Shannara I
Waldmantel gehüllt. Heute Nachmittag erst in den Ort geritten - wunderschönes Pferd. Er wollte dich unbedingt sprechen. Sieh lieber gleich nach, was er will.«
»Hast du irgendein Zeichen gesehen?« fragte Flick dumpf.
Sein Vater hörte auf zu kauen und sah ihn erstaunt an.
»Was meinst du? Bist du zufrieden, wenn ich dir eine Kreidezeichnung mache? Was habt ihr denn?«
»Nichts, gar nichts«, sagte Shea hastig. »Flick wollte nur wissen, ob der Mann wie… wie Allanon aussieht… erinnerst du dich?«
»O ja«, sagte sein Vater mit schiefem Lächeln, während Flick erleichtert aufatmete. »Nein, eine Ähnlichkeit ist mir nicht aufgefallen, allerdings ist dieser Mann auch groß. Ich habe an der rechten Wange eine lange Narbe gesehen - wahrscheinlich von einem Messer.«
Shea nickte dankend und zog Flick mit hinaus. Sie eilten zu den breiten Doppeltüren. Shea öffnete sie einen Spalt und schaute in die überfüllte Gaststube. Zunächst sah er nichts als die vertrauten Gesichter der ihm bekannten Gäste, aber dann trat er zurück und schloß die Tür unauffällig.
»Er sitzt an der vorderen Ecke des Kamins. Ich weiß nicht, wer er ist, oder auch nur, wie er aussieht. Von hier aus sieht man nicht genug. Er trägt einen grünen Mantel. Wir müssen näher ran.«
»Da draußen?« meinte Flick. »Bist du verrückt? Er entdeckt dich auf der Stelle.«
»Dann geh du!« sagte Shea. »Leg ein paar Scheite aufs Feuer und sieh ihn dir an! Stell fest, ob er das Schädelzeichen trägt!«
Flick riß die Augen auf und traf Anstalten zu flüchten, aber Shea packte ihn am Arm und schob ihn durch die Türen in die Gaststube. Wieder durch einen Spalt blickte er ihm nach. Er sah ihn unsicher zum Kamin gehen und in der Glut herumstochern, bevor er ein Scheit aufs Feuer legte. Flick ließ sich Zeit, offenbar, um den Mann im grünen Mantel genauer betrachten zu können. Der Fremde saß an einem Tisch in der Nähe des Kamins, mit dem Rücken zu Flick, aber ein wenig zur Seite gedreht.
Plötzlich, gerade als Flick zurückgehen wollte, bewegte sich der Fremde und sagte etwas. Flick erstarrte. Shea sah, wie sein Bruder sich umdrehte und dem Fremden antwortete, während er zu Sheas Versteck herüberschielte. Shea glitt tiefer in die Schatten und zog den Spalt zu. Sie mußten sich verraten haben. Während er überlegte, ob er das Weite suchen sollte, kam Flick mit blassem Gesicht durch die Tür.
»Er hat dich gesehen. Der Mann hat Augen wie ein Habicht. Er hat gesagt, ich soll dich zu ihm bringen.«
Shea überlegte und nickte dann ergeben. Wohin konnten sie schon laufen, ohne binnen Minuten gefunden zu werden?
»Vielleicht weiß er nicht alles«, sagte Shea. »Vielleicht glaubt er, wir wüßten, wo Allanon ist. Überleg dir, was du zu ihm sagst, Flick.« Er ging voraus durch die Schwingtüren und durch die Gaststube zu dem Tisch, an dem der Fremde saß. Sie blieben hinter ihm stehen und zögerten, aber er winkte sie mit einer Handbewegung heran, ohne sich umzudrehen. Sie setzten sich und sahen einander stumm an. Der Fremde war ein großer, breitschultriger Mann, erreichte aber Allanons Größe nicht. Der Mantel bedeckte seinen ganzen Körper, so daß sie nur seinen Kopf sehen konnten. Seine Züge waren kräftig und markant, eigentlich angenehm, abgesehen von der dunklen Narbe, die vom Außenwinkel der rechten Braue bis fast zum Mundwinkel reichte. Die Augen erschienen Shea sonderbar sanft, von haselnußbrauner Farbe. Das blonde Haar war kurzgeschnitten und hing locker über der breiten Stirn und den kleinen Ohren. Shea fiel es schwer, zu glauben, daß dieser Mann der Feind sei, von dem Allanon gesprochen hatte. Selbst Flicks Argwohn schien nachgelassen zu haben.
»Es bleibt keine Zeit für Spiele, Shea«, sagte der Fremde plötzlich mit ruhiger Stimme. »Deine Vorsicht ist zu loben, aber ich trage nicht das Zeichen des Totenschädels. Ich bin ein Freund Allanons. Mein Name ist Balinor. Mein Vater ist Ruhl Buckhannah, der König von Callahorn.«
Die Brüder erinnerten sich des Namens sofort, aber Shea wollte kein Risiko eingehen.
»Woher weiß ich, daß Ihr die Wahrheit sprecht?«
Der Fremde lächelte.
»Von den drei Elfensteinen in deiner Brusttasche - die du von Allanon bekommen hast.«
Shea nickte überrascht. Nur ein Abgesandter des riesigen Historikers konnte von den Steinen wissen. Er beugte sich vor.
»Was ist mit Allanon geschehen?«
Ich weiß es nicht genau«, antwortete der große Mann leise. »Ich habe seit über
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