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Shane - Das erste Jahr (German Edition)

Shane - Das erste Jahr (German Edition)

Titel: Shane - Das erste Jahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia von Rein-Hrubesch
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gegenüber.
    „Shane.“
    „Rambo.“
    „Erwarte ja nicht, dass ich mich bedanke, Ratte.“
    „Das ist das Letzte was ich erwartet hatte.“
    Rambo nickte.
    Shane schaute zum Haus. „Ist das, was du dir unter leben vorstellst?“
    „Halt deine Klappe.“
    „Ich sollte die Polizei rufen.“
    „Phh.“, machte Rambo abfällig.
    „Hier kommt keine Polizei. Die scheiß Bullen sind in der Stadt beschäftigt. Und wenn du einigermaßen schlau wärst, wüsstest du das.“
    Shane schwieg. Vermutlich hatte er recht. „Was ist mit deiner Mutter?“, fragte sie schließlich.
    „Lass mich in Ruhe, Ratte!“, sagte Rambo scharf. „Ich brauch keine Belehrungen, über das, was du Leben nennst! Wir werden geboren, werden krank, prügeln uns und sterben. Das ist alles.“
    Shane runzelte die Stirn. „Ist das dein Ernst?“
    „Ja.“ Rambo trat auf sie zu. „Und erzähl mir nicht, dass du dein Leben schön findest, du Freak.“
    Shane schaute ihn an.
    Grauer Nebel.
    „Und jetzt verschwinde, Ratte!“ Rambo ging an ihr vorbei, lief die Straße entlang, die sie gekommen war. Shane blickte ihm hinterher. Er hatte recht. Sie war ein Freak.
     
    „Kopf nach unten!“
    Shane saß am Beckenrand und blickte ins Wasser. Ätzend, dass sie heute mit dem Schmauss zum Schwimmen mussten, ätzend, dass sie überhaupt zum Schwimmen mussten. Shane blickte aus dem Fenster. In diesem Punkt hatte Gertie recht, warum mussten sie im Winter zum Schwimmunterricht, es war arschkalt, und die langen Haare trockneten ewig nicht, sondern klebten kalt und nass im Nacken.
    Die Schulverwaltung hatte einen Brief geschickt, in dem erklärt wurde, warum auf keinen Fall auf den Unterricht verzichtet werden könne, auch nicht beim derzeitigen Lehrermangel.
    Shane sah den Artikel aus der Zeitung vor sich: „Immer mehr Kinder können nicht schwimmen! Wilhelm Tell Schule will sich nicht zu den Einrichtungen zählen, die zur Vernachlässigung der sportlichen Förderung beitragen.“
    Ein roter Faden hatte sich mit einem anderen verknüpft und sich aufgelöst. Einer weniger.
    Doch dieser war ohnehin nicht wichtig gewesen, wichtiger waren die anderen.
    Zum Beispiel die, bei denen es darum ging, wie Shane die Red Bull Dosen bewegen konnte. Bis jetzt waren sie nur hin und her geflogen, nichts als ein Zeichen von unkontrollierbarer Wut. Der Gedanke daran macht Shane nicht nur wütend (schon wieder), sondern auch ängstlich.
    „Kopf hoch und atmen!“, plärrte der Schmauss weiter durch die Halle.
    Shane war sich sicher gewesen, dass der Unterricht ausfallen würde, da die Schwimmhalle nicht weit vom Theater mitten in der Stadt lag („Polizei rät, bei Ausflügen in die Stadt besonders vorsichtig zu sein.“), doch die Schule hatte einen Bus organisiert mit zwei Streifenpolizisten. Wenn sie das Gertie erzählen würde, würde die sich wieder tierisch aufregen.  „Na toll, jetzt müssen unsere Kinder schon wie Schwerverbrecher zum Unterricht fahren!“
    Shane blickte zum Schmauss.  Sie war fertig. Ebenso gut könnte sie schon zum Umziehen gehen. Sie runzelte die Stirn.
    Der Schmauss kratzte sich am Hinterkopf. Schon wieder. Shane schüttelte sich leicht. Sie stand auf und ging auf den Lehrer zu.
    „Max! Bauchnabel hoch!“
    Shane drehte den Kopf. Max lag auf dem Rücken im Wasser und strampelte mit den Beinen.
    Wo sein Bauchnabel war, war kaum noch auszumachen, so dick wie er geworden war, und die Rambokumpane hatten vorhin schon dämliche Bemerkungen gemacht. „Hey, Fettwanst, wo ist deine Badehose? Ich kann sie nicht sehen!“
    Rambo hingegen war nur still vorbeigegangen, ohne auch nur den Blick zu wenden, also schwiegen seine blöden Freunde ebenso.
    Shane ging weiter.
    In diesem Augenblick drehte der Schmauss seinen Kopf und kratzte sich wieder. Shane konnte unter den nassen Haaren eine fette wulstige Narbe erkennen. Sie blieb stehen.
    Der Schmauss ließ die Hand sinken und die fleischige Wulst verschwand unter seinen Haaren. Shane schluckte.  Das war ja noch ekliger als das mit dem Auge! Armer ekliger Schmauss. Der drehte jetzt den Kopf. „Shane, bist du fertig? Geh dich umziehen!“
     
    Am nächsten Tag in der Schule betrachtete sie den Schmauss genau, konnte jetzt aber nichts mehr von der Narbe erkennen.
    Die Hand des Lehrers fuhr nach oben und nach unten. Auge, Kopf, Auge, Kopf. Rauf und runter.
    „So, nun meine lieben Frischlinge …“
    Auf einmal tat es einen Knall, die Schule schien für einen Moment zu vibrieren.
    Die Kinder saßen wie

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