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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Shea.«
    Shea lief den Räubern unvermittelt nach, nichts anderes im Sinn, als die kostbaren Elfensteine zurückzuholen. Panamon Creel sah ihn verblüfft herankommen, überzeugt davon, daß der Junge den Verstand verloren hatte. Shea kam in zwei Metern Abstand zum Stehen, keuchend und außer sich, obwohl er dumpf begriff, daß er sich selbst das Todesurteil sprechen mochte, und stieß hervor:
    »Ich habe Euch vorher nicht die Wahrheit gesagt. Ich konnte nicht… ich kenne sie selbst nicht ganz. Aber die Steine sind überaus wichtig - nicht nur für mich, sondern für jedermann, in allen Ländern. Sogar für Euch, Panamon.«
    Der Scharlachrote sah ihn mit einer Mischung von Verwunderung und Mißtrauen an. Er blieb stumm und wartete.
    »Ihr müßt mir glauben!« schrie Shea. »An der Sache hängt mehr, als Ihr ahnt!«
    »Du scheinst das offenbar wirklich zu glauben«, gab der andere zurück. Er warf einen Blick auf Keltset, der ungerührt dabeistand, und zuckte die Achseln. Der Troll trat auf Shea zu, und der Talbewohner zuckte erschrocken zurück, aber Panamon Creel hielt seinen Begleiter mit einer Handbewegung zurück.
    »Hört, tut mir wenigstens einen Gefallen«, flehte Shea verzweifelt, nach jedem Strohhalm greifend, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. »Nehmt mich mit nach Paranor.«
    »Du mußt verrückt sein!« rief der Räuber entsetzt. »Was für einen Anlaß könntest du haben, dich in die schwarze Festung zu wagen? Das ist ein höchst unfreundliches Gebiet. Du würdest dort keine fünf Minuten überleben! Geh nach Hause, Junge. Geh zurück ins Südland und laß mich in Frieden.«
    »Ich muß unbedingt nach Paranor«, sagte Shea gepreßt. »Dorthin wollte ich, als die Gnomen mich überfielen. Ich habe Freunde dort - Freunde, die nach mir suchen. Ich muß sie in Paranor treffen!«
    »Paranor ist ein böser Ort, ein Platz für Nordland-Wesen, denen zu begegnen sogar mir nicht angenehm wäre«, sagte Panamon hitzig. »Außerdem, wenn du dort Freunde hast, willst du Keltset und mich vermutlich in eine Falle locken, damit du dir die Steine wiederholen kannst. Das ist doch dein Plan, nicht wahr? Vergiß ihn. Hör auf meinen Rat und geh nach Süden, solange du noch kannst.«
    »Ihr habt Angst, nicht wahr?« stieß Shea hervor. »Ihr habt Angst vor Paranor und meinen Freunden. Ihr habt nicht den Mut…« Er verstummte, als der Scharlachrote vom Zorn übermannt wurde. Panamon Creel stand einen Augenblick regungslos da und bebte vor Wut, während er den kleinen Talbewohner anfunkelte. Shea wich und wankte aber nicht, nachdem er alles auf diese letzte Karte gesetzt hatte.
    »Wenn Ihr mich nicht mitnehmen wollt - nur bis Paranor - dann versuche ich es auf eigene Faust«, sagte er. »Ich verlange nur, bis zur Grenze von Paranor gebracht zu werden. Ich bestehe nicht darauf, daß Ihr sie überschreitet. Ich locke Euch nicht in eine Falle.«
    Panamon Creel schüttelte wieder ungläubig den Kopf. Der Zorn in seinen Augen war plötzlich erloschen, und um seine zusammengepressten Lippen spielte ein schwaches Lächeln, als er den Blick auf den riesigen Berg-Troll richtete. Er zuckte die Achseln und nickte kurz.
    »Warum sollten wir uns den Kopf zerbrechen?« meinte er spöttisch. »Es ist dein Hals. Komm mit, Shea.«

Kapitel 19
    Die drei seltsamen Weggenossen zogen nordwärts durch das rauhe Hügelland, bis sie mittags kurz Rast machten, um ein paar Bissen zu essen. Das Gelände war unverändert geblieben, eine Aneinanderreihung schroffer Erhebungen und tiefer Senken, die das Fortkommen beträchtlich erschwerten. Selbst der bärenstarke Keltset mußte mit den beiden anderen zusammen klettern und hinabrutschen, ohne ebenen Boden zu finden, auf dem aufrechtes Gehen möglich gewesen wäre. Das Land war nicht nur bucklig und mißgestaltet, sondern auch ziemlich unfruchtbar und trostlos. Die Hügel waren grasbewachsen und von Büschen und kleinen Bäumen bepflanzt, wirkten aber einsam und verwildert. Das Gras war ein hohes, peitschenartiges Kraut von solcher Zähigkeit, daß es mit schmerzender Kraft an die Hosenbeine der Männer schlug. Wenn es von den schweren Stiefeln niedergetreten wurde, richtete es sich Sekunden später wieder auf. Shea schaute in die Richtung, aus der sie gekommen waren, und konnte nirgends erkennen, daß hier schon andere Leute durchgekommen waren. Die verstreut stehenden Bäume waren knorrig und verkrümmt, voll kleiner Blätter, aber sie wirkten wie Stiefkinder der Natur, verkümmert schon von Geburt an.

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