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Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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die Geschichtsbücher füllen, während Ihre ein Rätsel bleiben.«
    Er zog die Brauen hoch. »Wenn Sie so neugierig sind, können Sie sich gern im Dorf erkundigen. Ich bin davon überzeugt, dass mit der Zeit alle möglichen interessanten Details hinzugefügt worden sind.«
    Sie zuckte die Achseln und stellte das Glas auf einen runden Beistelltisch. »Ich würde Ihre Geschichte lieber von Ihnen hören.«
    Die Schatten unter seinen Wangenknochen vertieften sich. »Was soll ich jemandem wie Ihnen schon erzählen, einer Frau, die Jahrhunderte hat kommen und gehen sehen.«
    »Erzählen Sie es mir.«
    Er zuckte die Achseln. »Ich war ein Waisenknabe, großgezogen im Haus eines Onkels. Ich habe ihm gedient und kämpfen gelernt. Schließlich kam ich mit Wilhelm nach England.«
    »Als ein Sterblicher damals?«
    »Ja.«
    »Dann müssen Sie bei Hastings gekämpft haben.«
    »Das habe ich.« Er starrte in sein Glas. »Und anschließend hat Wilhelm mich mit Swarthwick belohnt.«
    »Wann genau sind Sie zu einem Unsterblichen und seinem Rabenkrieger geworden?«
    Er schaute ins Feuer. »Lassen Sie uns über etwas anderes reden, ja?«
    »In Ordnung.« Sie zog die Decke fester um die Schultern. »Lassen Sie uns über diesen Ort reden. Den Ort, wo …«
    »Wohin Sie mir gefolgt sind«, warf er scharf ein.
    »Um Ihnen zu sagen, dass das Abendessen fertig war.«
    Er beugte sich auf dem Stuhl vor. Seine Schultern versteiften sich. Sogar sein Hals und seine Miene verschlossen sich.
    Selene hakte sanft nach: »Das Felsplateau. Erzählen Sie mir davon.«
    Verflucht sei das dämmrige Licht – Dunkelheit hatte früher nichts vor ihrem amaranthinischen Blick verbergen können. Jetzt kaschierte sie seinen Gesichtsausdruck. Aber genauso verräterisch war die Art, wie er sich höher aufrichtete, herrischer auf seinem thronähnlichen Stuhl saß und die Schultern gegen die Rückenlehne drückte. »Es gibt keine Geschichten oder Legenden zu erzählen. Es ist einfach ein gefährlicher Ort.«
    »Aber …«
    »Gehen Sie nicht noch einmal dorthin, Gräfin.«
    Bei seinem Tonfall stellten sich ihr die Nackenhaare auf. Es erzürnte sie, gesagt zu bekommen, was sie tun sollte und was nicht. Wenn nur ihre Stärke und ihre Kräfte zurückkehren würden, würde sie ihn daran erinnern, dass sie in jeder Schlacht Seite an Seite mit ihm stehen und genauso viele Gegner erschlagen konnte wie er. Ah, aber sie hatte keine Kräfte. Sie hatte nichts als einen verstauchten Knöchel, ein angeschlagenes Selbstbild und keine Hoffnung darauf, jemals wieder seine schützende Mauer durchbrechen zu können.
    »Ich glaube, ich würde mich gern zurückziehen«, flüsterte sie.
    »Also schön.« Er stand auf und wirkte gleichzeitig angespannt und erleichtert. »Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht.«
    Stille lastete zwischen ihnen, während er, wie sie vermutete, darauf wartete, dass sie aufstand. Schließlich schaute er auf ihren Knöchel auf dem Kissen.
    »Oh, ja«, murmelte er. »Ich verstehe.«
    »Sie brauchen mich nicht nach oben zu tragen. Wenn Sie mir einfach eine Decke holen, werde ich heute Nacht hier schlafen.«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich.«
    Mit starken Armen hob er sie von dem Sofa. Als ein stechender Schmerz ihren Knöchel durchzuckte, biss sich Selene auf die Unterlippe.
    »Es tut mir leid.« Er lagerte sie in seinen Armen um, neigte sie sachte zu sich hin.
    »Das muss es nicht«, murmelte sie und starrte auf sein Ohr, das von einer mahagonifarbenen Strähne seines Haars umrahmt wurde. Er hatte kleine Ohren, aber nicht zu klein. Köstliche Ohren. Perfekt, um sie zu küssen.
    Zwangsläufig schlang sie die Arme um seinen Hals. Ihre in dem Korsett steckenden Brüste pressten sich gegen seinen festen Oberkörper. Sein Körper … sein Duft … versetzten ihren Geist in einen mittlerweile vertrauten Zustand der Benommenheit.
    Er trug sie aus dem Raum und durch einen schmalen Flur, der zu beiden Seiten von flackernden Laternen erhellt wurde. Sie war nicht blütenzart. Sie war größer als die meisten sterblichen Männer, und doch fühlte sie – die niemals einen Beschützer gewollt oder gebraucht hatte – sich sicher und auf sanfte Weise weiblich in seinen Armen. Die Muskeln seines Halses und der Schultern spannten sich unter ihren Händen an, während er mit ihr die steinerne Treppe hinaufging. Allzu schnell hatte er ihren Türknauf gedreht und war eingetreten. Weder berührte er sie länger als nötig, noch verweilte sein Blick auf ihr, als er sie aufs Bett

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