Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
Punkt die Füße abbrennen können, wenn sie nicht Angst gehabt hätte, sie dabei zu töten. Bei so viel Volt und Getöse würden ein paar billige Muskeln und ein hart arbeitender Rücken verschwinden. Die Götter wussten, dass die beiden ihre faulen Ärsche noch nie hochbekommen hatten. Sie verprassten das Geld, dass sie, Daenaira, im Schweiße ihres Angesichts verdiente, wenn sie die Wäsche machte, die Winifred von den umliegenden angesehenen Häusern annahm. Es war eine Annehmlichkeit, die Zeit ließ für andere Dinge.
Eine Annehmlichkeit zumindest für ihren Onkel und für ihre Tante. Nicht so sehr für sie, Daenaira. Vor allem, seit die Sklaverei illegal war. Doch die Abschottung gegenüber dem größten Teil der Stadt und ihre Kontrollmethoden ermöglichten es ihnen, damit durchzukommen. Sie ließen sie nie vom Grundstück, erzählten ihr nichts über die Welt da draußen. Alles, was sie wusste, hatte sie gelernt, bevor sie ihnen in die Hände gefallen war. Das andere konnte sie sich über die Wäsche, die sie wusch, zusammenreimen. Sie wusste, wenn jemand Sex gehabt hatte, wenn eine Frau ihre Jungfräulichkeit verloren hatte, wenn jemand in einem Kampf verwundet worden war, und manchmal sogar, womit derjenige seinen Lebensunterhalt verdiente. Es war ein kleiner Querschnitt an Informationen eines noch kleineren Teils der Bevölkerung, also nahm sie an, dass es nicht so wichtig war.
Doch das hier kam völlig unerwartet. Sie mussten einen ungeheuer hohen Preis für sie erzielt haben, warum hätten sie sonst ihre Lebensgrundlage weggeben sollen? Außer, sie würde durch jemanden ersetzt, der jünger war und billiger im Unterhalt … und leichter mit Peitschenhieben und Schlägen gefügig gemacht werden konnte.
Mit ihr war es nie einfach gewesen.
Wie dem auch sei, in Anbetracht der Tatsache, dass ihre neuen Eigentümer wohlhabend waren, zog sich ihr vor Sorge der Magen zusammen. Ein Adelshaus, das es riskierte, als Sklavenhalter erwischt zu werden, hatte erheblich mehr zu verlieren als eine Waschfrau. Das bedeutete, dass sie über noch mehr Möglichkeiten verfügten, es vor der Öffentlichkeit geheim zu halten, und ganz andere Dinge von ihr wollten, als dass sie die Wäsche wusch. Es bedeutete, dass sie vor so ziemlich gar nichts Angst hatten.
Daenaira musterte ihre Gegner rasch. Es sah für sie nicht besonders vielversprechend aus. Beide Männer waren groß und kräftig gebaut. Sie waren offensichtlich mehrfach bewaffnet, auch wenn ein Teil davon nicht gleich zu sehen war. Es waren geübte Kämpfer. Wachmänner ihrer Einschätzung nach. Doch wenn sie je aus diesem hellen Licht herauskommen sollte, dann musste sie etwas tun, bevor sie ihre neue Bleibe erreichte.
Genau in diesem Moment drückte Winifred noch einmal die Taste der Fernbedienung. Die Voltzahl war extrem hoch, Dae spürte es augenblicklich. Ihr ganzer Körper wurde davon erfasst, die Haut an ihren Knöcheln und an ihrem Hals brannte noch, als die Wachmänner auf sie zutraten, um sie aufzufangen.
Alles wurde taub und dumpf und dann … zum Glück … schwarz.
* * *
Daenaira wachte auf mit dem Gefühl, dass sie herumgedreht wurde.
Sie versuchte, den Blick scharfzustellen, ihre Augäpfel fühlten sich dick und geschwollen an, wie es oft der Fall war, wenn sie einen starken Elektroschock bekommen hatte. Sie sah die unverwechselbare Silhouette eines Mannes über sich gebeugt. Eines richtig großen Mannes. Sie reagierte, bevor sie wieder ganz bei Bewusstsein war. Sie stieß mit der Hand fest zu, bekam etwas Weiches zu fassen und drückte zu, bis sie auf einen harten Knochen stieß. Als Reaktion spürte sie, wie Blut auf sie spritzte, und sie vermutete, dass sie wahrscheinlich seinen Mund oder seine Nase gepackt hatte. Ein Auge wäre ihr lieber gewesen, doch sie nahm, was sie kriegen konnte.
Sie rollte unter ihm weg und brachte ihre unkoordinierten Muskeln irgendwie dazu, zu kriechen. Bevor sie hinunterfiel, stellte sie fest, dass sie auf einem Bett gelegen hatte. Auf einem Bett! Logisch! Nun, das perverse Schwein hätte sie fesseln müssen, denn sie würde nie zulassen …
Starke Hände schlangen sich von hinten um ihre Arme. Er zog sie hoch, wofür sie dem Dummkopf im Stillen dankte, weil sie so ihre Position stärken konnte. Wahrscheinlich war es nur eine Frage der Zeit, bevor er sie ins Koma beförderte, doch sie würde niemals wach bleiben bei dem, was er vorhatte. Sie spreizte die Beine, um einen besseren Halt zu bekommen, drehte sich nach
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