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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Namen der Helden, alle Einzelheiten, die zum Bannspruch führten. Aber nirgends wird das Wort Sichermal erwähnt, nirgends der Ort genannt, wo das Blutfeuer zu finden ist. Und es steht auch nichts über das Wesen der Zauberkraft darin, die den Ellcrys geschaffen und den Großen Bann verhängt hat.«
    Das, dachte Andor, war nicht ungewöhnlich. Nur in Ausnahmefällen hatten die Alten die Geheimnisse ihrer Zauberkräfte schriftlich niedergelegt. Dieses kostbare Wissen wurde durch mündliche Überlieferung weitergegeben, damit es nicht den Feinden in die Hände fallen konnte. Und manche der Zauberkräfte sollten so mächtig sein, daß sie nur in einer ganz bestimmten Zeit und an einem ganz bestimmten Ort angewendet werden durften. Vielleicht hatte es auch diese Bewandtnis mit den magischen Kräften, die den Ellcrys geschaffen hatten.
    Der König ließ sich wieder in seinen Sessel sinken, warf noch einen Blick in das alte Buch und schlug es dann wortlos zu.
    »Wir werden uns eben auf das Wenige stützen müssen, was wir von dem Ellcrys erfahren haben«, sagte er leise. »Mit Hilfe dieser Kenntnisse müssen wir die Orte bestimmen, wo das Blutfeuer sich befinden kann, und dann jeden einzelnen aufsuchen.«
    Andor nickte stumm. Es schien hoffnungslos. Es sprach kaum etwas dafür, daß sie Sichermal aufgrund dieser vagen Beschreibung jemals finden würden.
    »Ich wollte, Arion wäre hier«, murmelte sein Vater unvermittelt.
    Andor entgegnete darauf nichts. Er mußte sich eingestehen, daß der König guten Grund hatte, Arion herbeizuwünschen. Arion besaß die Führereigenschaften, die bei der Organisation und Leitung der Suchaktion vonnöten sein würden. Und seine Gegenwart hätte dem Vater einen gewissen Trost gespendet. Das war jedoch nicht der Zeitpunkt, dem Bruder dafür zu grollen.
    »Ich finde, du solltest eine Weile schlafen, Vater«, schlug Andor nach einem Augenblick des Schweigens vor. »Du bedarfst der Ruhe, um für das gewappnet zu sein, was vor uns liegt.«
    Der König erhob sich aus seinem Sessel und löschte die Kerzen auf dem Tisch.
    »Gut, Andor«, erwiderte er und raffte sich zu einem mühsamen Lächeln auf. »Schick mir Gael herein. Aber auch du hast einen langen Tag gehabt. Auch du solltest dich niederlegen und versuchen zu schlafen.«
    Andor kehrte in sein Häuschen zurück. Und er verfiel tatsächlich in einen tiefen Schlaf, so sehr ihn das am folgenden Morgen auch verwunderte. Während seine Gedanken sich wie Kreise drehten, überwältigte ihn die körperliche Erschöpfung. Einmal riß ihn mitten in der Nacht ein Alptraum von unbeschreiblicher Entsetzlichkeit aus seinem Schlummer, und er erwachte schweißgebadet. Doch schon Sekunden darauf glitt er wieder in tiefen Schlummer, der Traum war vergessen. Und danach schlief er ungestört.
     
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    Die Dämmerung des Tages zog schon herauf, als er wieder erwachte. Eilig sprang er von seinem Lager, um sich anzukleiden. Ein Gefühl neu belebter Entschlossenheit verlieh ihm Kraft, Stärke und Zuversicht. Irgendwo gab es einen Weg, der aus dieser schrecklichen Lage herausführte, eine Möglichkeit, Sichermal zu finden. Vielleicht barg der sterbende Ellcrys den Schlüssel. Vielleicht besaßen ihn die Erwählten. Auf jeden Fall mußte es ihn geben.
    Während er den gekiesten Weg hinunterschritt, nahm er wahr, wie das Licht des frühen Morgens durch den dichten Vorhang der umliegenden Wälder sickerte. Zuerst wollte er zu den Erwählten gehen - sie mußten in den Gärten des Lebens zu finden sein, denn ihr Tag hatte ja schon begonnen. Vielleicht würde etwas Neues sich auftun, wenn er noch einmal mit ihnen sprach. Zweifellos hatten sie alle über ihr Gespräch mit dem Ellcrys nachgegrübelt, hatten es hin und her bedacht, und vielleicht war einem von ihnen noch etwas eingefallen. Oder vielleicht hatte der Ellcrys heute morgen noch einmal zu ihnen gesprochen.
    Er machte einen Umweg zum Herrenhaus, wo Gael schon auf seinem Posten war. Doch der junge Elf hob einen Finger an die Lippen, um stumm zu bedeuten, daß der König noch schlief und nicht gestört werden sollte. Andor nickte und entfernte sich wieder. Er gönnte seinem Vater jeden Augenblick der Ruhe.
    Tauperlen glitzerten noch auf den Rasenflächen, zwischen denen der Weg sich zum Tor hindurchschlängelte. Andor blickte sich erwartungsvoll um und war verwundert, Went nicht bei der Arbeit zu sehen. Noch mehr verwunderte es ihn, einige der Gartengeräte des alten Mannes achtlos hingeworfen am Rande eines der

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