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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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ihn hinauf zum wartenden Panamon. Shea wehrte sich verzweifelt und brüllte aus Leibeskräften, aber er hatte keine Chance, sich dem eisernen Griff des Riesen zu entwinden. Der Sturm erreichte seinen Höhepunkt, und der gewaltige Regen narbte die ungeschützte Erde, auf der große Brocken und Felsblöcke in tief eingeschnittene Rinnen hinabrutschten, wo sich schon reißende Bäche bildeten. Panamon führte sie in die Felsen und achtete nicht auf Sheas Drohungen und Flüche, während er nach einem Unterschlupf suchte. Nach kurzer Umschau wählte er eine Stelle oben auf dem Kamm, die auf drei Seiten von hohen Felsblöcken geschützt war. Mühsam hinaufkletternd, erreichten die drei Männer endlich erschöpft die bescheidene Zuflucht, wo sie zusammensanken. Panamon bedeutete Keltset, Shea loszulassen. Zornig wandte sich der Talbewohner dem hochgewachsenen Abenteurer zu, während ihm der Regen in Augen und Mund lief.
    »Seid ihr verrückt?« tobte er im Donner und Krachen der Blitze. »Ich hätte ihn eingeholt! Ich hätte ihn…«
    »Shea, hör zu!« unterbrach ihn Panamon hastig. Der Sturm schien für einen Augenblick zu erlahmen, als Shea zögerte. »Er war uns zu weit voraus, um bei diesem Wetter eingefangen zu werden. Wir wären alle weggefegt oder von Geröllawinen mitgerissen worden. Es ist zu gefährlich bei diesem Gewittersturm, unterwegs zu sein - auch nur wenige Meter, geschweige denn Meilen. Beruhige dich. Wir können die Überreste des Gnoms suchen, wenn der Sturm vorbei ist.«
    Shea wollte noch etwas einwenden, atmete aber tief ein und beruhigte sich, als seine Vernunft die Oberhand gewann. Er sah ein, daß Panamon recht hatte.
    Die volle Wucht des Sturmes tobte über das ungeschützte Land, riß die nackte Oberfläche auf und gestaltete sie neu. Langsam wurden die Hügel hinabgewaschen in die überschwemmten Flußtäler, und die alten Streleheim-Ebenen weiteten sich zum riesigen Nordland. Zusammengekauert im Schutz der mächtigen Felsen, starrte Shea hinaus auf die Regenwände, die in endlosen Güssen kamen und gingen und die Trostlosigkeit des sterbenden Landes verhüllten. Es schien, als lebe nichts mehr außer ihnen. Wenn der Sturm lange genug anhielt, mochten sie alle fortgespült werden, und das Leben konnte einen neuen Anfang machen, dachte er düster.
    Obwohl der Regen in ihrem kleinen Unterschlupf nicht direkt auf sie herabprasselte, entkamen sie der eisigen Feuchtigkeit nicht; in ihrer durchnäßten Kleidung fühlten sie sich elend genug. Zuerst blieben sie in erwartungsvollem Schweigen sitzen, als warteten sie darauf, daß der Sturm nachlasse und die Jagd auf Orl Fane weitergehen könne, aber mit der Zeit wurden sie des Wartens überdrüssig und begannen sich anders zu beschäftigen, überzeugt davon, daß Regen und Wind noch lange anhalten würden. Sie aßen ein paar Bissen, mehr aus Notwendigkeit, denn aus Hunger, und versuchten dann, so gut es ging, ein wenig zu schlafen. Panamon hatte zwei Decken retten können, die wasserdicht verpackt gewesen waren, und er gab sie Shea. Der Talbewohner lehnte ab und wollte sie seinen Freunden überlassen, aber Keltset, den kaum etwas aus der Ruhe zu bringen schien, schlief bereits. So wickelten Panamon und Shea sich in die warmen Decken und starrten, nebeneinander sitzend, stumm ins Leere.
    Nach einer Weile sprachen sie miteinander über die Vergangenheit, über ruhige Zeiten und ferne Orte, um in dieser Stunde der Einsamkeit und Trostlosigkeit etwas Gemeinsames zu haben. Wie üblich bestritt Panamon den Großteil des Gesprächs, aber die Berichte über seine Abenteuer klangen anders als sonst. Das Element der Unwahrscheinlichkeit und Tollheit fehlte, und zum ersten Mal erkannte Shea, daß der scharlachrote Dieb vom wahren Panamon Creel erzählte. Es war eine beiläufige, fast sorglose Unterhaltung - wie eine von alten Freunden, die sich nach Jahren wiedersehen.
    Panamon berichtete von seiner Jugend und dem schweren Leben, das den Menschen in seiner Umgebung beschieden gewesen war. Er suchte darin keine Entschuldigung für sich, verlegte sich nicht auf Ausreden, sondern erzählte schlicht von längst vergangenen Jahren, die in der Erinnerung lebendig geblieben waren. Der kleine Talbewohner wiederum sprach von seiner Kindheit mit seinem Bruder Flick und erinnerte sich an die aufregenden Ausflüge in die Wälder von Duln. Er erzählte lächelnd von dem unberechenbaren Menion Leah, der ihm in mancher Beziehung wie ein junger Panamon Creel vorkam. Die Zeit

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