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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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düstere Blicke auf den unablässig herunterrauschenden Regen warfen. Flick und Shea hörten den Gesprächen stumm zu und betrachteten die besorgten Gesichter. Zuerst vertrauten sie darauf, daß der Sturm sich bald legen werde, aber nach drei Tagen schien er noch immer nicht nachlassen zu wollen.
    Gegen Mittag des vierten Tages minderten sich die Regengüsse zu einem Nieselregen, verbunden mit dichtem Nebel und einer klebrigen, feuchten Schwüle, die allen zu schaffen machte. Das Gedränge im Gasthof ließ nach, als die Männer wieder zu ihrer Arbeit zurückkehrten, und Shea und Flick waren bald mit Aufräum- und Reparaturtätigkeiten beschäftigt. Der Sturm hatte Fensterläden zerschmettert und Schindeln vom Dach gerissen. Dach und Wände der angebauten Flügel ließen Wasser durch, und der kleine Werkzeugschuppen hinter dem Haus war von einer umstürzenden Ulme fast plattgedrückt worden. Die jungen Männer brachten mehrere Tage damit zu, die Schäden zu beheben. Es war eine mühsame Arbeit, und die Zeit verging schleppend.
    Nach zehn Tagen hörten die Regenfälle ganz auf, die großen Wolken zogen weiter, der Himmel wurde wieder hell und blau, besetzt nur noch mit weißen Wolkenstreifen. Die befürchtete Überschwemmung trat nicht ein, und als die Talbewohner auch die Feldarbeiten wiederaufnahmen, kam die warme Sonne heraus. Die Erde trocknete und wurde wieder hart. Mit der Zeit verschwanden auch die letzten Pfützen.
    Shea und Flick hörten Gesprächsfetzen von den Unterhaltungen anderer Talbewohner. Niemand konnte sich an einen so heftigen Sturm zu dieser Jahreszeit erinnern. Er entsprach einem Wintersturm von der Art, wie sie gelegentlich im Norden vorkamen, wo ungeschützte Wanderer in den Bergen überrascht und von den Pässen und Wegen geschleudert wurden, um nie wieder aufzutauchen. Alle Bewohner im Tal dachten über die fortwährenden Gerüchte über sonderbare Ereignisse im Norden nach.
    Die Brüder hörten aufmerksam zu, erfuhren aber nichts Konkretes. Shea achtete auf alle Fremden, die durch das Tal kamen, und suchte nach dem Zeichen des Totenschädels, aber mit der Zeit ließ seine Wachsamkeit nach, und er schalt sich einen Narren.
    Nichts geschah, um einen Sinneswandel in ihm hervorzurufen, bis an einem Nachmittag, etwa drei Wochen nach Allanons plötzlichem Verschwinden, die Brüder am Abend ins Haus kamen und der Vater schon am Tisch saß. Er begrüßte seine Söhne.
    »Für dich ist ein Brief eingetroffen, Shea«, sagte er, wobei er den Umschlag in seiner Hand schwenkte. »Von Leah.«
    Shea griff überrascht nach dem Brief, während Flick aufstöhnte:
    »Wußte ich doch! War zu schön, um wahr zu sein! Der größte Tunichtgut im ganzen Südland hat beschlossen, daß wir noch mehr leiden sollen. Zerreiß den Brief, Shea!«
    Aber Shea hatte den Brief schon geöffnet und überflog ihn, ohne Flick zu beachten, der verärgert die Achseln zuckte und sich zu seinem Vater setzte.
    »Er will wissen, wo wir uns versteckt haben«, sagte Shea. »Wir sollen zu ihm kommen, sobald wir können.«
    »Ja, gewiß«, sagte Flick. »Wahrscheinlich hat er Probleme und braucht jemanden, den er in Teufels Küche bringen kann.« »Warum springen wir nicht einfach in die nächste Schlucht?« »Weißt du noch, was passiert ist, als Menion Leah uns das letzte Mal eingeladen hat? Wir verirrten uns tagelang in den Schwarzen Eichen und wären beinahe von den Wölfen gefressen worden. Das vergesse ich nie. Die Schatten holen mich eher, bevor ich von dem noch einmal eine Einladung annehme.«
    Sein Bruder lachte und schlug ihm auf die Schulter.
    »Du bist neidisch, weil Menion ein Königssohn ist und leben kann, wie es ihm beliebt.«
    »Ein Königreich von Pfützengröße«, gab Flick zurück. »Und königliches Blut ist heutzutage billig. Schau dich an…« Er stutzte und biß sich auf die Lippen. Sie warfen verstohlene Blicke auf ihren Vater, aber dieser hatte offenbar nichts bemerkt und aß ruhig weiter. Flick schnitt eine Grimasse, und Shea lächelte ihn an.
    »Im Gasthof sucht dich einer, Shea«, sagte Curzad plötzlich. »Er sprach von dem großen Fremden, der vor einigen Wochen hier war und nach dir fragte. Hab' ihn im Tal noch nie gesehen. Er ist draußen in der Gaststube.«
    Flick stand langsam auf, während Shea sich an die Brust faßte, wo er die Elfensteine fühlte.
    »Wie sieht der Mann aus?« fragte er schnell.
    »Kann ich nicht genau sagen«, erwiderte sein Vater mit vollem Mund. »Er ist in einen langen, grünen

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