Shane Schofield 02 - Die Offensive
Tätowierungen sowie muskelbepackte Oberarme. Dafür fehlten ihnen die Schneidezähne.
»Sprich dein letztes Gebet, Kumpel!«, sagte einer der Häftlinge.
Caesar Russel rannte durch den niedrigen betonierten Fluchttunnel.
Die übrigen drei Männer der Einheit Alpha liefen vor ihm, und Kurt Logan eilte ihnen hinterher.
Sie hatten Harper und die anderen soeben im Kontrollraum zurückgelassen und stürmten nun durch den Fluchttunnel zu jenem Gang, der zum Notausgang führte.
Sie bogen um eine Kurve, gelangten zu einer schweren, in den Beton eingelassenen Stahltür und gaben den Zahlencode ein. Die Tür öffnete sich.
Vor ihnen erstreckte sich zu beiden Seiten der Fluchttunnel.
Rechts hinter dem Ausgang, der in einen der Außenhangars von Area 7 mündete, führte der Weg ins Freie.
Links hinter einer Biegung erschien der reguläre Aufzugschacht.
Und noch etwas anderes.
Caesar erstarrte.
Ein Stiefel lag im Weg.
Der schwarze Kampfstiefel eines toten Soldaten.
Caesar trat ein paar Schritte näher.
Und sah, dass der Stiefel zum blutüberströmten Leichnam von Python Willis gehörte – dem Kommandanten der Einheit Charlie, jener Einheit der 7. Schwadron, die Kevin zu Area 7 zurückholen sollte.
Caesars Miene verdüsterte sich.
Die gesamte Einheit Charlie lag tot im Tunnel. Und von Kevin fehlte jede Spur.
Da bemerkte Caesar an der Wand neben Pythons lebloser Hand ein Zeichen, ein blutiges Symbol, die letzte Nachricht des Kommandanten der Einheit Charlie.
Es war ein großes »E«, mehr nicht.
Caesar starrte es an und schürzte die Lippen.
Logan trat neben ihn. »Was ist das?«
»Gehen wir zum zweiten Kommandoposten!«, erwiderte Caesar entschlossen. »Und wenn wir dort sind, möchte ich, dass sie herausfinden, was mit Einheit Echo geschehen ist.«
Flankiert von vier schwer bewaffneten Häftlingen kletterte Shane Schofield unter dem Marine One aus dem Lüftungsschacht. Den Football hielt einer seiner Bewacher wie ein neu erworbenes Spielzeug in der Hand.
Als er unter dem Präsidentenhubschrauber hervorkam, vernahm er Händeklatschen und Geschrei.
Und dann ließ ihn ein Schuss zusammenschrecken.
Ein weiterer Schuss dröhnte – neuerliches Gejohle und Applaus.
Was war hier bloß los?
Kurz darauf erblickte er etwa dreißig Häftlinge, die sich mit dem Rücken zu ihm um den Schacht des Flugzeugaufzugs versammelt hatten.
Seit seiner Gefangennahme im Lüftungsschacht hatte man die Aufzugplattform mit den Trümmern des AWACS-Flugzeugs etwa drei Meter unter die Bodenkante abgesenkt, sodass sie nun eine riesige quadratische Grube mitten im Hangar bildete.
Der Häftlingstrupp hatte sich um die Grube versammelt und blickte darauf hinab wie die Zuschauer eines Hahnenkampfes. Sie schüttelten die Fäuste und schrien und johlten. Eine der zerlumpten Gestalten brüllte: »Lauf, kleiner Mann! Lauf! Lauf! Ha-haaaaa!«
Eine derartige Versammlung hatte Schofield noch nie gesehen.
Die erregten Gesichter waren mit Narben und Tätowierungen übersät. Jeder Häftling hatte die Gefängnisuniform seinem persönlichen Geschmack angepasst -manche hatten die Ärmel abgerissen und in Stirnbänder umgewandelt, einige trugen das Hemd offen, andere wiederum hatten überhaupt kein Hemd mehr an.
Die Männer führten Schofield an den Rand der Grube. Er blickte hinunter.
Inmitten der Trümmer des AWACS-Flugzeugs erkannte er zwei blau uniformierte Soldaten der Air Force – junge Männer, den makellosen Uniformen nach zu schließen Büroangestellte, vermutlich Funker –, die wie aufgescheuchte Hühner umherrannten.
In der Grube befanden sich außerdem zwei stämmige Häftlinge, beide mit Gewehren bewaffnet, die das Labyrinth durchstreiften und eine regelrechte Hetzjagd auf die beiden Männer veranstalteten.
In den gegenüberliegenden Ecken der Grube lagen zwei weitere Funker in einer Blutlache, anscheinend der Anlass des Gejohles, das er zuvor vernommen hatte.
Auf einmal tauchte zu Schofields Entsetzen auf der anderen Seite des Hangars eine kleinere Gruppe von Häftlingen auf.
Und in ihrer Mitte gewahrte er Gant, Mother, Juliet … und den Präsidenten der Vereinigten Staaten.
»Das kann alles nicht wahr sein!«, murmelte er entsetzt.
In der Dunkelheit des Hangars auf Ebene 1 spähte Nicholas Tate III., der für Innenpolitik zuständige Präsidentenberater, nervös den Aufzugschacht hinauf.
Der Präsident und seine drei Beschützerinnen waren von dem Trip auf dem
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