Shades of Grey - Gefährliche Liebe: Band 2 - Roman (German Edition)

Ich suche die Kommodenschubladen nach seinen Krawatten ab. In der untersten Schublade stoße ich auf seine alten, zerschlissenen Jeans, die er im Spielzimmer immer getragen hat – die, in denen er so verdammt heiß aussieht. Zärtlich streiche ich mit der Handfläche darüber. Wie herrlich weich sich der Stoff anfühlt.
    Darunter befindet sich ein flacher schwarzer Karton, der augenblicklich mein Interesse weckt. Was mag er darin aufbewahren? Ich betrachte ihn. Wieder komme ich mir vor, als würde ich schnüffeln. Ich ziehe ihn heraus und schüttle ihn. Er ist ziemlich schwer, als befänden sich irgendwelche Unterlagen darin. Ich kann nicht widerstehen und hebe den Deckel an – und klappe ihn sofort wieder zu. Verdammte Scheiße! In dem Karton liegen Fotos aus dem Spielzimmer. Schockiert versuche ich, das Bild aus meinem Kopf zu verbannen. Wieso musste ich den Deckel anheben? Und wieso hat er sie aufbewahrt?
    Ich erschaudere. Mein Unterbewusstsein macht ein finsteres Gesicht. Das war vor deiner Zeit. Vergiss die Fotos.
    Absolut richtig. Als ich mich aufrichte, sehe ich eine Krawatte am Ende der Kleiderstange hängen. Ich schnappe meine Lieblingskrawatte und flüchte aus dem begehbaren Kleiderschrank.
    Diese Fotos sind VA – Vor Ana . Mein Unterbewusstsein nickt zustimmend, trotzdem gelingt es mir nicht, meine Niedergeschlagenheit abzuschütteln, als ich das Wohnzimmer betrete. Mrs. Jones lächelt mir freundlich zu, doch beim Anblick meiner Miene runzelt sie die Stirn.
    »Alles in Ordnung, Ana?«, erkundigt sie sich besorgt.
    »Ja«, antworte ich abwesend. »Haben Sie zufällig einen Schlüssel für … äh … das Spielzimmer?«
    Sie hält kurz inne. Meine Frage scheint sie zu überraschen.
    »Ja, natürlich.« Sie löst einen kleinen Schlüsselbund von ihrem Gürtel. »Was möchten Sie gern zum Frühstück, meine Liebe?«, fragt sie und reicht mir die Schlüssel.
    »Nur ein bisschen Müsli. Ich bin gleich wieder hier.«
    Inzwischen bin ich mir wegen meines Geschenks nicht mehr ganz so sicher, was jedoch nur an den Fotos liegt. Es hat sich rein gar nichts geändert , schnauzt mich mein Unterbewusstsein an und wirft mir über den Rand seiner Lesebrille hinweg einen vernichtenden Blick zu . Das eine Foto, das du gesehen hast, war doch total heiß , meldet sich meine innere Göttin zu Wort. Ich ziehe ein finsteres Gesicht. Ja, allerdings – zu heiß für meinen Geschmack.
    Was hält er sonst noch unter Verschluss? Eilig beginne ich, die Kommode zu durchforsten, bis ich gefunden habe, was ich brauche, und schließe den Raum wieder hinter mir ab. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn José das Spielzimmer heute Abend zufällig entdecken würde!
    Ich gebe Mrs. Jones die Schlüssel zurück und mache mich über mein Frühstück her. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, ohne Christian hier zu sitzen. Das Foto aus dem Karton geistert mir noch immer im Kopf herum. Ich frage mich, wer die Frau war. Leila, vielleicht?
    Auf dem Weg zur Arbeit grüble ich, ob ich Christian von meiner Entdeckung erzählen soll. Nein , schreit mein Unterbewusstsein und legt sich in bester Munch-Tradition die Hände auf die Wangen. Wahrscheinlich hat es Recht.
    Als ich mich an den Schreibtisch setze, summt mein BlackBerry.
    Von: Christian Grey
    Betreff: Oberflächen
    Datum: 17. Juni 2011, 08:59 Uhr
    An: Anastasia Steele
    Meiner Berechnung nach bleiben noch mindestens dreißig Oberflächen, die es zu benutzen gilt. Ich freue mich schon auf jede Einzelne davon. Dann sind da noch der Fußboden, die Wände – und nicht zu vergessen, der Balkon.
    Und danach bleibt noch mein Büro …
    Du fehlst mir. X
    Christian Grey
    Unzüchtiger CEO, Grey Enterprises Holdings, Inc.
    Beim Anblick seiner Mail muss ich grinsen, und all meine Vorbehalte lösen sich in Luft auf. Wenn er mich jetzt will … Die Erinnerung an unsere Abenteuer des gestrigen Abends kommt mir wieder in den Sinn – im Aufzug, im Flur, im Bett. Unzüchtig, der Begriff ist absolut zutreffend. Und zwar für uns beide.
    Von: Anastasia Steele
    Betreff: Romantik?
    Datum: 17. Juni 2011, 09:03 Uhr
    An: Christian Grey
    Mr. Grey,
    Sie können wohl auch nur an das Eine denken.
    Ich habe Sie vorhin beim Frühstück vermisst.
    Aber Mrs. Jones war sehr entgegenkommend.
    A x
    Von: Christian Grey
    Betreff: Erwachte Neugier
    Datum: 17. Juni 2011, 09:07 Uhr
    An: Anastasia Steele
    Inwiefern war Mrs. Jones entgegenkommend?
    Was führen Sie im Schilde, Miss Steele?
    Christian Grey
    Neugieriger CEO, Grey