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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Haß auf sie, auf der Lauer, während sie sich tiefer in das riesige Gebirge vorwärts kämpften, hinter dem das uralte Reich Paranor lag. Sie marschierten in einer unregelmäßigen Reihe nach Norden, auseinandergezogen als Silhouetten vor dem nebligen Hintergrund, eng in wollene Mäntel gekleidet, um sich vor der Kälte zu schützen, die Köpfe gesenkt. Die Hänge und Schluchten waren bedeckt mit Geröll und durchzogen von verborgenen Spalten, die das Fortkommen erschwerten. Mehr als einmal stürzte einer aus der kleinen Gruppe in aufstiebendem Geröll und Staub zu Boden. Aber das verborgene Ding zog es vor, nicht in Erscheinung zu treten; es begnügte sich damit, wissen zu lassen, daß es da sei, und darauf zu warten, daß dieses Wissen den Widerstand der acht Männer untergrub. Dann würden aus den Jägern Gejagte werden.
    Es dauerte nicht lange. Beharrlich nagten Zweifel an ihren erschöpften Gemütern - Zweifel, die phantomgleich aus den Ängsten und tief verborgenen Geheimnissen der Männer aufstiegen. Durch die Kälte und das Brausen des sich steigernden Windes voneinander getrennt, blieb jeder für sich, und die Unfähigkeit, sich miteinander verständigen zu können, steigerte das wachsende Gefühl der Unruhe nur noch. Höndel war der einzige, der dagegen immun zu sein schien. Seine schweigsame, einzelgängerische Natur hatte ihn abgehärtet gegen Selbstzweifel, und sein um Haaresbreite gelungenes Entkommen aus den Fängen der aufgebrachten Gnome im Jade-Paß hatte zumindest vorübergehend jede Todesfurcht in ihm ausgelöscht. Er war dem Tod nah gewesen, so nah, daß ihn am Ende nur der Instinkt gerettet hatte. Die Gnomen waren aus allen Richtungen auf ihn losgestürzt, bedenkenlos den Hang hinaufgestürmt, so wutentbrannt, daß allein Blutvergießen ihrem Haß ein Ventil verschaffen konnte. Er war blitzschnell in die Randgebiete des Wolfsktaags entwischt und hatte sich im Dickicht verborgen, während die Gnome ihre Kräfte verausgabten, bis einer von ihnen in Reichweite gekommen war. Es hatte nur Sekunden gedauert, den Ahnungslosen zu betäuben, den Gefangenen in seine unverwechselbare Zwergkleidung zu stecken und dann um Hilfe zu schreien. Die Gnome vermochten in der Dunkelheit, geblendet durch ihre Erregung, nichts anderes zu erkennen als das Gewand. Sie rissen ihren eigenen Genossen in Stücke, ohne es zu ahnen. Höndel hatte sich weiter verborgen gehalten und war am nächsten Tag heimlich durch den Paß geschlüpft, ein weiteres Mal davongekommen.
    Die Leute aus dem Tal und die Elfen verfügten nicht über Höndels starkes Selbstvertrauen. Die Prophezeiung des Schattens von Brimen hatte sie betäubt. Im Geheul des stürmischen Bergwindes schienen die Worte sich unablässig zu wiederholen. Einer von ihnen würde sterben müssen. Gewiß, die Prophezeiung hatte es anders ausgedrückt, aber der Sinn war unverwechselbar. Eine bittere Aussicht für sie, die keiner einfach hinnehmen wollte. Auf irgendeine Weise gedachten sie einen Weg zu finden, um die Voraussage Lügen zu strafen.
    Allanon, weit voraus, die riesige Gestalt vorgebeugt im Wind, sann über die Ereignisse nach, die im Tal von Shale stattgefunden hatten. Zum hundertsten Mal dachte er an die seltsame Begegnung mit dem Schatten Brimens, des uralten Druiden, der dazu verdammt war, im Zwischenreich zu wandeln, bis der Dämonen-Lord endgültig besiegt war. Es war jedoch nicht die Erscheinung des wandernden Geistes, die ihn jetzt so verstörte. Es war das entsetzliche Wissen, das er in sich trug, tief verborgen unter seinen schwärzesten Wahrheiten. Sein Fuß stieß gegen einen Felssporn, so daß er stolperte und nur mühsam das Gleichgewicht halten konnte. Ein kreisender Habicht im Grau ließ einen schrillen Schrei hören und stieß über einem fernen Grat aus dem Himmel herab. Der Druide drehte den Kopf, als die dünne Reihe hinter ihm versuchte, Anschluß zu halten. Er hatte von dem Schatten mehr erfahren als die Worte der Prophezeiung. Davon hatte er den anderen jedoch nichts gesagt, die ganze Wahrheit jenen, die ihm vertrauten, verschwiegen, so wie er ihnen auch nicht die ganze Geschichte hinter dem legendären Schwert von Shannara erzählt hatte. Seine tiefliegenden Augen glühten vor innerer Wut über die mißliche Lage, in die er sich versetzt hatte, weil er ihnen nicht alles anvertraut hatte, und für einen Augenblick überlegte er, ob er das nicht doch nachholen sollte. Sie hatten alle so viel gegeben, und dabei war das erst der Anfang… Aber

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