Shades of Grey - Gefährliche Liebe: Band 2 - Roman (German Edition)
Tango?«, flüstere ich. Es ist, als hätte jemand sämtliche Luft aus meinen Lungen gepresst. »Nein!«
Neunzehn
I ch sitze vor dem Kamin in Christians Wohnung und starre wie gebannt in die flackernden Flammen mit den bläulichen Spitzen. Trotz der Hitze, die vom Feuer ausgeht, und der Decke um meine Schultern ist mir eiskalt. Bis ins Mark.
Vage registriere ich Stimmen rings um mich herum, leise, gedämpfte Stimmen, so weit entfernt, dass sie kaum an meine Ohren dringen. Ich kann die Worte nicht ausmachen. Das Einzige, worauf ich mich konzentrieren kann, ist das leise Zischen des Gases im Kamin.
Meine Gedanken kreisen unablässig um das Haus, das wir gestern besichtigt haben, mit seinen echten Kaminen, in denen man richtiges Holz anzünden kann. Ich würde so gern einmal mit Christian vor einem richtigen Kaminfeuer schlafen. Vor dem Kamin dieses Hauses. Ja, das wäre schön. Bestimmt würde er sich etwas einfallen lassen, um es zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen, so wie immer, wenn wir miteinander schlafen. Und auch, wenn wir einfach nur vögeln. Ja, auch diese Momente sind unvergesslich. Wo ist er nur?
Ich kann den Blick nicht von den züngelnden Flammen wenden. Stattdessen sitze ich da, wie betäubt, voll und ganz auf ihre glühend heiße Schönheit konzentriert. Ich bin regelrecht verhext von ihrem Anblick.
Anastasia, du hast mich regelrecht verhext.
Das hat er zu mir gesagt, als er zum ersten Mal über Nacht geblieben ist. O nein …
Ich schlinge mir die Arme um den Oberkörper, während die Realität allmählich in mein Bewusstsein sickert und die gähnende Leere in meinem Innern noch schmerzlicher werden lässt. Charlie Tango gilt als vermisst.
»Ana. Hier.« Mrs. Jones’ sanfte Stimme reißt mich aus meiner trüben Gedankenwelt ins Hier und Jetzt zurück, in die qualvolle Wirklichkeit. Sie reicht mir eine Tasse Tee. Dankbar nehme ich sie entgegen. Das Klirren des Porzellans verrät, wie heftig meine Hände zittern.
»Danke«, hauche ich. Meine Stimme ist heiser von all den ungeweinten Tränen und dem dicken Kloß in meiner Kehle.
Mia sitzt mir gegenüber auf der riesigen Couch und hält Grace’ Hand. Die Angst und der Kummer haben sich tief in ihre hübschen Gesichter eingegraben. Grace wirkt mit einem Mal deutlich älter als sonst – eine Mutter, die außer sich vor Sorge um ihren Sohn ist. Ich betrachte die beiden leidenschaftslos. Ich bringe nicht die Kraft auf, ihnen ein aufmunterndes Lächeln zu schenken, ja, noch nicht einmal Tränen – ich habe keine. Da ist nichts, nur die gähnende Leere in mir, die sich immer weiter ausbreitet. Mein Blick bleibt an Elliot, José und Ethan hängen, die sich um die Frühstückstheke versammelt haben. Verschwommen nehme ich ihre ernsten Gesichter wahr, während sie leise über irgendetwas diskutieren. Hinter ihnen werkelt Mrs. Jones in der Küche herum.
Kate sitzt im Fernsehzimmer vor den Lokalnachrichten. Ich höre die Stimmen aus dem riesigen Plasmagerät. Ich ertrage es nicht, die Eilmeldung – CHRISTIAN GREY VERMISST – und sein wunderschönes Gesicht auf dem Bildschirm zu sehen.
Mir wird bewusst, dass sich noch nie so viele Menschen auf einmal in diesem Raum befunden haben, doch seine eindrucksvolle Größe lässt sie wie Zwerge wirken – kleine Inseln verlorener, verängstigter Menschen in Christians Zuhause. Wie würde er es wohl finden, wenn er wüsste, dass sie alle hier sind?
Taylor und Carrick sind mit den Behörden in Kontakt, die nur häppchenweise Informationen herauslassen, aber im Grunde lässt sich die Situation mit wenigen Worten zusammenfassen: Christian wird vermisst. Seit acht Stunden. Es gibt keinerlei Lebenszeichen von ihm, kein einziges Wort. Inzwischen musste die Suche abgebrochen werden, weil es zu dunkel ist. Und wir wissen immer noch nicht, wo er sein könnte. Er könnte verletzt sein, hungrig. Oder noch Schlimmeres.
Ich sende ein weiteres Stoßgebet gen Himmel. Lieber Gott, bitte mach, dass es Christian gut geht. Bitte mach, dass ihm nichts passiert ist . Wieder und wieder sage ich es mir vor, wie ein Mantra, etwas, woran ich mich in meiner Verzweiflung klammern kann. Ich weigere mich, vom Schlimmsten auszugehen. Nein, das werde ich nicht tun. Noch besteht Hoffnung.
»Du bist mein Rettungsanker.«
Christians Worte kommen mir wieder in den Sinn. Ja, es gibt immer Hoffnung. Man darf nicht verzweifeln. Seine Worte hallen in meinen Gedanken wider.
»Ich bin jetzt überzeugter Verfechter der sofortigen
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