SGK330 - Tanzplatz der Verfluchten
Grab nehmen! Lebendig müsste man mich
begraben, und die Grabstätte mit
geweihten Kreuzen umstellen.
Das würde den Bann brechen - aber
niemand weiß es, auch jene schlauen Köpfe wussten es
nicht, die mein Leben zu durchleuchten versuchten ... und jetzt werde ich dich
töten, Gessler !
Nichts und niemand wird mich daran
hindern...«
Der Blick des alten Mannes ging hin
über zu der Wand, an der ein großen Kreuz hing. Selma
wandte dem Kruzifix den Rücken zu.
Gessler war wie gelähmt. Der Blick aus ihren
kaltglitzernden Augen schien alle Kraft aus seinem Körper zu ziehen.
Die schmalen Hände mit den langen,
sensiblen Fingern legten sich um seinen Hals und drückten mit einer Kraft zu,
die man diesem Körper nicht zu traute.
Da schepperte und splitterte es ...
Das Fenster zersprang, eine Gestalt
schwang sich in den Raum.
Hexen-Selma wich mit einem spitzen
Aufschrei herum.
Da war der Mann schon vor ihr.
Larry Brent!
Der PSA-Agent nutzte das
Überraschungsmoment voll aus. Er riss die Hexe herum,
schleuderte sie gegen die Wand, an der das große Holzkreuz hing und nahm es
blitzschnell vom Haken, ehe die »rote Selma« zur Gegenwehr kam. Und das Kreuz
zeigte sofort seine Wirkung, als er es gegen ihren Leib presste .
Es war achtzig Zentimeter lang und bedeckte ihren gesamten Oberkörper, ihren Leib ...
Selma wand sich wie unter Krämpfen. An
den Stellen, wo das Kreuz ihren Körper berührte, stiegen schwefelgelbe Dämpfe
auf, und es roch ätzend, als hätte die Hölle ihre Pforten geöffnet.
»Loslassen ... lass ’
mich frei !« presste die Frau
hervor. »Es soll dein Schaden nicht sein ...«
Larry schüttelte den Kopf. »Ich war lange
hinter dir her, und es war viel Glück dabei, dass ich
Zeuge von dem wurde, was du alles gesprochen hast. Es vervollständigt mein
Wissen über dich ... du bist kein Mensch, sondern ein Monstrum, von der Hölle
gezeugt und erhalten, von den Geistern aus der Welt der Finsternis unterstützt.
Du erhältst dir dein ungeheuerliches Leben durch das Sterben anderer,
unschuldiger Menschen ... bisher gelang es nie, dir das Handwerk zu legen, weil
man dich nie richtig erkannt hat. Das soll diesmal dein wirkliches Ende sein
...«
Er presste sie mit seiner ganzen Körperkraft gegen die Wand. Das Kreuz war in Dämpfe
gehüllt. Selma war unfähig, sich zu rühren.
Gessler torkelte an Brents Seite. Mit
schreckgeweiteten Augen verfolgte er das nicht alltägliche Schauspiel.
Larry nickte ihm aufmunternd zu. »Wir
werden es schaffen. Ich bin ein Freund von Iwan Kunaritschew ... ihm haben wir
es zu verdanken, dass ich hier noch mal nach dem
rechten sah ...«
Rasch berichtete er von seiner
Verfolgungsjagd und seiner Ankunft. Während der Fahrt war es ihm nicht
gelungen, den metallicgrauen CD 5 E ausfindig zu
machen. Er suchte die Stelle auf, die sich Kunaritschew unter die Lupe hatte
nehmen wollen. Er stieß auf dessen abgestelltes Fahrzeug, fand aber den Freund
zunächst nicht. Beunruhigt suchte er die Umgebung ab. Da entdeckte er den
Russen wie im Rausch auf einem Feld. Iwan wusste nicht, wo er sich befand, hatte Schwierigkeiten mit seinem Gleichgewichtssinn
und Sehstörungen. Der Russe nahm zwar hin und wieder einen zur Brust, betrank
sich aber nie. Selbst der schärfste Tropfen warf ihn nicht um. So kam Larry
erst gar nicht der Gedanke, dass der Freund betrunken
sein könnte.
Kunaritschew litt unter den
Nachwirkungen eines Ereignisses, das er nur unvollkommen wiedergeben konnte.
Er sprach von der Sekte, dem fremden
Mädchen, in dem er Kerstin, die Freundin von Horst Kaichen, zu erkennen
geglaubt hatte, von Kali, der Göttin des Blutes... er sprach von einem Mann namens
»Franz«, der ihn gerettet hatte, der offensichtlich dem Geheimnis der »roten
Selma« auf der Spur war. Kunaritschew, das begriff Larry, nachdem er Zeuge der
Ausführungen Hexen-Selmas geworden war, stand unter den Nachwirkungen eines
Zeitschocks. Er war für kurze Zeit an einem anderen Ort, in einer anderen Zeit
gewesen. Die unheimliche Kraft, der auch die »rote Selma« sich bediente, kehrte
in gewissen Nächten im Kessel zwischen den Felsen wieder. Und der Ort stand in
diesen Stunden unter den Gesetzen einer anderen Wirklichkeit.
Larry brachte den Freund umgehend ins
Hospital zur weiteren Beobachtung, obwohl Iwan bei seiner Einlieferung bereits
erste Anzeichen zeigte, dass die Symptome sich
abschwächten.
X-RAY-3 fuhr zum Gut Peter Gesslers weiter und wurde Zeuge eines Dialogs, der ihm die
Entscheidung leicht
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