Shampoo Planet
Riskier die Schwierigkeit, Dan zu vergeben. Dann vergiß ihn.
Genug jetzt. Das Letzte, was dir jetzt noch fehlt, ist, von deiner Hippie-Mutter ins Gebet genommen zu werden. Du bist mein Sohn, Tyler, und ich kann nur hoffen, ich habe dich gut angeleitet. Unser Haushalt war nicht der aus einer Fernsehserie, aber du weißt, daß du hier immer Liebe findest, und es gibt nichts, was du tun könntest, das mich davon abbringt, dich zu lieben. Tu alles, was du willst, aber hinterher komm nach Hause. Bald. Du fehlst uns, wir lieben dich, und vielleicht wird Norman in der Lage sein, dir zu erzählen, warum Kittykat auf ihren Pfoten über dein Dach stapft.
Einfach zu süß. Nur ein alter Hippie. Tritt ins Licht, Produkt meines Herzens.
Deine Mutter,
Jasmine
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Der andere Brief ist von Daisy, und er leitet einen weiteren, inliegenden Brief an mich weiter - und zwar von (o nein!) Bechtol in Seattle.
4. Dezember
Liebster, liebeloser Bruder . Dieser Brief kam gestern für dich an. Ist Bechtol nicht die Firma, an dessen Spitze dieser Typ steht, von dem du ununterbrochen quatschst... Frank Mailer oder so was? Zweifellos irgend 'n glitzerndes Jobangebot. Falls man dich als Manager einstellen sollte, sieh bitte zu, ob du nicht 'ne Arbeit für Murray abzwacken kannst. Leider ist Mein Geliebter immer noch auf Jobsuche. Er hätte einen Job als Nachfüller für das Salatbüfett in Daley's Rib House kriegen können, aber dafür hätte er ein Haarnetz tragen müssen. Wie degradierend.
Ich muß wohl nicht extra betonen, daß es hier massenhaft geilen Klatsch gibt, aber ich werde dir nicht ein Fitzelchen davon erzählen. Dies ist ein schäbiger Trick meinerseits, um dich dazu zu bringen, wieder nach Hause zu kommen . Oder zumindest wieder anzurufen . Oder zu schreiben. Warum dieses Schweigen?
Gruß und Kuß,
Daisy.
PS: Souvenirbeilage: 1. ein Paar deprimierend kaputter Walkman-Kopfhörer, 2. ein hübsch gefärbtes Blatt aus dem Garten, 3. Popkorn aus dem Eightplex, dem Arbeitsplatz von. .. Anna-Louise.
Bechtol Gruppe Seattle, Washington
12. Nov.
Sehr geehrter Mr. Johnson,
Mr. Frank Miller hat mit großem Vergnügen Ihren Brief vom 31. Oktober gelesen. Er hat mich gebeten, Sie um einen baldigen, Ihnen zeitlich genehmen Besuch hier bei uns in Seattle zu ersuchen. Bitte rufen Sie uns an, damit wir eine Ihrem Terminkalender entsprechende Verabredung treffen können. Sowohl Mr. Miller als auch ich freuen uns auf die Gelegenheit, Ihre Bekanntschaft zu machen.
Mit freundlichen Grüßen,
Donald B. Kepke
Leiter der Personalabteilung
Bechtol
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Ich rufe Bechtol aus Lawrences Apartment an, um den wenig schmeichelhaften Verkehrslärm, der »mein Büro« - die Zelle an der Ecke - umgibt, auszuschließen. Mr. Donald Kepke von Bechtols Personalabteilung, oben in der Vorwahlzone 206 in Seattle, nimmt meinen Anruf ohne zu zögern entgegen - ein gutes Omen.
»Mr. Miller wird Freitag eine Autofabrik in Tennessee inspizieren«, sagt Mr. Kepke. »Ist es Ihnen recht, uns Donnerstag zu besuchen? Donnerstag wäre für Mr. Miller günstiger.«
»Natürlich, Mr. Kepke«, sage ich, geschmeichelt von seiner Anteilnahme, »ich werde einfach meinen geplanten Rückflug umbuchen.« (Bla, bla. Soll ich Frank etwa sagen, daß ich Bus fahre?) Höflich klären wir noch ein paar Einzelheiten.
»Wunderbar, Mr. Johnson. Wir freuen uns darauf, Sie Donnerstagmorgen um zehn Uhr bei uns zu sehen.«
Kein Hinweis, warum Bechtol mich kennenlernen will. Nur, daß man mich »sprechen« möchte. Sie müssen ganz offensichtlich an HistoryWorld interessiert sein. Hmmm.
Im Geiste vervollständige ich meinen Mikromanagement-Bericht über das Telefongespräch. Meine Schlüsse daraus? Ich glaube, der Anruf aus Kalifornien hat einen geschäftstüchtigen Eindruck gemacht. Zudem gewinne ich durch die Tatsache, daß mir der Brief von Bechtol so spät zugestellt wurde, die Oberhand im distanzierten Coolness-Bereich.
Ich sehe aus dem Fenster auf die Heroin-Familie und ihren nicht enden wollenden Trödelverkauf. »Weißt du, Lawrence«, sage ich, während ich den Hörer auflege, »ich bin jetzt seit ungefähr fünf Wochen in L. A. Und in diesen fünf Wochen hat sich nicht einer meiner Träume erfüllt. Erfüllen sich deine Träume in L. A.? Wovon träumst du nachts?«
»Ich träume nicht.«
»Wie deprimierend, Lawrence. Jedermann träumt.«
»Is' nicht wahr!« Lawrence sortiert sein Polohemden-Museum nach Farben. »Ich glaube, die Träume der
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