Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle

Titel: Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:
ich das Hotel hinter mir gelassen hatte, nichts Lebendiges gesehen hatte, nichts, das sich bewegte. Das war ... ungewöhnlich. Ich hob meine Sicht und blieb auf der Stelle stehen. Die Welt um mich herum war absolut leer. Und das passierte nie. Niemals. Irgendetwas ist immer da: Geister aus der Vergangenheit, Elementargeister, anderweltliche Entitäten - sie sind einfach überall. Teil und Inhalt der Geheimen Welt, von der die meisten Leute nicht einmal wissen, dass sie existiert. Die unnatürliche Welt, von der die natürliche nur ein Teil ist, wie die Spitze des Eisbergs.
    Aber nicht hier.
    Und dann zeigte mir die Sicht endlich etwas, etwas, das ich einfach deshalb übersehen hatte, weil es so riesig war. Der Berg war lebendig und beobachtete mich. Ich konnte keine sichtbaren Augen ausmachen, selbst mit der Sicht nicht, aber ich konnte ihre Aufmerksamkeit spüren. Der ganze Berg - er war entweder etwas oder verbarg etwas, etwas sehr Großes und Altes. Der starre Blick fühlte sich nicht besonders gefährlich an oder bedrohlich. Nur ... interessiert. Also wandte ich mein Gesicht dem Berg zu, verbeugte mich höflich und erhob meine Stimme in dieser leeren, schweigenden Nacht.
    »Guten Abend. Ich bin Edwin Drood. Darf ich fragen, an wen ich die Ehre habe, mich zu wenden?«
    Die Stimme, die mir antwortete, rollte in meinem Kopf herum wie grollender Donner, uralt und mächtig, aber auf seltsame Art auch wehmütig.
    Drood. Ja, ich kenne diesen Namen. Auch wenn es lange, lange her ist, dass jemand mit diesem Namen zu mir gesprochen hat. Ich bin ein Drache, Edwin Drood. Oder wenigstens der Kopf eines Drachen. Vor langer Zeit wurde ich abgeschnitten, von Baron Frankenstein. Wurde hier liegen gelassen, um zu verfaulen, als Warnung für die anderen. Aber ich bin ein Drache alten Bluts, und wir sterben nicht leicht. Ich tat es nicht. Ich sah ihn mit meinen Augen an und verfluchte ihn mit meiner Stimme, und schließlich hat er seinen Leuten befohlen, mich mit Erde und Steinen zu bedecken. So wurde ich ein Berg Und so gibt es mich noch - langsam sterbend, mich langsam von der Welt der Menschen verabschiedend.
    »In Ordnung«, sagte ich. »Das ist einfach ungerecht. Ich habe etwas mit den derzeitigen Bewohnern von Schloss Frankenstein abzuhandeln, aber wenn ich das getan habe - würdest du gern mit mir nach Hause kommen? Du wärest in Drood Hall willkommen, für die Zeit, die dir noch bleibt.«
    Ich hätte nicht sagen können, warum ich ihm dieses Angebot machte. Ich hatte noch nie einen Drachen getroffen, der es nicht schon aus Prinzip verdient hätte, dass man ihn tötet. Wie der beim Magnificat. Aber der hier tat mir leid. Einfach so hier liegen gelassen, allein und ignoriert, über die Jahre immer schwächer werdend. Es schien mir nicht richtig zu sein. Ich wusste, mein Helfersyndrom schlug wieder zu, aber ... die Familie konnte eine Menge von einem Drachen lernen. Diese Chance bietet sich nicht oft.
    Nach Hause ... Ja, Drood. Ich glaube, das würde mir gefallen. Die Welt ist hier sehr still, und es würde mir Freude machen, etwas Neues zu sehen.
    »Das dachte ich mir«, sagte ich. »Wo sind alle? Was ist mit den Bewohnern der Geheimen Welt passiert?«
    Sie haben sie getötet. Alle. Von den Erhabensten bis hinunter zum Kleinsten, vom Gefährlichsten bis hinunter zum Unwichtigsten haben sie alle ausgelöscht. In einer einzigen, langen und blutigen Nacht.
    Ich musste nicht fragen, wer »sie« waren. Die Unsterblichen hatte ihre Privatsphäre und ihre Sicherheit aufrechterhalten, indem sie alles zerstörten, was sie umgab. Einfach, weil sie es konnten. Und ich hatte gedacht, dass meine Familie skrupellos sei.
    »Ich habe etwas bei diesen mörderischen Hurensöhnen zu erledigen«, sagte ich. »Wenn alles vorbei ist, werde ich meinen Leuten eine Nachricht schicken, und wir werden dafür sorgen, dass du unter diesem Berg hervorkommen kannst. Wir sprechen uns dann später.«
    Leb wohl, Drood. Dein Angebot ist freundlich, und ich wünsche dir ein gutes Gelingen. Aber die Ehrlichkeit zwingt mich, dir zu sagen, dass meiner Erfahrung nach niemand aus Schloss Frankenstein zurückkehrt.
    Ich folgte der zunehmend groben Straße entlang dem Drachenberg und kam schließlich auf der Spitze einer Klippe an, von der aus ich auf die Ruinen von Schloss Frankenstein heruntersehen konnte. Selbst aus dieser Nähe war die Illusion perfekt. Nur ein paar klobige Steintürme, ein paar eingestürzte Mauern, kriechender Efeu und dunkle Schatten, alles

Weitere Kostenlose Bücher