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Shakespeare, Katz & Co

Shakespeare, Katz & Co

Titel: Shakespeare, Katz & Co Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Garrison
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dort oben, während Master William Penelope und Kathy die Einrichtung zeigte – einen Eßtisch mit vier Stühlen, einen Herd mit zwei Platten, einen Kühlschrank, Regale, einen Schrank, eine Dusche und ein Badezimmer.
    »Es ist sehr hübsch«, sagte Penelope. »Danke.«
    »Es ist das mindeste, was ich für unsere neue Königin tun kann. Ich fahre den Wagen raus und baue ihn gleich auf.«
    Penelope schnippte mit den Fingern. »Ist das Zelt der alten Königin immer noch da?«
    Shakespeares Miene verfinsterte sich. »Ich fürchte, ja. Die Polizei hat gesagt, wir könnten es nicht abbauen, bis sie mit den Ermittlungen weiter sind. Es ist sehr deprimierend.«
    Im Bericht stand, daß Burke und Stoner das Zelt zwar durchsucht, aber keine Hinweise auf die Identität des Mörders gefunden hatten. Das gleiche galt für Carolyn Lewis’ Eigentumswohnung. »Hm«, sagte Penelope. Es konnte nicht schaden, sich alles noch mal anzusehen… vielleicht würde ein unvoreingenommener Blick… und eine kalte Nase… es wäre nicht das erste Mal, das Big Mike über einen entscheidenden Hinweis stolperte. Nach dieser Entscheidung sagte Penelope: »Ich fahre Ihnen hinterher und schaue mich in Carolyns Zelt um.«
    »Aber was ist mit der Polizei?« fragte Shakespeare. »Sie erlauben es vielleicht nicht – «
    »Ach, Unsinn. Natürlich wollen sie unsere Hilfe.«
    Das stimmte zwar nicht so ganz, aber nach einigem Gemurre und mehreren Warnungen, keine Beweise zu zerstören, gaben Burke und Stoner nach und händigten Penelope sogar den Schlüssel für Carolyns Eigentumswohnung aus. Als sie ohne Mycroft, der sich geweigert hatte, das Bett im Wohnwagen zu verlassen, von der Polizeistation wegfuhr, fühlte sie sich endlich nicht mehr so nutzlos. Zumindest tue ich etwas, dachte sie.
    Penelope war in den letzten Jahren schon ein paarmal bei den Festspielen gewesen, aber sie hatte das elisabethanische Dorf noch nie menschenleer erlebt. Es herrschte eine unheimliche und bedrückende Stille. Sogar im hellen Sonnenlicht des Nachmittags hatte Penelope das Gefühl, als würden sie Geister aus der Vergangenheit beobachten.
    Penelope blickte sich mehrmals um, während sie durch das Dorf eilte, vorbei an verschlossenen Imbißständen, Spielplätzen und dem Schießplatz der Bogenschützen, vorbei an der Jongleurschule, mehreren Pubs, dem Tauchstuhl für Frauenzimmer, dem Militärcamp und dem Paradeplatz.
    Sie machte am Dorfanger eine Pause, um sich den Pranger genauer anzusehen. Er war nur durch einen Haken verschlossen, so daß Penelope den Querbalken hochheben konnte. Er war schwerer, als sie vermutet hatte. Obwohl sie den Rahmen gesäubert hatten, klebten immer noch getrocknete Tomatenkerne am Holz. Sie waren der Beweis dafür, wie knapp die Leute an den armen, eingesperrten Frauenzimmern vorbeigeworfen hatten. Als Penelope den Querbalken fallen Heß, fragte sie sich, ob es die Tomaten waren, die sie auf Kathy geworfen hatten. Das dumpfe Geräusch durchbrach die Stille.
    Beim Überqueren der Kissing Bridge dachte Penelope: Ich muß Sir Walter an einem schönen Abend mal herbringen. Dann blieb sie stehen. Am anderen Ende der Brücke bezeichneten vier Holzpfosten, die mit einem gelben Band verbunden waren, ein Viereck. Sie ging vorsichtig näher und starrte auf die Stelle, an der Carolyn Lewis gestorben war.
    Als Penelope zurückblickte, konnte sie das obere Ende des Prangers sehen.
    Hm.
    Penelope ging zurück, legte ihre Handtasche auf den Boden, hob noch mal den Querbalken hoch und steckte ihren Hals und ihre Handgelenke in die dafür vorgesehenen Halbkreise. Sie stand zwar in gebückter Haltung, aber wenn sie sich reckte und sich dabei vorstellte, sie sei tatsächlich eingesperrt, dann konnte sie gerade so den Tatort sehen. Aber es war natürlich dunkel gewesen, und der lärmende Trubel hatte bestimmt alles übertönt. Selbst wenn Kathy erwartet hätte, daß etwas passiert, dann hätte sie wahrscheinlich weder etwas gesehen noch etwas gehört.
    Naja.
    Penelope war so vertieft in ihr Experiment, daß sie den Mann nicht bemerkte, der sich von hinten anschlich. Das Quietschen der Scharniere, als er hastig den Querbalken herunterließ, hätte sie warnen müssen, aber da war es schon zu spät.
    O nein!
    »Na, was haben wir denn hier?« rief eine fröhliche Stimme.
    Penelope beschloß, nicht in Panik zu geraten, obwohl ihr das Herz in dem Moment bis zum Hals schlug. Sie drückte vergeblich gegen den schweren Balken. Er – wer immer er auch war – hielt ihn

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