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Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle

Titel: Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Grelles Licht flammte durch die Öffnung, und ich trat hindurch. Auf das Dach des Herrenhauses.
    Ich kam in sicherem Abstand zu den verschiedenen Landeplätze an, umgeben von einem Meer von Dachziegeln, Schindeln, Dachgiebeln und Antennen. Wir waren schon immer dafür, Dinge erst anzubringen, wenn man sie braucht. Und sie wieder runterzureißen, wenn sie nicht mehr nützlich waren. Ich war sehr weit oben, unter einem Himmel, der von so solidem Blau war, dass ich glaubte, ich könnte hinaufreichen und ihn anfassen. Eigentlich hätte ich durch den Haupteingang kommen sollen, wie die Tradition das verlangte, wenn man von der Matriarchin herzitiert worden war, aber ich war nicht in der Stimmung, mich mit dem Seneschall anzulegen. Er repräsentierte Autorität und Disziplin innerhalb der Familie, und ich hatte schon immer Probleme mit Autoritätsfiguren gehabt. Selbst als ich mal eine war.
    Auf dem Dach des Herrenhauses landeten und starteten ständig alle möglichen ungewöhnlichen Flugobjekte, probierten Bilderbuch-Landungen und schafften es nicht immer. Ein halbes Dutzend tragbarer Hubschrauber summte herum wie übergroße Insekten; wunderbare barocke Kreationen aus Messing und Kupfer, die dicken, schwarzen Qualm ausspuckten und Kondensstreifen hinterließen. Zuerst waren sie in den 1920er Jahren aufgetreten, waren dann in den 40ern aus der Mode gekommen und erst kürzlich von den Steampunk-Enthusiasten der Familie wieder eingeführt worden. Wunderbar kompliziert und wissenschaftlich suspekt schienen die großartigen Art-Deco-Maschinen sich ihren Weg in die Luft durch brutale Gewalt zu erzwingen.
    Dann gab es die wirklich mutigen Individuen, die immer noch versuchten, funktionierende Jetpacks zu entwickeln. Sie flogen mittlerweile einigermaßen zuverlässig, außer sie entschlossen sich ganz plötzlich, das doch nicht zu tun. Sie hatten keine sonderlich große Reichweite und flogen auch mal einfach in eine andere als die gewollte Richtung. Aber es gab immer ein paar helle, junge Köpfe in der Familie mit mehr Optimismus als Verstand, die niemals den Drang unterdrücken konnten, sich ein Jetpack umzuschnallen und in die blaue Weite des Universums zu schießen. Einfach nur, weil es Spaß machte. Auch wenn das Einzige, was Jetpacks wirklich gut können, abzustürzen ist.
    Der Waffenmeister verspricht ständig, dass er uns mit Antigrav versorgt, aber er hat immer irgendeine Entschuldigung.
    Die übliche Wolke von Segelgleitern sauste über meinen Kopf hinweg und kreiste majestätisch um das Dach herum, angeberisch und ohne Eile, in der Luft gehalten von magischen Federn. Und natürlich gab es auch einige Mädels, die geflügelte Einhörner flogen. (Weil einige Mädchen einfach nie aus ihrer Pferdephase rauskommen.) Ein paar Momente, nachdem ich angekommen war, krachte eine fliegende Untertasse, deren Hintern in Flammen stand, auf einen der Landeplätze. Sie schlitterte bis an den äußersten Rand und schlug bunte Funken in alle Richtungen. Ein Beweis dafür, wenn es den gebraucht hätte, dass die Laborassistenten des Waffenmeisters einfach alles irgendwann einmal ausprobieren. Sie kennen keine Furcht. Sie haben auch Probleme mit so einfachen Konzepten wie Vernunft, Kenntnis der eigenen Grenzen und allem, was auch nur annähernd mit Selbsterhaltungstrieb zu tun hat.
    Ich konnte auch nicht umhin zu bemerken, dass einige Familienmitglieder immer noch versuchten, ihren Rüstungen so große Schwingen wachsen zu lassen, dass sie fliegen konnten. Ich konnte das an den enormen Dellen und Löchern in dem Rasen erkennen, der das Herrenhaus umgab.
    Ich sah hinaus über den weitläufigen Rasen und genoss die Aussicht. Hinter den ordentlich getrimmten Rasenflächen lag der See. Auf den stillen Wassern glitten Schwäne ohne Hast hin und her. Irgendwo darin lebte eine Undine, aber sie blieb gern für sich. Was aussah wie eine Sammlung von düsteren grauen Statuen von Leuten, die in seltsamen Posen jenseits des Sees standen, waren in Wirklichkeit Droods aus dem neunzehnten Jahrhundert, die in einem Zeitkrieg gefangen waren. Ihre Lebenszeichen waren auf einen so niedrigen Grad heruntergefahren, dass wir nichts tun konnten, um ihnen zu helfen oder sie wiederherzustellen. Sie lebten, technisch gesehen, immer noch, also hatten wir sie in der frischen Luft untergebracht, mit einem Blick, der sich nicht sonderlich änderte. Fotografien der Statuen, die man im Lauf der Jahrzehnte aufgenommen hatte, zeigten, dass sie sich noch sehr, sehr langsam

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