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Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle

Titel: Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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den Raum, in dem ich mich befand. Er war fröhlich erleuchtet von modernem elektrischem Licht, das angenehm ausgerichtet war. Keiner war zu Hause. Ich tappte schnell hinüber zur Tür, zog sie ein Stück auf und lauschte. Ein paar Leute gingen hin und her und sprachen leise miteinander. Ich wartete, bis sie gegangen waren, gab noch ein paar Momente drauf, für den Fall der Fälle, dann öffnete ich die Tür und schlüpfte in den Hauptflur hinaus.
    Auf den ersten Blick sehr beeindruckend. Altmodisches Herrenhaus, überall achtzehntes Jahrhundert, sorgfältig erhalten. Ein Parkettboden und Steinmauern, außerdem eine richtig hohe Decke mit einem halben Dutzend Glas- und Diamanten-Kronleuchtern. Wahrscheinlich zugig wie Hechtsuppe und im Winter elend schwer zu heizen. Ich war in Drood Hall aufgewachsen, ich wusste alles über solche Dinge. Ich glaubte, lange Unterwäsche das ganze Jahr über zu tragen, sei normal.
    Ich hastete hinüber zum Haupteingang. Dann zögerte ich und betrachtete ihn gedankenverloren. Er war aus einem einzigen Stück einer dunklen Holzart gemacht und mit Stahlbändern verstärkt, aber ... keine Überraschungen, soweit ich sehen konnte. Nur ein vollkommen ordinäres Messingschloss und zwei schwere Bolzen darüber und darunter. Die Bolzen waren nicht einmal an ihrem Platz, und als ich kontrollierte, war die Tür auch nicht abgeschlossen. Arrogant, selbstzufrieden und dumm. Einige Leute verdienen alles, was ihnen geschieht. Ich zog die schwere Tür auf, und da wartete ich schon auf mich.
    Irre, verrückt und sehr verstörend. Mein Bewusstsein sprang zwischen meinen Köpfen hin und her, mein Ich sah mich, und der einzige zusammenhängende Gedanke, den ich denken konnte, war: Sehe ich derzeit wirklich so aus? Ich konzentrierte mich, versuchte es angestrengt, und dann kam mir die Idee, dass ich von außen gesehen der echte Eddie sein musste, weil ich immer noch den Gemini-Duplikator-Ring trug. Ich hielt meine Hand hoch, um es zu beweisen, doch mein Ich drinnen tat das auch. Wir hatten beide Ringe. Ich entschied, dass es nun genug war, und wir beide drückten die Finger gegen den Ring. Und dann war ich plötzlich wieder allein und stand in der offenen Tür. Luft rauschte wie eine Implosion in das Vakuum an der Stelle, an der mein zweites Ich noch vor einer Sekunde gestanden hatte. Ich schwankte und kämpfte mit den doppelten Erinnerungen für den gleichen Zeitraum, aber alles passte überraschend gut zusammen. Ich machte weiter und schloss die Tür behutsam hinter mir.
    Ich wandte der Tür den Rücken zu und runzelte angesichts des langen und leeren Flurs, der sich vor mir erstreckte, die Stirn. Ich bekam eine Gänsehaut in Erwartung eines plötzlichen Alarms, aber da war nichts. Ich konnte nicht glauben, wie einfach die es mir machten. Machtvolle Schutzschilde sind ja ganz toll, aber der menschliche Faktor ist einfach nicht zu schlagen, wenn es darum geht, Eindringlinge zu entdecken. Am Ende zuckte ich einfach die Achseln und erlaubte mir, etwas freier zu atmen. Ich war vielleicht nicht in der Lage, hier meine Rüstung hochzufahren, aber die grundsätzliche Natur meines Torques' sollte doch ausreichen, mich vor jedweden inneren Überwachungssystemen zu schützen. Ob die Unsterblichen nun Systeme hatten, die alten Torques zu entdecken, oder nicht, ich hätte darauf gewettet, dass sie nichts hatten, um mit den neuen Torques aus Seltsamer Materie fertig zu werden. Die Unsterblichen hatten die Droods vielleicht infiltriert, aber sie verstanden Ethel nicht.
    Das tat allerdings keiner.
    Ich zog meinen Kragen ein wenig hoch, um den Torques vor zufälligen Blicken zu schützen, und schlenderte den langen Gebäudeflügel hinunter, als überlegte ich mir, ihn zu mieten. Wenn man in eine feindliche Festung eindringt, dann ist Selbstvertrauen alles. Sieh zu, dass du aussiehst, als gehörtest du dorthin, und keiner wird dich stellen. Bis jetzt war Schloss Frankenstein alles, was es sein sollte: Altes Mauerwerk, wunderbar behauen und verziert, Ritterrüstungen, so poliert, dass sie fast lebendig aussahen, elegante, mittelalterliche Tapisserien und Wandbehänge, Reihen düster dreinblickender Porträts. Alte Frankensteins oder Unsterbliche, ich wusste es nicht, und es interessierte mich einen Dreck. Alles war jedenfalls sehr gothic, abgesehen von den elektrischen Kronleuchtern und der versteckten Zentralheizung - Errungenschaften, von denen ich nun sehr profitierte, nachdem ich so lange in der kalten Nacht unterwegs

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