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Shadow Guard: So still die Nacht (German Edition)

Shadow Guard: So still die Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: So still die Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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…«
    Er schluckte hörbar. Es sah ihm gar nicht ähnlich, zu stottern.
    »Ja?« Traffords Augenbrauen wölbten sich nach oben.
    »Ich bin heute Morgen aus einem bestimmten Grund hergekommen, um mit Ihnen zu sprechen. So früh, so schrecklich früh, ich muss mich entschuldigen.« Mark nahm ein Taschentuch hervor und wischte sich die Stirn ab. Gütiger Gott, er schwitzte sonst nie.
    »Es sind keine Entschuldigungen nötig. Ich bin ein Frühaufsteher und heiße Ihre Gesellschaft willkommen.« Trafford nickte und schlug die Beine übereinander. Sein lederner Pantoffel baumelte von seinen Zehen. »Wollen Sie mir nun Ihren Grund nennen?«
    Verflixt. Er konnte kaum atmen. »Ich habe eine dringende Angelegenheit mit Ihnen zu besprechen. Einen … Antrag.«
    »Einen Antrag. Was für eine interessante Wortwahl.« Trafford beugte sich vor und wählte zwei Zigarren aus der hölzernen Kiste auf seinem Schreibtisch. Dann nahm er eine kleine, glänzende Silberschere und knipste sachkundig die Enden ab. Schnipp, schnapp.
    »Ich bin ziemlich hingerissen von einer jungen Dame in Ihrem Haushalt.«
    »Oh ja?« Freude ließ Traffords Züge weich werden. Tatsächlich wirkte er geradezu überglücklich. »Astrid wird außer sich sein. Sie beide, gestern Abend auf der Tanzfläche. Perfektion. Alle haben Bemerkungen darüber gemacht.«
    Mark belächelte die Peinlichkeit der ganzen Situation. »Es tut mir leid, obwohl Astrid ein ganz reizendes Mädchen ist …«
    »Evangeline.« Traffords Augen weiteten sich. »Noch besser. Sie ist eine bemerkenswerte Gesprächspartnerin. Ein kluges, robustes Mädchen.«
    »Eigentlich, Euer Gnaden, möchte ich Sie um die Erlaubnis bitten, um Miss Limpetts Hand anzuhalten.«
    Dem Grafen fiel die Zigarre aus der Hand.
    Mina hatte während des Rests der Nacht nicht geschlafen. Sie hatte bekleidet an ihrem Schreibtisch gesessen, auf die Mappe gestarrt und es nicht übers Herz gebracht, die vielen hundert Papierschnipsel wegzuwerfen. Stattdessen hatte sie alle eingesammelt und in die Mappe zurückgelegt. Zuerst war da die Rose gewesen, und jetzt dies. Bruchstückhafte Bilder schwirrten durch ihren Kopf. Leuchtende Augen in der Krypta. Der maskierte Schauspieler auf der Straße, der die gleiche Art Rose verteilt hatte. War all das dazu gedacht, sie in den Wahnsinn zu treiben?
    Irgendjemand versuchte ziemlich geschickt, ihr Angst zu machen. Schlimme Angst. Aber wer? Ein Diener oder jemand von außerhalb des Hauses?
    Oder konnte es ein Mitglied ihrer eigenen Familie sein?
    Sie konnte nicht klar denken. Die Erinnerung an den unwirklichen Nebel in der Nacht ließ sie alles infrage stellen. Wer immer diese Ereignisse eingefädelt hatte, es musste ein Mensch sein … oder?
    Sie betrachtete ihr nicht angerührtes Frühstückstablett. Wie es zu ihrer morgendlichen Gewohnheit geworden war, sammelte sie einige Krümel Brot in der Serviette und verließ ihr Zimmer. Sie brauchte frische Luft. Sie brauchte Sonnenschein. Sie musste klar denken und entscheiden, was zu tun war.
    Im Garten stand ein Diener auf einer Leiter und fischte Laternen aus den Bäumen. Hier und da lagen zerquetschte Blumen und gelegentlich eine Perle oder ein Stück Besatz. Tische und Stühle standen noch draußen, da es während des Unwetters viel zu gefährlich gewesen war, sie noch hineinzubringen.
    Mina ging ans andere Ende des Gartens und machte einige Schritte zu der Stelle hin, wo die Büsche an die Mauer grenzten. Sie legte die Serviette auf den Boden und wich etwas zurück.
    Die Katzen erschienen nicht. Vielleicht waren sie nach der Party und dem Gewitter ein wenig nervös. Sie würde noch ein Weilchen warten.
    Erschöpft bettete sie das Gesicht in die Hände. Vielleicht sollte sie mit ihrem Onkel reden und ihm alles erzählen. Aber sie war sich nicht sicher, und es gab niemanden, der ihr bei der Entscheidung helfen konnte. Vielleicht … vielleicht Mark? Sie wünschte …
    »Sie sind weg, wissen Sie.«
    Als Mina aufschaute, stand Evangeline hinter ihr auf den Stufen, bekleidet mit einem rosa-weiß gestreiften Morgenrock.
    »Wer ist weg?« Sie stand auf.
    »Die Katzen. Lucinda hat die Gärtner Fallen aufstellen lassen. Sie wollte nicht, dass sie während der Party umherstreiften.«
    »Fallen?«
    Evangeline murmelte: »Es tut mir leid, wenn Sie sie gern hatten. Die Gärtner … nun, sie haben dafür gesorgt, dass die Katzen nicht zurückkommen. Sie haben sie getötet.«
    Trauer durchzuckte Mina, ein dumpfer Stich. Ihr Magen krampfte sich zusammen.

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