Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle
Aufprall, und ich verlor keinen Boden. Molly nahm den plötzlichen Halt schwerer, der Atem wurde aus ihren Lungen getrieben und ihr Kopf zurückgeschlagen. Ich hielt sie aufrecht, als die Kraft aus ihren Beinen wich. Ich sah schnell zur Vordertür, am anderen Ende der langen Halle. Es waren immer noch eine Menge Unsterbliche im Foyer, zwischen uns und der Tür. Und noch mehr kamen aus den angrenzenden Räumen und schwappten die Treppe herunter. Ich hatte nur ein paar Augenblicke, bevor die Schlacht wieder losging. Von allen Seiten diesmal. Aber - ich konnte etwas fühlen. Da war ein ... Druck, von etwas, das fest gegen die Schilde des Schlosses drückte, mit immer stärkerer, energischer Kraft, und sich meinen Weg zu mir kämpfte. Die Macht der Unsterblichen mochte uralt sein, aber was da kam, war von Merlins Satansbrut selbst, und es würde sich nicht aufhalten lassen. Ich rief es, und das ganze Schloss schien aufzuschreien, als etwas Ursprüngliches und Unberührtes plötzlich zerbrach. Zerschmettert von etwas Größerem. Und einfach so hielt ich Merlins Spiegel in meiner goldenen Hand.
Ich habe nicht immer nur Pech.
Molly rührte sich endlich, stand wieder auf eigenen Füßen und schob sich von mir weg. Ihr Gesicht war blass, und sie atmete schwer, aber ihre Augen waren fokussiert, und sie wusste, was passierte.
»Okay, das erste Mal ist immer das Schlimmste. Wie wär's mit einer Warnung das nächste Mal?«
»Wenn ich dir gesagt hätte, was ich vorhabe, hättest du es mich nicht tun lassen«, erwiderte ich sachlich.
»Auch wieder wahr. Kannst du uns durch den Spiegel hier rausbringen?«
»So gesehen nicht. Der Spiegel kam durch die Hauptschilde her, aber meine Rüstung sagt mir, dass die anderen Schutzschilde noch funktionieren. Ich fürchte, er wird sich nicht so weit öffnen, dass wir durchpassen. Aber ich denke, ich habe eine Idee.«
»Soll ich woanders abwarten?«
»Nein, vertrau mir, die wirst du mögen. Ich glaube, ich kann uns Verstärkung besorgen. Ganz spezielle Verstärkung.«
Ich hielt den Spiegel vor meine Nase. Ein paar Unsterbliche schrien auf, als sie ihn erkannten. Aber keiner von ihnen war besorgt. Durch die Schutzschilde von Schloss Frankenstein konnte niemand hindurch. Aber wir leben in einer offenen Welt, und die beinhaltet durchaus mehr als nur die Lebenden. Ich benutzte den Spiegel, um ein kleines Fenster zwischen dem Schloss und dem Burghotel zu öffnen. Widerwillig öffnete er ein ziemlich kleines Fenster zum Ballsaal des Hotels. Die Brut Frankensteins feierte noch. Sie alle unterbrachen abrupt und sahen sich um, als das kleine Fenster mit einem lauten Gong aus dem Nichts in ihrer Mitte erschien.
Die Braut trat vor und verbeugte sich respektvoll, als sie meine Rüstung erkannte.
»Wer ruft uns? Was kann die Brut Frankensteins für die mächtige Drood-Familie tun?«
Ich konnte ihr nicht sagen, dass ich Shaman Bond war, niemand durfte wissen, dass er ein Drood ist. Glücklicherweise verändert die Rüstung meine Stimme.
»Eddie Drood, zu Ihren Diensten. Und es geht mehr um das, was ich für Sie tun kann. Ich spreche aus dem Inneren von Schloss Frankenstein zu Ihnen. Ja, dem echten, das gegenwärtig von den Unsterblichen okkupiert wird. Ich habe ein Tor zwischen hier und Ihnen geöffnet. Wenn Sie an meiner Seite gegen die Unsterblichen kämpfen, werden die Droods Ihnen Schloss Frankenstein überlassen. Der ganze Ort wird Ihnen gehören, samt aller Geheimnisse, die Sie hier finden.«
Das musste der Neid ihr lassen: Sie zögerte nicht, nicht einmal gegen die schrecklichen Unsterblichen.
»Topp!«, sagte die Braut forsch. »Treten Sie zurück, und machen Sie uns etwas Platz. Wir kommen.«
Zu meiner Überraschung weitete sich Merlins Spiegel tatsächlich, als habe er nur darauf gewartet, Frankensteins Brut durchzulassen. Die Braut stürmte hindurch, ihre ganzen Zweimeterzehn, die Silberschlagringe mit den Dornen schimmerten wieder an ihren beiden Händen. Direkt hinter ihr kam Springheel Jack samt Mantel und Zylinder und den glänzenden Rasiermessern. Dann folgte die gesamte Brut Frankensteins, alle Kreaturen und Wesen, bereit, für das Heim, das sie nie gehabt hatten, und die Geheimnisse ihrer Schöpfung zu kämpfen. Nicht die Lebenden, sondern die lebenden Toten kamen, um die Unsterblichen für sich, genauso wie für mich, zu bekämpfen. Sie lachten, als sie kamen, denn der Tod hatte keinen Schrecken für sie. Sie hatten ihn schon hinter sich und waren nur allzu bereit, ihn an
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