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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Glorienschein dunstverschleierten, goldenen Lichts aus den fernen Wäldern empor. Auf den weiten, offenen Hängen des Berges, die sich über ihnen dehnten, öffneten sich die Blüten der wilden Blumen, und Tautropfen schimmerten im Gras.
    Wil blinzelte überrascht. Im ersten Moment glaubte er, seine Augen spielten ihm einen Streich, und wartete darauf, daß der Junge wieder in den Gefilden seiner Phantasie untertauchen würde. Doch der Junge blieb, wo er war. Mit gekreuzten Beinen hockte er vor Wil im Gras und betrachtete diesen schweigend. Es war also kein Trugbild, sagte sich Wil und richtete sich ein wenig auf.
    »Guten Morgen«, sagte er endlich.
    »Guten Morgen«, antwortete der Junge feierlich.
    Wil rieb sich den Schlaf aus den Augen und nahm sich Zeit, um den Jungen zu mustern. Er war ein Elf, ziemlich groß, mit zerzaustem, sandblondem Haar, das ihm in sein Gesicht fiel. Auf der Nase saßen ein paar Sommersprossen. Der Junge trug eine Hose und ein Wams aus Leder, und um seinen Hals sowie an seinem Gürtel hing eine Vielzahl von Beuteln und Säcken. Er war sehr jung, viel jünger noch als Wil und Amberle.
    »Ich wollte Euch nicht wecken«, erklärte der Junge.
    Wil nickte. »Du warst sehr leise.«
    »Ich weiß. Ich kann mich durch einen Wald schleichen, ohne daß mich jemand hört.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Und ich kann mich an einen Fuchsbau heranpirschen, ohne daß der Fuchs was merkt. Das hab’ ich schon einmal gemacht.«
    »Das ist ja allerhand.«
    Der Junge sah ihn neugierig an.
    »Was tut ihr hier draußen?«
    Wil mußte unwillkürlich lachen.
    »Genau das gleiche wollte ich dich gerade fragen. Wohnst du hier?«
    Der Junge schüttelte den Kopf.
    »Nein. Ich wohne im Süden, unterhalb vom Irrybis. Im Rockshort.«
    Wil hatte keine blasse Ahnung, was ein Rockshort sein könnte. Er hörte, wie Amberle sich hinter ihm regte.
    »Sie ist sehr schön«, sagte der Junge leise. »Seid ihr verheiratet?«
    »Ah - nein, wir reisen nur zusammen«, erwiderte Wil leicht verlegen. »Wie bist du denn hierhergekommen?«
    »Ich bin geflogen«, antwortete der Junge. »Ich bin ein Himmelsreiter.«
    Wil war sprachlos. Der Junge blickte an ihm vorbei zu Amberle, die sich jetzt aufsetzte.
    »Guten Morgen, schöne Dame«, begrüßte er sie.
    »Guten Morgen«, antwortete Amberle. Belustigung mischte sich mit Verwunderung in ihren grünen Augen. »Wie heißt du?«
    »Perk.«
    »Ich heiße Amberle.« Das Elfenmädchen lächelte. »Und das ist Wil.«
    Der Junge stand auf und trat zu Wil, um ihm die Hand zu schütteln. Mit Überraschung stellte Wil fest, daß die Innenhand des Jungen schwielig und von Hornhaut überzogen war. Der Junge schien sich dieser Tatsache bewußt zu sein und zog seine Hand rasch zurück. Amberle bot er sie gar nicht, sondern nickte ihr nur zu.
    »Möchtet ihr etwas zum Frühstück?« fragte er.
    Wil zuckte die Schultern. »Woran hattest du denn gedacht, Perk?«
    »Milch, Nüsse, Käse und Brot. Das ist alles, was ich bei mir habe.«
    »Nun, das ist doch wunderbar.« Wil lachte und blickte rasch zu Amberle hinüber. Er hatte keine Ahnung, was Perk hier tat, doch was er zum Frühstück zu bieten hatte, klang köstlich.
    »Wir teilen das Frühstück mit Freuden mit dir.«
    Sie ließen sich im Gras nieder. Aus einem der Beutel, die er bei sich trug, holte der junge Elf die versprochenen Nüsse, den Käse und das Brot hervor, dazu drei kleine Becher. Diese füllte er mit Milch aus einem anderen Beutel.
    Wil und Amberle verzehrten die kleine Mahlzeit mit Heißhunger.
    »Woher hast du die Milch?« fragte Amberle.
    »Von den Ziegen«, murmelte der Junge mit vollem Mund. »Ein paar Meilen weiter nördlich ist ein Ziegenhirt mit einer kleinen Herde. Ich hab’ heute morgen in aller Frühe eine von den Geißen gemolken.«
    Amberle warf einen fragenden Blick auf Wil. Der zuckte die Schultern.
    »Er hat mir erzählt, daß er ein Himmelsreiter ist. Er fliegt.«
    »Ein richtiger Himmelsreiter bin ich nicht - noch nicht«, schränkte der Junge ein. »Dazu bin ich noch zu jung. Aber eines Tages werde ich einer sein.«
    Ein etwas verlegenes Schweigen folgte auf diese Worte, das der Junge schließlich brach.
    »Ihr habt mir noch gar nicht erzählt, was ihr hier draußen tut«, bemerkte er. »Lauft ihr vor irgendwas davon?«
    »Warum fragst du das, Perk?« wollte Amberle sogleich wissen.
    »Weil ihr so ausseht, als ob ihr vor irgendwas flieht. Eure Kleider sind ganz zerrissen und schmutzig. Ihr habt keine Waffen und kein Essen

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