Shaman Bond 03 - Der Spion, der mich jagte
und zierlich aus. Wie eine weggeworfene Blume oder Puppe. Peter kniete sich neben sie und schloss ihr die Augen.
»Sie hat wahrscheinlich gar nicht mitbekommen, was sie getroffen hat«, meinte Walker. »Armes, kleines Ding.«
»Jetzt wünschte ich, ich hätte die Zeit gehabt, sie besser kennenzulernen«, sagte Peter. »Ich glaube, man hätte … Spaß mit ihr haben können.«
»Oh bitte!«, sagte der Blaue Elf. »Sie hätte dich bei der erstbesten Gelegenheit getötet!«
»Wie ich schon sagte: Wir hätten Spaß miteinander haben können.« Peter stand auf und wandte sich ab.
»So ist das nun mal mit der Spionage«, meinte Honey. »Heute hier, morgen tot. Ich wollte ihr eigentlich die Schuld an der Sabotage meines Tauchboots geben. Ich habe keine Beweise, nur ein Gefühl. Jetzt macht es wohl keinen Unterschied mehr. Wir haben einen Beweis für die Existenz dieses Monsters. Zeit also, zum nächsten Teil des Spiels überzugehen.«
»Einfach so?«, fragte Peter.
»Ja«, sagte ich. »So ist das nun mal mit der Spionage.«
Am Ende übergaben wir den Leichnam von Lethal Harmony of Kathmandu dem See. Eine letzte Ruhestätte so gut wie jede andere. Honey sah zu, wie die Wellen sich auf der dunklen Oberfläche langsam verliefen.
»Ein Tauchboot weniger«, sagte sie endlich. »Es hat wahrscheinlich ein paar Milliarden Dollar gekostet. Ich weiß einfach, dass sie einen Weg finden werden, mir das vom Lohn abzuziehen!«
Kapitel Fünf
Gesucht und gefunden
In den Wäldern, bei Nacht, gibt es schlimmere Dinge als Tyger.
Die Teleportarmbänder setzten uns mitten im Herzen eines dichten Waldes ab. Es war Abend und wurde zunehmend dunkler. Ringsumher nur große und schlanke Bäume. Sie waren von üppigem Grün und Rankenpflanzen überwuchert. Der Boden unter meinen Füßen war hart und trocken; grobe, braune Erde, zerbrochen und zerrissen. Die Vegetation war an einer Seite dichter als an der anderen, die hinunter zu einem träge fließenden Strom führte, aus dessen schlammigen braunen Wassern Baumstümpfe ragten. Die Luft war glühend heiß und feucht und lag nach der bitteren Kälte am Loch Ness schwer in meinen Lungen. Mir brach der Schweiß aus. In der Ferne, hinter dem von Bäumen begrenzten Horizont, ging die Sonne in glühendem Orange und Dunkelrot unter. In weniger als einer Stunde würde es dunkel werden, und so weit von jeder Zivilisation entfernt würde es wirklich stockdunkel sein. Um uns herum brummte die Luft von Vogel-und Tierrufen und dem ständigen Summen von Insekten.
»Na toll«, meinte der Blaue Elf bitter. »Eine Umgebung, die noch unangenehmer ist als die letzte, auch wenn ich auf einen Stapel Zauberbücher gewettet hätte, dass so etwas unmöglich ist. Hier ist es wie in einem verdammten Backofen. Ich fühle wirklich, wie meine Haut sich bräunt. Sind das Moskitos?«
»Wahrscheinlich«, erwiderte ich.
»Mist.« Der Blaue Elf sah zum dunkler werdenden Himmel auf. »Warum ich, Herr? Warum ich? War ich so schlecht in meiner letzten Inkarnation? Was habe ich getan? Habe ich etwa Hundebabys zu Tode getreten?«
»Du würdest auch im Paradies etwas finden, um dich zu beschweren«, sagte ich amüsiert.
Er schnaubte laut. »Die würden mich doch ums Verrecken gar nicht erst reinlassen.« Er sah sich anklagend um. »Ja, großartig, ein anderer Ort, auf den ich nicht vorbereitet bin. Ich bin kein Naturbursche. Wenn ich könnte, würde ich sogar jemanden bezahlen, der das alles für mich macht. Hat irgendjemand eine Idee, wo zum Teufel wir jetzt wieder sein könnten?«
»Während du nur rumgeheult hast, habe ich mit Langley gesprochen«, sagte Honey. »Sie haben einen Spionagesatelliten auf mein Implantat ausgerichtet, um mich zu orten und offenbar sind wir irgendwo in der Wildnis von Arkansas, in der Nähe der Grenze zu Texas. Meilenweit entfernt von jeder Zivilisation und so weit ab vom Schuss, dass man den nicht mal hören kann.«
»Dann erschieß mich, damit ich es hinter mir habe«, stöhnte der Blaue Elf.
»Führe mich nicht in Versuchung!«, meinte ich.
»Wie viele Kilometer sind es genau bis zur nächsten menschlichen Ansiedlung?«, fragte Walker praktisch wie immer.
»Vielleicht fünfzig, sechzig bis zur nächsten Kleinstadt«, meinte Honey. »Schwer zu sagen, es gibt keine exakten Karten von dieser Gegend.«
»Lass mich raten«, bemerkte Peter. »Weil hier nie jemand hinkommt, richtig?«
»Vielleicht ein paar Fallensteller oder Jäger«, sagte Honey. »Hinterwäldlerische Eremiten, die für
Weitere Kostenlose Bücher