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Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle

Titel: Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Agenten täglich Brot. Ich dachte über den bewusstlosen Jungen im Sessel nach. Er sah zu jung aus, um Mitglied in einer Familie solcher Monster zu sein. Angesichts des Schlags, den ich ihm verpasst hatte, hätte er eigentlich für Ewigkeiten nicht aufwachen sollen, aber wer wusste schon, wozu diese Formwandler fähig waren? Er konnte auch jederzeit aufwachen und den Alarm auslösen. Es wäre nur vernünftig und angemessen gewesen, ihn zu töten und dem Problem ein Ende zu bereiten. Ein Teil von mir wollte das. Für das, was seine Leute mir, Molly und Rafe angetan hatten - und all den Droods, die durch die Beschleunigten gefallen waren. Aber ich brachte es nicht über mich, ihn kaltblütig zu töten. Ich hatte den falschen Rafe ohne Gewissensbisse getötet, aber das hier war anders.
    Ich bin Agent und kein Mörder.
    Also ließ ich ihn hier, scheinbar schlafend, in seinem bequemen Sessel, und ging wieder hinaus in den Flur. Die Tür schloss ich sorgfältig hinter mir. Ich trottete die lange Treppe hinauf, die in einem weiteren Flur endete, und spazierte den langen Korridor entlang. Und beinahe sofort begegnete ich Menschen, Unsterblichen, die kamen und gingen; jeder Einzelne von ihnen ein Teenager. Sie waren in einer kuriosen Mischung aus Mode und Stil gekleidet, von der Vergangenheit bis in die Gegenwart, alles von Elisabethanischen Spitzenkragen und Strumpfhosen über Dandys der letzten Jahrhundertwende bis hin zu Punks aus den Siebzigern. Eine kleine Stimme sagte mir, dass das daran lag, dass sie sich einfach in den Sachen aus der Zeit am wohlsten fühlten, in der sie aufgewachsen waren. Sie alle hatten die gleiche arrogante Ausstrahlung, die gleiche aristokratische Leichtigkeit und einen beinahe spürbaren Sinn für ihre Stellung. Alle waren Teenager, weil das die Zeit war, in der das Erbe der Unsterblichen aktiv wurde und sie aufhörten zu altern. Kein Wunder, dass der unten mich nicht akzeptiert hatte. Rafe war zu alt.
    Ich nickte und lächelte völlig beiläufig die Leute an, an denen ich vorbeiging, und sie lächelten und nickten zurück. Weil ich mich benahm, als sei es mein ureigenstes Recht, dass ich war, wo ich war, nahmen alle an, dass das auch zutraf. Ich musste einer von ihnen sein, oder ich wäre nicht anwesend. Als Agent kann einen die richtige Ausstrahlung weit bringen. Ich betrachtete sie alle aufmerksam hinter meinem geliehenen Teenager-Gesicht. Sie sahen nicht wie Monster aus. Aber sie schienen auch nicht gerade Teenager zu sein. Irgendetwas war verkehrt an der Art, wie sie sich gaben, sprachen und handelten. Sie hatten nicht die übliche Art von Jugendlichen an sich. Das Ungelenke oder die hohe Energie fehlten ihnen, stattdessen bewegten sich alle mit einer ganz bestimmten kalten Selbstsicherheit; wahrscheinlich das Resultat von vielen absolvierten Lebensaltern. In ihren Augen sah ich den Widerschein von mehr Erfahrung als ein Mensch haben sollte.
    Ich kam bis zum Ende des Korridors, ohne dass jemand aufschrie oder auf mich zeigte, und dann sah ich mich um. Ich fragte mich, wohin ich mich als Nächstes wenden sollte. Oder ob ich besser daran täte, einen Unsterblichen aus der Meute zu reißen, ihn in einen leeren Raum zu zerren und die Informationen aus ihm herauszuprügeln. Ich wurde wieder ungeduldig. Dann sah ich einen weiteren Kobold, der um eine entfernte Ecke lugte. Er winkte mir hastig zu, und ich wandte mich in seine Richtung, als hätte ich nie vorgehabt, irgendwo anders hinzugehen. Der Kobold war von dem anderen, den ich unten getroffen hatte, nicht zu unterscheiden. Er trug den gleichen blauen Overall.
    »Drood«, sagte er in der bekannten tiefen und grollenden Stimme. »Du bist gekommen, um uns zu befreien.«
    »Nun, das würde ich gern tun«, erwiderte ich. »Allerdings muss ich zuerst meine Mission erfüllen. Ich brauche Informationen. Aufzeichnungen, Computer - kennst du Computer?«
    »Natürlich weiß ich, was ein Computer ist«, grollte er. »Ich bin ein Sklave, und nicht blöd. Wir bleiben auf dem Laufenden und am Ball. Wie sonst könnten wir unseren verhassten Meistern effizient dienen? Du willst in die Computerräume. Die sind unten, wo früher die Verliese waren. Dort ist es besser für die Maschinen. Temperaturkontrolle. Ich weiß alles über Computer. Ich lese jeden Monat die Wired.«
    »Verzeihung«, sagte ich.
    »Folge dieser Hintertreppe bis ganz nach unten. Pass auf die Wachen auf. Und die Alarmsysteme. Bist du hier wirklich ohne vorherige Recherche

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