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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Minutenlang hing die Sonne in strahlender Pracht über den Felsgipfeln des Grimmzacken-Gebirges, warf ihr Licht über die Wipfel der Wälder von Westland und wob zarte Gespinste von Schatten, die sich sanft und leicht über die bewaldete Erde senkten. Langsam kühlte sich die Luft ab, und die Hitze des Nachmittags verflog, als ein leichter Abendwind seufzend durch die mächtigen, stillen Bäume strich. Das Tageslicht verblich, die hereinbrechende Nacht raubte dem Himmel die Farbe.
    Die Bewohner der Elfenstadt Arborlon wanderten müde ihren Häusern zu.
    In den Gärten des Lebens stand Andor Elessedil und blickte stumm zu dem Ellcrys auf. Im grauen Licht des Abends schien der mächtige Baum unverändert, kräftig und gesund. Doch der Anblick täuschte. Vor Sonnenuntergang waren die Male der Krankheit, die den großen Baum zerstörten, deutlich sichtbar gewesen.
    Die Krankheit breitete sich rasch aus. An mehreren kleineren Ästen fraß die Fäule schon an der silberweißen Borke. Breite Blätterbüschel hingen schlaff und ausgedörrt herunter, das tiefe leuchtende Rot nun in ein stumpfes Schwarz verändert. Die Erwählten hatten die Rinde des Stammes sorgfältig mit Kräuterbalsam eingerieben und die kranken Blätter abgezupft, in der Hoffnung, daß die Krankheit sich eindämmen lassen würde. Obwohl sie ahnten, daß ihre Mühe vergebens war. Andor hatte die Wahrheit in ihren Augen erkannt. Sie konnten den Ellcrys nicht heilen. Niemand vermochte den Baum zu retten. Er starb, und es gab kein Mittel, sein Sterben zu verhindern.
    Andor seufzte und wandte sich ab. Er wußte selbst nicht recht, warum er zu dieser späten Stunde noch einmal in die Gärten des Lebens zurückgekehrt war. Die Erwählten hatten sich schon längst in ihr Nachtlager zurückgezogen, müde und entmutigt, schweigsam im Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Er war dennoch noch einmal zurückgekehrt, getrieben von der unvernünftigen Hoffnung, daß sich die Antworten, nach denen sie so verzweifelt forschten, vielleicht doch in der Nähe des Baumes finden lassen würden. Doch Andor war ohne Antwort geblieben, und jetzt, da die Nacht hereinbrach, hatte es wenig Sinn, noch länger auszuharren.
    Er fühlte die Blicke der Schwarzen Wachen in seinem Rücken, als er durch das Tor aus dem Garten hinausschritt. Sie ahnten nichts von der Krankheit des Baumes, doch sie spürten zweifellos, daß etwas nicht in Ordnung war. Das hatte ihnen das merkwürdige Verhalten der Erwählten auf jeden Fall verraten. Bald, dachte er, würde es sich herumsprechen - Gerüchte würden wachsen. Nicht mehr lange und man würde den Leuten die Wahrheit sagen müssen.
    Im Augenblick jedoch war alles still. Hier und dort erloschen schon die ersten Lichter, Fenster verdunkelten sich, als die Bewohner der Häuser sich zum Schlaf niederlegten. Er beneidete sie. Es bestand kaum eine Aussicht, daß er - oder der König - in dieser Nacht Schlaf finden würde.
    Wieder seufzte er. Hätte er doch seinem Vater nur irgendwie helfen können! Stets war Eventine sich seiner Sache so sicher gewesen, stets ruhig und gelassen im Vertrauen darauf, daß sich für jedes Problem eine Lösung finden ließ. Nun aber, nach zwei Besuchen von Andor, in denen dieser ihm nur Mißerfolge hatte melden können, erweckte der König den Eindruck, als habe er sich völlig in sich selbst zurückgezogen. Er hatte sich halbherzig bemüht, seinen Sohn nichts merken zu lassen, doch es war offensichtlich, wie verzweifelt er war und nur noch auf die Zerstörung all dessen wartete, worum er sein Leben lang sich gemüht hatte. Er sah sich vor eine Herausforderung gestellt, mit der er nicht fertig werden konnte. Kaum ein Wort wechselte er mit seinem Sohn, bis er ihn mit dem Auftrag wieder aussandte, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um doch noch Genaueres zu erfahren.
    Das Unterfangen hatte sich als sinnlos erwiesen. Jeden einzelnen der Erwählten hatte Andor befragt, hatte sie dann alle gemeinsam um sich versammelt und nochmals ins Verhör genommen, um auf diesem Weg vielleicht auf einen Hinweis zu stoßen, der zum Sichermal führen würde. Doch er hatte nichts Neues erfahren.
    Und auch ein Studium der sorgfältig aufbewahrten Aufzeichnungen ihres Ordens hatte nichts erbracht. Er hatte geschichtliche Zeugnisse durchgesehen, die Jahrhunderte alt waren, hatte geprüft und wieder geprüft. Wiederholt war er auf Hinweise auf das heilige Blutfeuer gestoßen, den Lebensquell ihrer Welt und alles Lebendigen auf ihr. Nirgends jedoch

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