Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle
gerührt auf seine Hände. »Tut mir leid, Eddie. Ich versuche, mich an nichts zu erinnern, was zu diesem Ort gehört.«
»Haben sie dich so schlecht behandelt?«, fragte Rafe.
»Es ist eher, dass ... dass mich beunruhigte, wie sehr ich mich zuhause fühlte. Ich gehörte dorthin. Weit mehr, als ich je hierher gehört habe. Ich werde über Molly nachdenken, Eddie. Ich bin sicher, dass sie mich besuchen kommt. - Wozu bist du eigentlich hergekommen? Niemand kommt jemals hier herunter, nur um nach mir zu sehen. Wofür ich überaus dankbar bin. Also, was willst du? Alles Wissen der Welt liegt auf diesen Regalen, irgendwo. Du musst mich nur danach fragen. Meine Gedanken sind klar, auch wenn sie nicht das sind, was sie einmal waren. Wenn sie es überhaupt je waren ... Wer kann das schon wissen. Immerhin mag ich Butterscotch.«
»Ich muss mehr über die Unsterblichen wissen«, sagte ich. »Und die Apokalyptische Tür.«
»Die Unsterblichen sind nur eine Legende!«, meinte Rafe. »Das weiß doch jeder. Es gibt eine ganze Reihe von technisch gesehen unsterblichen Individuen da draußen, oder wenigstens sehr langlebigen - aber die kennst du wahrscheinlich schon alle. Da ist natürlich Mr. Stich. Dschinn Jeannie. Der Greif.«
»Nein, der ist erst letzthin in der Nightside gestorben«, sagte William. »Und seine fürchterliche Frau auch. Ich habe einen Brief bekommen von dem Kerl, der in der Nightside das Sagen hat. Wie hieß er noch gleich? - Walker! Das ist er! Scheinbar ist Satan persönlich aufgetaucht, nur um die Griffins hinunter in die Hölle zu zerren. Na ja, so ist die Nightside eben. Schrecklicher Ort. Ich weiß nicht, warum wir nicht einfach gewaltsam dort einbrechen und etwas gegen sie unternehmen.«
»Meine Rede«, stimmte ich zu. »Aber es scheint, als gebe es ein altes und durchaus bindendes Abkommen: Keine Droods in der Nightside.«
»Wirklich?«, fragte Rafe. »Was haben wir davon?«
»Ich hab die Matriarchin gefragt. Und sie wechselte demonstrativ das Thema.« Ich sah William an. »Warum schreibt Walker dir Briefe? Kennt ihr euch?«
»Wer weiß«, sagte William. »Unsterbliche ... Da ist der Dornenfürst, Väterchen Chronos, Jimmy Donner, der Mietgott, der Schattenregent ...«
»Über den reden wir nicht!«, sagte Rafe sofort.
»Entschuldige, dass ich atme«, meinte William verächtlich. »Selbst als mein Verstand noch perfekt arbeitete, konnte ich mich nie daran erinnern, wer in und wer out war. Das Wichtigste ist, es gibt eine Menge unsterbliche Individuen, die herumlaufen und eine Menge Lärm um sich selbst veranstalten, und das auch schon immer getan haben. Natürlich sind nicht alle menschlich. Ich habe mal einen Lamia in Liverpool getroffen.« William grinste fies. »Große Zähne.«
»Aber niemals eine Familie von Unsterblichen«, meinte Rafe. »Keine, die so organisiert ist wie wir.«
William runzelte plötzlich die Stirn. »Derzeit fehlen zweihundertundsiebzehn Bücher aus der Alten Bibliothek, nicht eingeschlossen Urkunden, gebundene Blattsammlungen und gesammelte Briefe. Zweifellos wird noch mehr Fehlendes auftauchen. Wir haben keinen Index, mit dem wir das überprüfen können, wir können nur aus den Lücken in den Regalen oder aus Hinweisen in anderen Büchern schlussfolgern, wovon diese Bände handelten. Es besteht durchaus die Möglichkeit, das diese Bücher entfernt wurden, weil sie Informationen zu den Unsterblichen enthielten. Oder der Apokalyptischen Tür. Eine Menge Leute haben mich erst kürzlich wegen dieser Tür belästigt.«
»Interessante Gegenstände sind auch in Alexander Kings geheimen Akten erwähnt, die wir aus Place Gloria geholt haben«, sagte Rafe. »Der Autonome Agent hortete alle möglichen Geheimnisse und verlorenes Wissen. Wir haben wunderbares und seltsames Zeug entdeckt, einschließlich einer ganzen Kiste von Büchern aus alternativen Erden, wo die Geschichte ganz andere Wendungen genommen hat. Eines war auf marsianisch geschrieben. Mit sehr unerfreulichen Illustrationen. Neues Material kommt lastwagenweise an. Sie laden es einfach hier ab, einmal in der Woche, und überlassen das Sortieren uns. Als ob wir nicht schon genug zu tun hätten. Alleine das Identifizieren, Sortieren und Katalogisieren der Alten Bibliothek würde schon ewig dauern.«
»Und die Matriarchin will uns keine zusätzliche Hilfe bewilligen, weil so viel des Materials ›sensibel‹ ist«, sagte William geringschätzig. »Blöde Kuh. Wenn man einem Drood nicht trauen kann, wem
Weitere Kostenlose Bücher