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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Vergessen war die Bedrohung durch den allgegenwärtigen Dämonen-Lord, dessen Reich unmittelbar vor ihnen lag. Vergessen waren Erschöpfung und Verzweiflung nach dem Verlust des Schwertes von Shannara. Orl Fane sollte ihnen nicht noch einmal entkommen.
    Der Himmel wurde zusehends dunkler. Weit im Westen grollte Donner, ein drohendes Rumpeln, das der Wind schnell durch das ganze Nordland trug. Es würde ein schrecklicher Sturm werden, beinahe so, als habe die Natur beschlossen, dem sterbenden Land neues Leben einzuhauchen, indem sie es reinwusch, damit es wieder fruchtbarer Boden für lebende Wesen sein konnte. Die Luft war bitter kalt, und der Wind fegte mit schneidender Heftigkeit durch ihre Kleidung. Sie spürten ihn jedoch kaum, und ihre Augen suchten angestrengt den Horizont nach einer Spur ihres Opfers ab. Die Fährte sah frischer aus; Orl Fane konnte nicht mehr weit vor ihnen sein.
    Die Landschaft hatte sich merklich verändert. Der Boden blieb nackt und eisenhart, überstreut mit Felsbrocken, aber er wurde immer hügeliger und rauher, so daß sie nur noch langsam vorankamen. Die rissige, trockene Erde erschwerte das Gehen besonders, weil jede Vegetation fehlte, die ein wenig Halt geboten hätte. Als die Hügel und Täler immer steiler und schroffer wurden, kamen die drei Wanderer nur noch kletternd und abrutschend voran.
    Der zunehmende Westwind fegte nun mit ohrenbetäubendem Heulen heran und drohte die Männer manchmal umzureißen. Der Staub wirbelte in dichten Wolken auf und wehte an die Gesichter der Männer. Es wurde bald so schlimm, daß sie sich in einem Sandsturm wähnten. Die ganze Landschaft war windumtost und von Sand eingehüllt. Das Atmen fiel schwer, sehen konnten sie fast gar nichts mehr, und schließlich erkannten nicht einmal mehr Keltsets scharfe Augen Spuren des Fliehenden am Boden. Wahrscheinlich gab es überhaupt nichts mehr zu sehen, so wild wirbelte der Wind die Erde auf, aber die drei gingen weiter.
    Aus dem fernen Donnergrollen war ein nahezu unaufhörliches Krachen geworden, während die Blitze vom Himmel herabzuckten. Der Himmel war schwarz geworden, obwohl sie das kaum noch wahrnahmen. Vom westlichen Horizont her näherte sich ein dichter Dunst - offenkundig eine Regenwand von größter Heftigkeit, vorangetrieben vom heulenden Wind. Es wurde so schlimm, daß Panamon brüllte, sie müßten stehenbleiben.
    »Es hat keinen Zweck! Wir müssen einen Unterschlupf finden, bevor uns der Sturm ganz erfaßt!«
    »Wir können jetzt nicht aufgeben!« schrie Shea zornig, aber seine Stimme wurde vom Donnerkrachen fast übertönt.
    »Sei kein Narr!« Der Räuber kämpfte sich zu ihm vor und sank auf ein Knie, während er die Augen vor dem peitschenden Sand schützte. Auf der rechten Seite sah er einen hohen Hügel mit großen, überhängenden Felsblöcken, die ein wenig Zuflucht vor der Gewalt des Sturmes zu bieten schienen. Er winkte den beiden anderen, gab es auf, weiter nach Norden vorzudringen, und wandte sich den Felsen zu. Schwere Regentropfen begannen herabzufallen und auf der Haut der Männer zu zerplatzen; das Donnerkrachen steigerte sich zu ohrenbetäubender Lautstärke. Shea starrte weiter nach Norden in die Dunkelheit, kaum bereit, Panamons Entscheidung hinzunehmen und die Verfolgung aufzugeben, wo er doch wußte, daß sie ihrem Ziel so nah waren.
    Sie hatten die Felsen fast schon erreicht, als er eine Bewegung wahrnahm. Ein gleißender Blitzstrahl beleuchtete eine kleine Gestalt am Kamm eines hohen Hügels weit vor ihnen, die sich mühsam gegen den Sturm vorankämpfte. Shea schrie wild auf und packte Panamons Arm, um auf den inzwischen wieder in der Dunkelheit verschwundenen Hügel zu zeigen. Sekundenlang blieben die drei Männer wie erstarrt stehen und versuchten die Schwärze zu durchdringen, während der Regen wolkenbruchartig herunterrauschte und sie durchnäßte. Ein zweitesmal zuckten Blitze und zeigten wieder den fernen Hügel mit der winzigen Gestalt, die noch immer versuchte, den Kamm zu erreichen. Dann war die Erscheinung verschwunden, und nur der Regen umgab sie.
    »Das ist er! Das ist er!« schrie Shea. »Ich verfolge ihn!« Ohne auf die beiden anderen zu achten, stürzte er den Hang hinunter, entschlossen, sich das Schwert nicht noch einmal entgehen zu lassen.
    »Shea! Nein! Shea!« schrie ihm Panamon vergeblich nach. »Keltset, hol ihn zurück!«
    Der Riesentroll hetzte den Hügel hinunter, überholte den kleinen Talbewohner, ergriff ihn mühelos mit einem Arm und trug

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