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Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle

Titel: Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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gewesen war.
    Das Schloss erinnerte mich bisher sehr an Drood Hall. Lange und nicht vergessene Geschichte, die bis in die heutige Zeit hinüber gerettet worden war. Die Unsterblichen waren so alt wie wir, und sie und die Droods hatten mehr miteinander gemein, als ich zugeben wollte. Zwei alte Familien, deren Gegenwart immer noch von der Vergangenheit überschattet wurde und die nie etwas wegwarfen. Die Unsterblichen waren das eine, das wir immer gefürchtet hatten, unser schlimmster Albtraum: die Anti-Droods. Alles, was wir hätten sein können, wenn wir nicht die Rolle als Schamanen, als Verteidiger des Menschenstammes übernommen hätten. Man konnte eben immer sicher sein, dass die Albträume einen fanden.
    Ich hielt etwas weiter unten im Flur an und sah mich nachdenklich um. Es war mir gerade aufgefallen, dass alles im Haus vollkommen sauber, poliert und gewachst war. Bei all dem gotischen Look war nicht eine Spinnwebe zu sehen. Und darüber musste ich mich wundern. Sicher erlaubten die Unsterblichen keine unterwürfige Dienerschaft in ihrem geheimen Heiligtum? Sie konnten die örtlichen Dorfleute nicht als Diener gebrauchen; wie alle anderen sahen auch die Dörfler in Schloss Frankenstein nicht mehr als alte Ruinen. Und sicher würden die großartigen und geheimen Herren der Welt sich nicht dazu herablassen, selbst Eimer und Wischmopp herauszuholen und loszulegen?
    Ein stiller, leiser Laut erregte jetzt meine Aufmerksamkeit, und ich sah mich jäh um. Hinter mir war eine kurze, eckige Kreatur aufgetaucht, beinahe so breit, wie sie hoch war. Sie trug einen blauen Overall, mit einem Eimer und einem Mopp. Langsam, aber gründlich putzte sie die Spur von matschigen Erdspuren auf, die ich hinter mir gelassen hatte. (Ich konnte nicht fassen, dass ich das getan hatte. Fußabdrücke? Ich war einfach zu sehr daran gewöhnt, dass meine Rüstung so etwas erledigte.) Ich erkannte, wer der Putzer war; ich hatte seinesgleichen schon bei der Arbeit in und um London herum gesehen. Es war ein Kobold, einer derjenigen, die unter der Erde lebten; uralte Bewohner der Geheimen Welt wie Pixies, Heinzelmännchen und Trolle. Die meisten von ihnen waren fort, in andere, gastlichere Realitäten gewechselt wie die Elben. Aber die Kobolde, die ich bisher getroffen hatte, waren stolze, hart arbeitende Wesen, die hervorragend bezahlt wurden, weil sie die Einzigen waren, die mutig genug für echte Arbeit waren. Also was machte ein Kobold hier, als Putzkraft für die Unsterblichen?
    Ich spazierte zurück zu dem Wesen und lächelte es - hoffentlich freundlich und gar nicht bedrohlich - an. Es sah von seiner Arbeit auf, ohne innezuhalten, langsam und methodisch wischte es alle Spuren meiner Anwesenheit fort. Jetzt, aus der Nähe, sah es einem Neandertaler ähnlicher als irgendetwas sonst: brutal, aber dennoch grundsätzlich menschlich, mit vorgewölbter Stirn und schweren Knochen, einem breiten Gesicht ohne Kinn und scharfen, wissenden Augen. Es nickte mir kurz zu.
    »Du solltest nicht hier sein«, sagte es mit einer leisen, grollenden Stimme. »Du bist hier, um die Unsterblichen anzugreifen, hier, an der Schaltstelle ihrer Macht, nicht wahr? Sei willkommen, Narr. Versuch, ehrenvoll zu sterben.«
    »Ich bin ein Drood«, sagte ich ruhig. »Sterben werden hier andere.«
    Der Kobold sah mich genauer an. »Dann solltest du es besser wissen, als hier zu sein. Es kann sein, dass du bessere Chancen hast als andere, aber du bist dennoch nichts weiter als ein blöder Idiot, in Schloss Frankenstein einzudringen. Und ein Verdammter. Ja, ein Verdammter. Keiner kann die Unsterblichen besiegen. Sie machen immer weiter, einfach weil sie können.«
    »Alles geht einmal zu Ende«, sagte ich mit einer Sicherheit, von der ich nicht ganz überzeugt war. »Du bist ein Kobold, nicht wahr? Wieso arbeitest du hier für die Unsterblichen?«
    »Kobold. Ja. Sehr alte Leute sind wir. Wir waren vor den Unsterblichen hier. Vor diesem Schloss. Damals waren wir Minenarbeiter. Wir gruben tief, tief unter der Erde. Wir waren uns selbst überlassen und mochten es so. Wir blieben auch, als so viele von den Unterirdischen gingen, weil sich dort unten in den Tiefen der Erde niemand für uns interessierte. Es war noch viel Gold da, und wir mögen Gold. Sie bauten ein Schloss über unseren Minen, und es interessierte uns nicht. Bis er kam. Der, über den jeder spricht. Der Frankenstein, der Gott des Skalpells. Er entdeckte uns, brachte uns ans Licht und machte uns zu seinen Dienern. Und

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