganz anderes vor«, ließ Larry Brent sie wissen, während er sie unterhakte. »In
der kommenden Nacht wollten wir den Kessel zwischen den Felsen beobachten und
dich als Köder einsetzen. Ich bin froh, dass es
anders gekommen ist...«
Die charmante Schwedin sah ihn von der
Seite her an. »Hoffen wir, dass es wirklich seinen Abschluss gefunden hat. Die Walpurgisnacht haben wir erst
noch vor uns, Sohnemann ...«
»Mal den Teufel nicht an die Wand,
Schwedengirl !«
Als sie zum Gut Peter Gesslers zurückkehrten, hielt sich eine Person dort auf,
die sie nicht erwartet hatten.
»Kunaritschew !« entfuhr es Larry und Morna wie aus einem Mund.
Der Mann mit dem wilden Haarschopf und
dem nicht minder wilden Vollbart grinste von einem Ohr zum anderen. »Ich hab’s
im Hospital nicht länger ausgehalten«, sagte er fröhlich. »Es geht mir
glänzend. Ich hab’ ’nen Schluck aus meiner eisernen Reserve genommen und mir
’ne Zigarette angezündet. Seit diesem Augenblick hat kein Mensch mehr nach mir
gesehen. Der Korridor war wie leergefegt. Unnötigerweise wollte ich das
Krankenbett nicht belegen. Ein anderer braucht es vielleicht dringender als
ich. Da hab’ ich im Schwesternzimmer mir selbst einen Entlassungsschein
geschrieben und bin mit ’nem Taxi hierhergekommen. Ich freu’ mich, euch alle
bei guter Laune zu sehen ...«
Kunaritschew machte wirklich den
Eindruck, als hätte er den seltsamen Zustand, in dem er nach seinem Aufenthalt
in der anderen Sphäre sich befunden hatte, völlig überwunden.
Gemeinsam mit Peter Gessler saßen sie noch lange im Wohnzimmer und beleuchteten
diesen unheimlichen Fall von allen Seiten.
Aufgrund der Papiere, die Gessler ihnen überließ, kamen sie auch dahinter, was es mit
den schwarzen Personen auf sich hatte, die mehrfach im Zusammenhang mit
Hexen-Selma an verschiedenen Orten aufgetaucht waren.
Es waren Helfer aus der Geisterwelt,
in der die Hexe zu Hause war. Sie verkehrten in verschiedenen Zeiten und
tauchten überall dort auf, wo unheimliche Dinge ihren Lauf nahmen. Auch über
»Franz« erfuhren sie einiges aus dem Mund Gesslers .
Er war ein Sucher nach der Wahrheit gewesen - und gescheitert.
Obwohl sie alle übernächtigt waren,
gönnten sie sich in Gesslers Haus nur eine kurze
Ruheperiode.
Nach einer Stunde Schlaf waren sie
wieder am runden Tisch im Wohnzimmer vereint. Im ganzen Haus roch es nach
Kaffee. Es gab frischgebackenes Brot, selbstgemachte Butter und hausgemachte
Wurst.
Gestärkt verließen die Freunde das
Anwesen.
Den ganzen Tag über hielten sie
Weitere Kostenlose Bücher