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Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle

Titel: Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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die Zähne zusammen, Blut floss ihr aus dem Mund. Der Dorn pinnte sie an die Wand und hielt sie dort, während mehr Klingen sie zerschnitten und auf sie einhackten. Blut verteilte sich in der Luft. Eine Axt fuhr glatt durch ihr Schulterblatt, und Molly schrie endlich auf. Sie klang wie ein Tier, das man über alles Maß hinaus getrieben hatte. Ich schrie ebenfalls.
    Und dann hörte sie auf zu schreien. Ihr Kopf rollte nach vorn, Blut floss aus ihrem schlaff gewordenen Mund. Der Mob ging jetzt aufeinander los, um sie zu erreichen. Sie bewegte sich noch ein wenig, als goldene Klingen in sie hinein- und wieder hinausfuhren, aber das war alles. Ich konnte nicht mehr schreien. Ich schluchzte zu sehr. Ich konnte sie nicht einmal erreichen. Sie hielten mich immer noch fest.
    Auf einmal ertönten Donner und Blitz, und alles hielt still. Goldene Masken wandten sich unsicher um, als Isabella Metcalf aus dem Nichts im Flur erschien. Auf ihrem Gesicht war ein kalter, wütender Ausdruck zu sehen. Sie hob eine Hand, wilde Energien ergriffen die Droods und zogen sie von Molly fort. Sie flogen den Korridor hinab, schlugen hilflos mit den Armen um sich. Isabella sah sie nicht einmal an. All ihre Aufmerksamkeit galt Molly, die langsam an der Wand entlang auf den Boden glitt. Der Rest der Menge stand wie vom Donner gerührt da.
    Man kann nicht ins Herrenhaus hineinteleportieren. Das gibt es einfach nicht. Drood Hall verfügt über Verteidigungen, die selbst Götter und Dämonen abwehren. Die schiere Macht, die Isabella benutzt haben musste, war erstaunlich.
    Ein Flüstern erhob sich in der brüchigen Stille. Sie ist es. Es ist Isabella.
    Sie sah genauso aus wie das Foto in ihrer Akte. Eine große, muskulöse Frau in einer scharlachroten Lederkluft, mit schwarzem Kurzhaarschnitt und scharf gezeichneten Gesichtszügen. Sie ging zu ihrer Schwester Molly hinüber, und ich schwöre, der Boden bebte bei jedem ihrer Schritte. Die Droods sahen sie nur an. Sie waren kein Mob mehr. Viele von ihnen rüsteten bereits ab. Ihre Gesichter waren verwirrt, durcheinander, als wachten sie gerade aus einem Albtraum auf. Wir alle sahen schweigend zu, als Isabella Mollys reglosen Körper mühelos aufhob und dabei das Blut ignorierte, dass aus so vielen Wunden quoll. Sie sah mich an, und ich zuckte beinahe vor dem zurück, was ich dort in ihrem Gesicht sah.
    »Ich hätte dir meine Schwester nie anvertrauen dürfen«, sagte Isabella.
    Und dann verschwand sie. Und nahm Molly mit sich.

Kapitel Vier
    Das Leben geht weiter, ob du's willst oder nicht
    Als Molly fort war, erlosch der Wahnsinn des Mobs schnell. Männer und Frauen standen über die ganze Länge des Korridors verteilt, starrten einander verwirrt an und rüsteten ab. Die meisten konnten sich nicht daran erinnern, was sie gerade angerichtet hatten oder wie sie überhaupt hierhergekommen waren. Ein leises Murmeln von konfusen Stimmen schwoll an und wurde wieder leiser, als sie sich gegenseitig immer und immer wieder die gleichen Fragen stellten. Einige erinnerten sich vage daran, dass ihre Rüstung furchtbare Formen angenommen hatte, schreckten aber vor der Erkenntnis zurück, was sie damit getan hatten. Ein paar erinnerten sich, so traumatisiert, dass sie mit den Köpfen in den Händen dasaßen, zitterten und schluchzten, während ihnen die Tränen das Gesicht herunterliefen. Einer sagte wieder und wieder: »Aber ich mochte Molly doch, wirklich!« Ein anderer kniete vor der zersplitterten und blutigen Wand, an der Molly gestorben war, und schlug immer wieder sein Gesicht dagegen, bis seine Züge eine einzige blutige Masse waren und jemand kam und ihn sanft fortbrachte.
    Es interessierte mich nicht die Bohne, wie sie sich fühlten. Es war nichts im Vergleich zu dem, was ich empfand.
    Keiner von ihnen konnte sich daran erinnern, wer sie so aufgehetzt hatte oder was es war, dass sie in so einen extremen Geisteszustand geredet und darin bestärkt hatte. Sie alle glaubten, es sei eine bestimmte Person gewesen, aber keiner konnte sich an einen Namen oder gar ein Gesicht erinnern. Doch alle waren ganz sicher, dass es jemand war, dem sie vertrauten; jemand, dem man vertrauen musste. Ein Familienmitglied? Oh ja, stimmten alle mit gebrochenen Stimmen überein, ganz bestimmt ein Drood. Der Seneschall mischte sich unter sie und warf Leute gegen die Wand und schrie ihnen seine Fragen, glühend vor Wut, direkt ins Gesicht. Aber keiner konnte sie beantworten.
    Und ich saß derweil auf dem Boden, hatte abgerüstet,

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