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Shakespeare, Katz & Co

Shakespeare, Katz & Co

Titel: Shakespeare, Katz & Co Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Garrison
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Strecke zum zweiten Mal schaute sie hoch und sah den Ball hinter dem Zaun verschwinden. Sie wurde langsamer und verfiel in ihren Homerun-Trab.
    »Home run«, dröhnte es aus den Lautsprechern. »Die Monsters haben gewonnen! Die Monsters haben gewonnen!«
    Als Penelope das dritte Mal umrundete, schüttelte Arnie, der schnell einen Spieler aus der Coaching Box geschubst hatte, ihre Hand und klopfte ihr auf die Schulter.
    Penelope trat auf die Home Plate und streckte Mycroft und dem Fänger die flache Hand hin, damit sie einschlagen konnten. Selbstverständlich mußte sie sich bei dem Fänger nicht so tief bücken.
    »Ich bin verliebt«, sagte der Fänger. »Wollen Sie mich heiraten?«
    »Wo haben Sie das gelernt?« fragte Van Costen, als sie auf die Tribüne kletterten. Mycroft blieb auf der Reservebank, wo er es sich in einem leeren Ballbeutel bequem machte, aus dem er mit Interesse die Vorgänge beobachtete.
    »Ich habe früher ein bißchen gespielt«, antwortete Penelope. »Mit einem Holzschläger hätte es noch besser geklappt. Biff… Biff ist mein Vater… hat nichts von Aluminiumschlägern gehalten. Ich bin mit seinem alten Louisville-Sluggers-Schläger aufgewachsen. Mein Lieblingsschläger war ein Al-Kaline-Modell, sehr zu Biffs Enttäuschung. Er war natürlich ein Fan der RedSox.«
    »Ich bin Fan der Cubs«, sagte Van Costen mit dem Hauch von Trauer in der Stimme, der allen Fans der Cubs eigen war.
    »Besser als die Padres.«
    »Aber nur fast.«
    »Wie stehen dieses Jahr die Chancen für die Gila Monsters?«
    »Ungefähr genauso wie letztes Jahr.«
    »So schlimm?«
    »Ich fürchte ja.«
    Sie saßen eine Weile schweigend da und beobachteten die Routine des Innenfeldtrainings, das sich wohl nie ändern würde. Es war schön, so in der warmen Sonne zu sitzen, und Penelope wurde beinah von ihrem Vorhaben abgelenkt.
    Beinah.
    »Was können Sie mir über Carolyn Lewis erzählen?«
    Van Costen seufzte. »Sie war eine ausgezeichnete Lehrerin.
    Sehr geduldig und verständnisvoll gegenüber ihren Schülern. Sie hat die Geschichte für sie lebendig gemacht. Wir werden sie vermissen. Die Schüler, die Kollegen, die Verwaltung.«
    »Wirklich?«
    »Ja, wirklich. Carolyn Lewis war ein wunderbarer Mensch. Niemand konnte einen Grund gehabt haben, sie umzubringen.«
    »Scheinbar doch.«
    »Jedenfalls niemand von der Empty Creek High School.«
    »Mrs. Hyde«, sagte Penelope leise.
    »Was?«
    »Ach, nichts. Vielen Dank für Ihre Hilfe, Van.«
    »Sie sind jederzeit willkommen… wir könnten einen hartschlagenden Außenfeldspieler gebrauchen…«
    Big Mike lag ausgestreckt auf dem Oxford English Dictionary, nicht auf der neunzehnbändigen Ausgabe – so dick war er nun auch wieder nicht –, aber auf dem Schuber mit der zweibändigen, die mit einem Vergrößerungsglas für die kleine Schrift geliefert wurde. Da Penelope das O.E.D. auf dem obersten Bord des Bücherregals aufbewahrte, hatte er von dort oben einen guten Ausblick auf alles, was sich unten abspielte. Dort war man auch vor den ekligen Tieren sicher, die in der endlosen Wüste überall zu finden waren und die manchmal durch die Türe hineinschlüpften, die jemand unachtsam offengelassen hatte.
    In der Küche ließ Penelope ein paar Pfefferminzbonbons in die Tasche ihrer Windjacke fallen und füllte dann einen Plastikbeutel mit Möhren und Salatblättern. Penelope schaute ins Wohnzimmer und fragte Big Mike: »Wie wäre es mit einem kleinen Spaziergang, Mikey?«
    Big Mike schloß sich Penelope an, und zusammen schlenderten sie den staubigen Weg zum Stall hinunter, wo Chardonnay, die sechsjährige sanftmütige Araberstute, am Ufer des fast immer ausgetrockneten Empty Creek lebte.
    Chardonnay wieherte, schnaubte und scharrte zur Begrüßung mit den Hufen im Staub. Penelope knipste die Stallbeleuchtung an, und während Mycroft die Kaninchen begrüßte, die sich schon für ihre allnächtliche Portion versammelt hatten, wickelte sie die Bonbons aus, die Chardonnays Hors d’oeuvres darstellten. Sie verfütterte sie nacheinander an die Stute, die jedes anmutig entgegennahm. Da Chardonnay nun abgelenkt war und glücklich das letzte Pfefferminzbonbon kaute, verteilte Penelope Salat und Möhren an die kleinen Kaninchen, die geduldig um den Lichtkegel der Stallaterne herum warteten. Big Mike lag ausgestreckt mit angelegten Ohren und hin und her schlagendem Schwanz auf dem einzigen Grasflecken des fünf Hektar großen Grundstücks. Er war gerade auf der Pirsch. Dieses Spiel fanden

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