Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
begegnen, oder wir können versuchen, umzukehren…« Er verstummte, als er sah, daß Panamon blaß wurde.
    »Ich gehe da nicht mehr hindurch - jedenfalls nicht gleich«, erklärte der Scharlachrote nachdrücklich. Er schüttelte heftig den Kopf und hob den Armstumpf mit dem Eisenhaken, begann aber plötzlich verlegen zu grinsen. Er war zu abgehärtet, zu erfahren, um sich längere Zeit niederdrücken zu lassen. Er kämpfte die Erinnerungen an die grausigen Geschehnisse im Nebel nieder und ermannte sich. Wenn er bei diesem Abenteuer das Leben verlieren sollte, dann mit dem Mut und der Entschlossenheit, die ihm in den vielen Jahren bisher gute Dienste geleistet hatten.
    »Denken wir einmal gründlich nach«, sagte er und begann wieder auf und ab zu gehen. »Wenn der Gnom nicht durch die Nebelbarriere gekommen ist, wird das Schwert dort noch liegen - wir können es uns jederzeit holen. Aber wenn er entkommen ist wie wir, wo kann er dann…?« Er verstummte plötzlich und schaute sich in der Landschaft um. Keltset trat heran und wies auf die Gipfel an der Grenze des Schädelreiches.
    »Ja, natürlich, du hast wieder einmal recht«, sagte Panamon mit schwachem Lächeln. »Er muß von Anfang an dorthin unterwegs gewesen sein. Das ist der einzige Ort für ihn.«
    »Zum Dämonen-Lord?« sagte Shea leise. »Bringt er ihm das Schwert?«
    Der andere nickte kurz. Shea wurde blaß bei dem Gedanken, den Gnomen bis zur Schwelle des Geisterkönigs zu verfolgen, ohne die Zauberkräfte Allanons zu Hilfe rufen zu können. Würden sie entdeckt, waren sie hilflos, wenn die Elfensteine ihnen nicht beistanden. Die Steine mochten zwar gegen die Schädelträger mächtig genug gewesen sein, aber es erschien doch höchst zweifelhaft, daß sie gegen ein so furchtbares Wesen wie Brona etwas auszurichten vermochten.
    Die erste Frage war, ob es Orl Fane gelungen sein konnte, den tödlichen Nebel zu durchdringen. Sie beschlossen, dem Rand der wallenden Wand nach Westen zu folgen, um vielleicht auf die Fährte zu stoßen, die der fliehende Gnom hinterlassen haben würde. Wenn sie in dieser Richtung nichts entdeckten, gedachten sie es gen Osten zu versuchen. Sollte dann von Orl Fane noch immer keine Spur zu finden sein, mußten sie annehmen, daß er im mörderischen Nebel umgekommen war, und sie würden gezwungen sein, ihn dort zu suchen, um das Schwert zurückzuholen. Keiner war für die letzte Möglichkeit, aber Shea versprach, die Macht der Elfensteine einzusetzen, in der Hoffnung, sie würden ihnen den Weg zum Schwert weisen. Ihr Gebrauch würde zweifellos die Geisterwelt auf ihre Anwesenheit aufmerksam machen, aber sie würden dieses Risiko eingehen müssen, wenn sie in der undurchdringlichen Schwärze etwas finden wollten.
    Die drei Wanderer machten sich eilig auf den Weg, und Keltset suchte unaufhörlich den Boden nach Fußspuren des Gnomen ab. Schwerlastende Wolkenhaufen verhüllten den ganzen Himmel und breiteten einen düsteren, grauen Dunst über das Nordland. Shea versuchte zu schätzen, wieviel Zeit vergangen war, seitdem sie in die Nebelwand eingedrungen waren, aber er fand keine Anhaltspunkte. Es mochten einige Stunden, konnten aber auch mehrere Tage gewesen sein. Jedenfalls nahm die graue Düsternis immer mehr zu und kündigte den Anbruch der Nacht und ein zeitweiliges Ende ihrer Suche nach Orl Fane an.
    Die hochgetürmten grauen Wolken wurden dunkler und zogen schwerfällig am Himmel dahin. Der Wind war stärker geworden und fegte wild über die nackten Hügel und durch die tiefen Rinnen. Es wurde rasch kälter, so kalt, daß die drei Männer sich in ihre Jagdumhänge wickeln mußten, während sie weitergingen. Es zeigte sich bald, daß ein Sturm aufkam, und sie begriffen, daß ein starker Regenguß alle Spuren verwischen würde, die der flüchtende Gnom hinterlassen haben mochte. Und wenn sie dazu gezwungen sein sollten, zu erraten, ob er entkommen war oder nicht…
    Aber durch einen glücklichen Zufall entdeckte Keltset Fußspuren auf der nackten Erde - Fußspuren, die aus der Nebelwand kamen und nach Norden führten. Der Berg-Troll zeigte Panamon Creel, daß die Abdrücke von einer kleinen Person, vermutlich einem Gnomen, stammen mußten und daß die Person dahingetorkelt war, entweder vor Erschöpfung oder weil sie verletzt war. Erbaut von dieser Entdeckung, gewiß, Orl Fanes Fährte wiedergefunden zu haben, folgten sie den Spuren in Richtung Norden, und zwar viel schneller als zuvor. Vergessen war die Qual dieses Vormittags.

Weitere Kostenlose Bücher