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Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle

Titel: Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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noch.
    »Ah«, sagte ich. »Dann ist ja alles so wie immer.«
    Menschen kamen an mir vorbei, als ich ohne Eile die langen Korridore und Gänge entlanglief, durch riesige offene Räume und hohe Galerien. Die meisten wussten wie immer nicht genau, wie sie auf mich reagieren sollten. Ich meine, ja, ich habe die Familie geführt, aber das tue ich nicht mehr. Ich wurde als Verräter gebrandmarkt, als Retter bejubelt, war als Versager bekannt und als der Mann, der die ganze Menschheit vor den Hungrigen Göttern gerettet hat. Die Familie schuldet mir alles, und ein Großteil von ihr kann mich nicht leiden, weil ich sie aus ihrer alten Selbstgefälligkeit hinausgejagt habe. Einige nicken und lächeln, wenn sie mich sehen, während andere sich darin gefallen, mit der Nase in der Luft an mir vorbeizustolzieren. Aber da einige Droods dafür berüchtigt sind, sich in keiner Weise beeindrucken zu lassen, nicken die meisten nur kurz und gehen weiter. Was mir ganz recht ist.
    Zwei große und demonstrativ muskulöse Typen standen außerhalb des Sanktums Wache. Dort werden alle wichtigen Treffen abgehalten und alle wichtigen Entscheidungen getroffen. Diese Wachen waren eindeutig nicht aufgrund ihrer Intelligenz ausgesucht worden, sondern weil sie eine brutale Bedrohung darstellten, denn sie versuchten tatsächlich, mir in den Weg zu treten. Ich warf ihnen meinen besten bösen Blick zu, und sie traten widerwillig beiseite. Sie runzelten die Stirn, als hätte ich ihnen gerade einen Dorn in die Pfote gesteckt. Ich musste die Türen selbst öffnen. Also trat ich sie weit auf, stolzierte in das Sanktum, als dächte ich daran, es als Rollschuhrennbahn zu vermieten, und nickte der kleinen Gruppe von Leuten, die um den Tisch in der Mitte der großen Halle saßen, kurz zu.
    Das Sanktum war durchflutet von einem satten, warmen, rosenroten Glühen, das jede Ecke des enormen Saals ausfüllte. Das war Ethel, wie sie sich in unserer materiellen Welt manifestiert. Das Licht war gleichzeitig beruhigend und einladend wie eine spirituelle Massage, es unterstützte Ruhe, Haltung und klares Denken. Aber da nur Droods hierherkamen, hatte es eine Menge zu tun. Die Matriarchin saß steif und aufrecht wie immer am Ende des Tischs. Martha Drood war eine große, schlanke und vollkommen formelle Persönlichkeit Ende sechzig. Sie trug ein schickes graues Tweedkostüm, aparte Perlen, und ihr langes, blondes Haar war auf ihrem Scheitel zu einem eleganten Knoten geschlungen. Sie war einst eine bekannte Schönheit gewesen, und das zeigte sich noch in ihrer Haltung und ihrer fabelhaften Knochenstruktur. Wir hatten schon Herrscherinnen, die weniger königlich ausgesehen haben. Ich hatte auch schon Bilder von einer lächelnden Martha gesehen, in ihren jungen Tagen, sonst hätte ich es nicht für möglich gehalten.
    Weil ich das Sanktum betreten hatte, ohne hereingebeten worden zu sein, starrte sie mich böse an, als ich näher kam.
    Der Familienrat saß auf beiden Seiten des Tisches. Der Waffenmeister der Familie, mein Onkel Jack, nickte mir heiter zu. Er war groß, aber sehr gebeugt von all den Jahren, die er über die Werkbänke gebückt damit zugebracht hatte, wirklich schreckliche Überraschungen zu entwickeln, die wir unseren Feinden entgegenwerfen konnten. Er trug immer noch seinen fleckigen und angekokelten weißen Laborkittel, der einen immer annehmen lässt, er sei gerade in dem Moment, als die Dinge wirklich interessant oder gefährlich wurden, gegen seinen Willen aus der geliebten Waffenmeisterei gezerrt worden. Er war jetzt mittleren Alters und sah aus, als hätte er jeden Tag seines Lebens hart gearbeitet. Er hatte eine glänzende Halbglatze mit grauen Haarbüscheln, die hinter den Ohren hervorragten, buschigen weißen Augenbrauen und stahlgrauen Augen. Unter seinem Laborkittel trug er ein schmuddeliges T-Shirt mit der Aufschrift: WELCHEN TEIL VON LECK MICH AM ARSCH UND FALL TOT UM HAST DU NICHT VERSTANDEN ? Onkel Jack lächelte mich freundlich an, als ich an den Tisch kam. Er hatte immer Zeit für mich.
    »Eddie, altes Haus! Wird auch Zeit, dass du auftauchst! Komm und besuch mich später, ich habe ein paar tolle neue Sachen, die du ausprobieren musst.«
    Das war immer etwas schwierig, wenn man bedachte, dass so viele dieser tollen neuen Sachen die Tendenz aufwiesen, in dem Augenblick Bumm! zu machen, in dem man das am wenigsten erwartete, aber ich lächelte belustigt.
    »Danke, Onkel Jack. Du hast eben immer die besten Spielzeuge.«
    Harry Drood, Cousin

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