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Shakespeare, Katz & Co

Shakespeare, Katz & Co

Titel: Shakespeare, Katz & Co Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Garrison
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fest nach unten gedrückt.
    Mist. So ein verdammter Mist.
    »Lassen Sie mich los«, sagte Penelope, und sofort stufte sie ihre Bemerkung als das Dümmste ein, was sie unter diesen Umständen hätte sagen können. Sowie die Leute, die in Ohnmacht fallen, beim Aufwachen als erstes fragen: »Wo bin ich?«
    »Erst wenn Sie mir Ihre Telefonnummer geben.«
    Penelope verrenkte sich beim Hochblicken beinah den Hals. Sie sah einen gutaussehenden jungen Mann vor sich, der auf sie herunterlächelte. Sie fand es merkwürdig, daß sein blondes Haar so kurz geschnitten war. »Auf gar keinen Fall. Wer sind Sie?«
    »Nur ein armer, erfolgloser Schauspieler, der von Ihren Reizen ganz verzaubert ist.«
    »Oh, laissez-moi in Ruhe«, sagte Penelope angewidert, fügte aber höflich hinzu, »s’il vous plait.«
    »Was?«
    »Ich sagte, lassen Sie mich in Ruhe. Auf Französisch. Verzaubert? Was Sie nicht sagen.«
    »Ich habe Deutsch gelernt.«
    Das war eine Erklärung für das kurzgeschnittene Haar. »Wo spielen Sie mit?«
    »Oh, nur in ein paar Szenen hier bei den Festspielen. Ich lasse Sie gehen, wenn Sie mir einen Kuß geben.«
    »Daß ich nicht lache!«
    »Ich fürchte, wir befinden uns in einer Sackgasse.«
    »Ich werde schreien.«
    »Hier kann sie keiner hören«, sagte er, womit er nicht ganz unrecht hatte.
    Will Shakespeare und Big Mike waren am anderen Ende des Geländes, und Mycroft schlief wahrscheinlich immer noch. Er war ihr ja eine schöne Hilfe. »Ich tue es trotzdem.«
    »Gehen Sie mit mir aus?«
    Penelope war seit der Pubertät schon von vielen Verehrern angesprochen worden. Andy hatte wie ein Idiot gestammelt und war dabei knallrot geworden, bis Penelope eingewilligt hatte, mit ihm auszugehen, gewissermaßen als lebensrettender Akt der Gnade, da sie befürchtet hatte, er würde vor lauter Verlegenheit tot umfallen. Aber es hatte sie noch niemand um eine Verabredung gebeten, indem er sie am Pranger einsperrte. Und zu allem Überfluß machte sich in ihrer Nasenspitze auch noch ein gigantischer Juckreiz bemerkbar.
    Er fing in der Sohle ihres linken Fußes an, raste wie ein Waldbrand durch ihren Körper und ließ sich schließlich genau am Ende ihrer Nase nieder. Vergeblich rümpfte sie die Nase. Sie schielte und konnte so den ärgerniserregenden Teil ihres Körpers unscharf erkennen. Sie würde wirklich schreien, wenn…
    »Würden Sie mich bitte an der Nase kratzen?«
    »Es wäre mir ein Vergnügen.«
    Penelope seufzte. Wie hielt Kathy das bloß aus, so lange eingesperrt zu sein? Aber sie hatte natürlich Timmy, der vorbeikam, um ihre Nase zu kratzen – und auch alles andere. »Danke.«
    »Gern geschehen. Nun, wie sieht es mit einer Verabredung aus?«
    »Ich gehe nie mit Schauspielern aus. Meine Schwester ist eine Schauspielerin. Ihr seid alle etwas labil.« Obwohl Penelope Cassie sehr liebte, neigte ihre Schwester gelegentlich zu… zu seltsamen Künstlermarotten.
    »Sie sind Penelope Warren. Storm Williams Schwester.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich muß jetzt gehen.« Er trat hastig einen Schritt zurück, drehte sich um und rannte los.
    Penelope kam gerade rechtzeitig frei, um den Rücken ihres Möchtegernverehrers zu sehen, der zwischen dem Eisenwarenhandel und dem Kerzenstand verschwand.
    Also, was sollte das nun wieder?
    Penelope erreichte das Zeltlager und traf Master Shakespeare an, der nervös vor dem Wohnmobil auf und ab marschierte. Er hatte das Vorzelt vom Dach heruntergelassen, das einen schattigen Patio bildete. Rote Wimpel flatterten fröhlich von den Streben. Mycroft tauchte in der Türe auf, streckte sich und gähnte.
    »Da sind Sie ja. Ich habe schon angefangen, mir Sorgen zu machen. Ich dachte, sie hätten sich verlaufen.«
    »Ich bin durch das Dorf gegangen und dabei jemandem begegnet.« Penelope beschrieb ihren Lothario, ließ aber die Details ihrer Begegnung aus.
    »Bei den Festspielen gibt es niemanden, auf den diese Beschreibung paßt«, sagte Shakespeare.
    »Aber er hat gesagt, er sei ein Schauspieler, der bei dem Frühlingsfest mitwirkt.«
    »Ich kenne alle Schauspieler und Schauspielerinnen, sogar die von Marlowe, diesem Emporkömmling, aber so einen kenne ich nicht.«
    »Das ist ja merkwürdig.«
    »Ja, das ist es. Er ist ein Betrüger. Glauben Sie…?«
    Penelope bekam plötzlich eine Gänsehaut. Aber er war so anziehend gewesen mit seinem netten Lächeln und seiner tiefen Stimme. Wie konnte er ein Mörder sein? Naja, das hatten sie über Ted Bundy auch gesagt. Wie konnte er…?
    »Ich weiß

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