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Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle

Titel: Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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erinnert.«
    »Er wusste nicht viel über die Apokalyptische Tür«, widersprach ich.
    »Dazu wirst du in die alte Bibliothek gehen und einen langen Schwatz mit ihm halten müssen. Ich bleibe hier, wo es sicher und gesund ist.«
    »Was, wenn der Seneschall kommt und nach mir sucht? Wenn er versucht, dich unter Druck zu setzen?«
    »Das soll er nur versuchen«, sagte der Waffenmeister. »Manchmal denke ich, die Leute vergessen wohl, dass ich mal ein Agent im Feld war. Ich bin gerade wirklich in der Stimmung, ausgesprochen unfreundlich und unvernünftig zu jemandem zu sein. Irgendwo hier habe ich noch einen leergelaufenen Uran-getriebenen Schlagring rumfliegen.«
    Ich weiß nie, wann er Witze macht.

Kapitel Fünf
    Geheimkonferenzen mit unerwarteten Hinweisen auf Himmel und Hölle
    Ich trat durch Merlins Spiegel in die alte Bibliothek. Der Spiegel schrumpfte zusammen und verschwand hastiger wieder in der Subraumtasche als üblich. Als ob er von dem Ort, an den ich ihn gebracht hatte, beunruhigt sei. Aber das ging in Ordnung. Die alte Bibliothek beinhaltet mehr als nur endlose Bücherregale. Es ist ein Ort für Geheimnisse, ein Hort des Wissens, das zu schrecklich ist für die alltägliche Welt. Ich stand da irgendwo zwischen den unendlichen Reihen von Bücherstapeln, die sich in jede Richtung erstreckten, in die mein Auge schweifte. Nicht weit von mir entfernt, sprachen William, der alte Bibliothekar, und sein junger Assistent Rafe leise miteinander, so in das Buch vor sich vertieft, dass sie mein Eintreffen gar nicht bemerkten.
    Ich nahm mir einen Moment Zeit, mich umzusehen. Simple, funktionale, mit Büchern vollgestopfte Schränke erstreckten sich bis zur düsteren Decke hinauf. Der Boden bestand aus einfachen Holzdielen, die seit sehr langer Zeit weder gebohnert noch poliert worden waren. Es gab keine Fenster, die einzige Beleuchtung bestand in einem goldenen Glühen ohne erkennbare Quelle, das von überall und nirgends zu kommen schien. Wahrscheinlich wären andere Lichter ein zu großes Feuerrisiko gewesen. Ich stellte mir unwillkürlich die Frage, ob es vielleicht eine Zentralheizung gäbe, denn die Luft war angenehm warm - wahrscheinlich ebenfalls, um die Bücher konservieren zu helfen. Nirgendwo war auch nur ein Staubkörnchen zu sehen und auch keine einzige Spinnwebe, obwohl die alte Bibliothek seit Jahrhunderten verloren und verlassen gewesen war, bevor ich sie wiederentdeckt hatte.
    Das goldene Schimmern erinnerte mich an den Spätsommer, der Platz fühlte sich eher wie eine Kapelle als wie eine Bibliothek an. Ein Archiv der Weisheit und der Anbetung. Und doch kein angenehmer Ort. Auch wenn die vielen Reihen von Regalen meine Sicht innerhalb der Bibliothek begrenzten, fühlte sie sich immer noch unendlich groß an, als ob die Regale sich weiter in jede Richtung erstreckten, als der menschliche Verstand vernünftigerweise erfassen konnte. Es gab Gerüchte, dass die alte Bibliothek tatsächlich sogar wuchs, still, um Platz für all die Papiere und Bücher zu machen, die man ihr hinzufügte, und ich war gern bereit, das zu glauben. Als ich mich so umsah, hatte ich keine Ahnung, wo ich ohne die Hilfe einer Karte oder eines Kompasses oder eines Ariadnefadens einen Ausgang hätte finden können. Und ich musste mich ebenso fragen: Wenn das hier ein Labyrinth war, war dann vielleicht irgendwo ein Monster und lauerte im Zentrum?
    Rafe versuchte William gerade geduldig zu überzeugen, seine Arbeit eine Weile beiseite zu legen und sich etwas auszuruhen. William ignorierte ihn und stand steif vor einem übergroßen Band, der auf einem Podium lag. Der Bibliothekar war ein zerbrechlicher alter Mann mit einem traurigen, verlorenen Gesichtsausdruck, der einen fröhlich bunten Morgenmantel und ein Paar fluffige Pantoffeln mit Hasenohren trug. Sein buschiges, graues Haar schien in jede Richtung gleichzeitig zu wachsen, aber sein Mund war fest und sein Blick scharf und eifrig. William hatte einen großartigen Verstand, aber ihm war eine Menge geschehen, und davon nur wenig Gutes.
    Der Bibliotheksassistent Rafe (»Nenn mich nie Raphael, ich bin keine mutierte Schildkröte!«) war ein angenehmer junger Mann mit einem heiteren, fröhlichen Gesicht. Er sah immer so aus, als habe er sich in aller Hast angezogen und als sei ihm das egal. Er hatte einen erstklassigen Verstand und war dem alten Bibliothekar treu ergeben. Er versuchte William gerade zu überzeugen, vernünftig zu sein. Vergeblich.
    »Du musst ins Bett gehen, William,

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