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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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aus Havenstead strikt weigerte, umzukehren«, erwiderte sie. »Ich weiß, daß du derjenige bist, der nicht ein einziges Mal daran gedacht hat, die Flinte ins Korn zu werfen. Ich weiß, daß du derjenige bist, den Allanon als meinen Beschützer ausgewählt hat. Würdest du mich im Stich lassen?«
    Wil errötete. »Nein. Niemals.«
    »Und ich dich auch nicht. Wir haben diesen Weg gemeinsam angetreten, und wir werden ihn zusammen beenden. Wir können uns aufeinander verlassen, du und ich. Wir werden einander helfen, alles bis zum Ende durchzustehen. Ich habe so ein Gefühl, daß es gelingen wird.« Sie hielt inne, und ein scheues Lächeln flog über ihr Gesicht. »Dir ist doch wohl klar, daß eigentlich du mir diesen Vortrag hättest halten sollen, nicht ich dir. Ich war es doch, die nicht an ihr Erbe glaubte, die kein Vertrauen in den Druiden hatte. Du hast immer geglaubt.«
    »Ja, wenn die Elfensteine mir nicht den Dienst versagt hätten -«, begann Wil bedrückt.
    Amberle schloß ihm rasch mit einem Finger die Lippen.
    »Sei nicht so sicher, daß sie dir den Dienst versagt haben. Überleg doch mal einen Augenblick, was du mit ihnen bewirken wolltest. Du wolltest sie als eine Waffe der Vernichtung einsetzen. Ist dir das überhaupt möglich, Wil? Vergiß nicht, daß du ein Heilkundiger bist. Du hast es dir zur Aufgabe gemacht, Leben zu erhalten, nicht zu zerstören. Der Elfenzauber ist immer nur ein Teil dessen, der sich seiner bedient. Vielleicht solltest du die Elfensteine nicht auf die Weise gebrauchen, wie du sie einsetzen wolltest, als du dich dem Raffer gegenübersahst.«
    Wil überdachte Amberles Worte reiflich. Allanon hatte ihm erklärt, daß sich in den drei Steinen Herz, Geist und Körper zu jener einen Kraft vereinigen mußten, die den Zauber ausmachte. Wenn es eines Teiles mangelte…
    »Nein.« Er schüttelte mit Nachdruck den Kopf. »Das ist Haarspalterei. Mein Großvater glaubte so fest an die Erhaltung des Lebens wie ich, und doch setzte er die Elfensteine ein, um zu vernichten. Und er tat es ohne die Schwierigkeiten, die ich erlebte.«
    »Nun, dann gibt es noch eine andere Möglichkeit«, fuhr sie fort. »Allanon warnte dich vor dem inneren Widerstand, der seinen Ursprung in deinem gemischten Blut hat. Einmal schon hattest du ihn verspürt. Vielleicht hat das dich veranlaßt, deine eigene Sperre zu schaffen - eine geistige Sperre in der Form, daß du - dir selbst unbewußt - befürchtest, daß die Kraft der Elfensteine dir verloren ist, obwohl es in Wirklichkeit gar nicht zutrifft. Vielleicht war die Sperre, die dich heute nacht hinderte, von dir selbst geschaffen.«
    Wil starrte sie nachdenklich an. War das möglich? Er schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß nicht. Ich bin mir nicht sicher. Es ging alles so schnell.«
    »Dann hör mir zu.« Sie neigte sich zu ihm hinüber, so daß ihr Gesicht dem seinen ganz nahe war. »Akzeptiere nicht so rasch als Wahrheit, was nur Mutmaßung ist. Einmal hast du dich der Elfensteine bedient. Da hast du ihre Kraft heraufbeschworen und sie zu deiner eigenen gemacht. Ich glaube nicht, daß einem eine solche Gabe so leicht verlorengeht. Vielleicht hast du sie nur verschüttet. Nimm dir Zeit, sie zu suchen, ehe du sagst, daß sie dir auf immer genommen sei.«
    Voll tiefer Verwunderung blickte er sie an.
    »Du hast mehr Vertrauen in mich als ich selbst. Wie seltsam! Auf unserer Reise nach Arborlon hegtest du noch große Zweifel an mir. Erinnerst du dich?«
    Sie rückte ein Stück von ihm ab.
    »Das war falsch von mir. Ich habe Dinge gesagt, wovon ich besser geschwiegen hätte. Ich hatte Angst…«
    Einen Augenblick schien es so, als wolle sie noch mehr sagen; doch wie schon bei anderer Gelegenheit, als es den Anschein hatte, als wolle sie ihre Angst erklären, ließ sie das Thema fallen. Wil war klug genug, sich damit zufriedenzugeben.
    »Nun, in einer Hinsicht hast du jedenfalls recht gehabt«, meinte er, bemüht, in leichtem Ton zu sprechen. »Diesen Vortrag hätte ich dir halten sollen. Nicht du mir.«
    Eine unbestimmbare Wehmut lag tief in ihren Augen.
    »Dann denk daran, das zu tun, wenn du siehst, daß ich es brauche. So, kannst du jetzt schlafen?«
    Er nickte. »Ja, ich glaube schon - ein Weilchen wenigstens.«
    Sie tauschten den Platz, und er streckte sich auf dem Boden des Kahns aus, seinen zusammengerollten Umhang als Kissen unter dem Kopf. Gedanken an die Elfensteine huschten aufreizend durch seinen Geist. Er schloß die Augen und hüllte solche Gedanken in

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