Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
Vom Netzwerk:
und ein Schirmchen lagen achtlos hingeworfen auf dem nahen Sofa.
    »Hallo Selene«, sagte sie und ließ ein betörendes Lächeln aufblitzen.
    Selene hielt inne, doch ihre Röcke schwangen weiter. Ihr Saum raschelte über den Marmorboden. »Helena.«
    »Nun, sieh mich nicht so an.« Helena kam nähergeschlendert. Sie sprach mit leiser, seidiger Stimme, und ihre blauen Augen musterten Selene von Kopf bis Fuß. »Wir sind schließlich alte Freundinnen, nicht wahr? Es ist so lange her, seit wir uns das letzte Mal unterhalten haben.«
    »Bezeichnen Sie uns nicht als Freundinnen«, antwortete Selene. »Das waren wir niemals.«
    Helena stieß ein brüchiges Lachen aus. »Du bist genau wie deine Mutter. Eifersüchtig und nachtragend.«
    »Sie haben versucht, ihr Marc Antonius wegzunehmen. Was haben Sie erwartet?«
    Selene wappnete sich gegen Helenas Antwort.
    Helena. Rourke. Helena und Rourke. War Helena hier, um mit Rourkes Rückkehr in ihr Bett zu prahlen?
    Sie kämpfte gegen den Drang, sich die Ohren zuzuhalten. Helena gab gern mit den wichtigen und mächtigen Männern an, die ihrem Zauber zum Opfer fielen. Wenn sie gekommen war, um sie wegen Rourke zu verhöhnen …
    Helena zuckte die Achseln. »Als ob du keinen Sinn für einen kleinen, freundschaftlichen Wettbewerb unter historischen Verführerinnen hättest. Du musst mir nicht gleich ein Messer an die Kehle setzen.«
    »Warum sind Sie hier?«
    Helena richtete sich auf. Sie legte eine zierliche Hand an ihre Taille und reckte das Kinn vor. »Ich glaube, das weißt du.«
    Selene verspürte Brechreiz, antwortete aber: »Sie wissen, dass ein Amaranthiner nicht die Gedanken eines anderen lesen kann.«
    Helenas Augen wurden schmal. »Sag es mir ins Gesicht, Selene. Es ist klar, was passiert ist.« Sie ging auf und ab und verschränkte die schlanken Arme über den Brüsten. »Helena lernt ihre kleine Lektion. Helena bekommt eine Dosis ihrer eigenen Medizin zu schmecken. Er ist davongegangen … mit dir … in ›offiziellen Angelegenheiten‹ für die Ahnen. Seit seiner Rückkehr nach London war er nicht wieder bei mir.«
    Selene hörte zu.
    Helena plapperte weiter. »Ich bin keine Närrin, kleines Mädchen. Dies war deine Chance zu versuchen, mir wehzutun. Es mir heimzuzahlen. Nun, du hast gewonnen. Bitte, ich gebe es zu.« Zu Selenes Entsetzen füllten sich Helenas Augen mit Tränen. »Jetzt gib ihn mir zurück.«
    »Avenage gehört mir nicht, sodass ich ihn zurückgeben könnte.«
    Helena blinzelte, und ihre Augen weiteten sich. »
Was?
«
    »Aber wenn er mir gehörte, würde ich ihn behalten. Für immer.«
    Mit offenem Mund und tränenfeuchten Augen riss Helena ihren Schleier und den Schirm an sich und spazierte zu Tür, sichtlich verärgert darüber, sich ganz umsonst gedemütigt zu haben.
    Es folgte ein harscher Wortwechsel im Foyer zwischen Selenes Besucherin und dem Diener. Sie verlangte ihren Schal, und er beeilte sich zu gehorchen, dann wurde die Tür geöffnet und geschlossen.
    Selene stand lange Zeit schweigend da und wusste nicht, ob sie frohlocken oder weinen sollte.
    Rourke besuchte Helena nicht mehr.
    Aber ebenso wenig hatte sein unsterblicher Schatten ihre Türschwelle verdunkelt.
    Selene zog ihren langen, schwarzen Umhang an und küsste Mark und Mina auf die Wange. »Gute Nacht. Wir sehen uns morgen beim Frühstück.«
    Ein Diener hielt ihr die Tür auf, und sie rauschte in die hereinbrechende Nacht hinaus. Bodennebel umwehte ihren Rocksaum, als sie den schmalen Gehweg zur Straße nahm. Heute Abend fuhr Shrew die Kutsche. Sie wedelte ihm mit ihren behandschuhten Fingern zu, und er kicherte. Sie kletterte die Stufen hinauf …
    Sie sah sich einem Paar blassgrüner Augen gegenüber.
    Avenage streckte seine behandschuhte Hand aus. »Gräfin.«
    Ihr stockte der Atem, als sie ihre Hand in seine legte und sich an ihm vorbeischob, um sich neben Tres auf die Lederbank zu setzen. Rourke nahm ihr gegenüber Platz. Die Situation bot keine Möglichkeit zu einem Gespräch. Die Kutsche fuhr an, und Leeson breitete eine Karte auf ihren Knien aus. Als sie in Whitechapel ankamen, hatte jeder von ihnen sein Territorium für die Nacht zugewiesen bekommen.
    Der Wagen verlangsamte das Tempo, und sie stiegen aus, glitten in verschiedene Richtungen Gassen hinunter, in Pensionen oder Kneipen.
    Während der nächsten drei Stunden schlenderte Selene zwischen den Prostituierten und Betrunkenen umher und hielt ihren Geist offen für jede Spur des Anormalen, die sie zu Tantalos oder

Weitere Kostenlose Bücher