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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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gedrängt von seinem Zorn auf die Schattenwesen, der Furcht, allein zu sein, und dem Wunsch, das Geheimnis von Uhl Belk und dem schwarzen Elfenstein zu lüften. Nicht einmal Quickening, trotz ihrer Bemühungen, ihm physisch wie seelisch zur Hilfe zu kommen, war stark genug gewesen, ihn sich selbst wiederzugeben. Er war ein hohles Gehäuse all dessen, was und wer er sein sollte, beraubt, und zu diesem Unternehmen in der schwachen Hoffnung bereit, daß es ihm helfen könnte, seine Aufgabe in dieser Welt zu erkennen.
    Und nun glaubte Walker Boh in diesem weiten, trostlosen Tal, wo Ängste und Zweifel und Schwächen am schneidendsten zu fühlen waren, er habe eine Chance, wieder lebendig zu werden.
    Es war die Gegenwart des Kodens, die seine Hoffnung anstachelte. Bis jetzt war die Magie merkwürdig still in ihm gewesen, ein erschöpftes, müdes Ding, das mehrfach versagt hatte und schließlich aufgegeben zu haben schien. Sicherlich, sie war noch dagewesen, als er bedroht wurde, um die Urdas abzuschrecken, die zu nah gekommen waren, und ihre Wurfgeschosse abzulenken. Doch das war eine ärmliche, magere Sache im Vergleich zu dem, was er einst damit hatte ausrichten können. Was war aus dem Einfühlungsvermögen mit anderen Lebewesen geworden, daß sie ihm gestattet hatte? Was aus seinem Gefühl für Emotionen und Gedanken? Und was aus dem Wissen, daß ihm immer zugefallen zu sein schien? Was aus den flüchtigen Einblicken auf das, was kommen würde? All das hatte ihn verlassen, war so gewiß entschwunden wie seine alte Welt, wie sein Leben mit Cogline und Ondit in Hearthstone. Einst hatte er sich gewünscht, es wäre so, hatte gewünscht, die Magie würde ihn freigeben und verschwinden, er würde in Frieden sein und ein Mensch wie jeder andere. Doch im Laufe dieser Reise, als sein Verständnis, wer und was er war, durch den Tod von Cogline und Ondit und durch seine eigene körperliche und seelische Verheerung noch gesteigert worden war, war ihm immer klarer geworden, daß dieser Wunsch töricht gewesen war. Er konnte niemals wie andere Menschen sein, und er hätte ohne die Magie nie den Frieden. Er konnte nicht ändern, wer und was er war. Cogline hatte es gewußt und versucht, ihm klarzumachen. Auf dieser Reise hatte er erkannt, daß es stimmte.
    Er brauchte die Magie.
    Ihn verlangte danach.
    Jetzt würde er prüfen, ob er sie noch immer sein eigen nennen konnte. Er hatte die Nähe des Kodens gefühlt, noch ehe Pe Ell sie wahrgenommen hatte. Er hatte gefühlt, was er war, ehe Horner Dees ihn beschrieben hatte. Zwischen den umherliegenden Felsbrocken, zusammengekauert und still, hatte er ihn angerührt, wie andere Geschöpfe es getan hatten, wenn er in die Nähe gekommen war. Er konnte fühlen, wie der Koden nach ihm rief. Walker Boh war nicht sicher, weshalb er das tat, doch er wußte, daß er darauf eingehen mußte. Es war mehr als nur die Not der Kreatur, auf die er reagierte; es war auch seine eigene.
    Er ging geradewegs durch das Gewirr von Felsbrocken und versteinertem Holz zu der Stelle, wo der Koden wartete. Er hatte sich nicht gerührt, nicht einmal einen Zentimeter, seit die Gruppe angekommen war. Aber Walker wußte trotzdem, wo er versteckt lag, denn seine Nähe hatte die Magie wiedererweckt. Es war eine unerwartete, aufregende und seltsam beruhigende Erfahrung, die Kraft in seinem Inneren zum Leben erwachen zu fühlen, zu erkennen, daß sie nicht verloren war, wie er angenommen hatte, sondern nur versteckt.
    Oder unterdrückt, wies er sich barsch zurecht. Er hatte sich wirklich mit aller Kraft bemüht, abzuleugnen, daß sie existierte.
    Nebel ringelte sich zwischen den Felsen hindurch, weiße Tentakel, die seltsame Formen und Muster vor dem grauen Land bildeten. Weit in der Ferne jenseits der Berggipfel und des Tales, das sie umschlossen, konnte Walker die Ozeanwellen gegen das Ufer donnern hören, ein dumpfes Dröhnen, das durch die Stille hallte. Er verlangsamte seine Schritte. Der Koden war direkt vor ihm, und er konnte seine Furcht, ins Verderben gelockt zu werden, sich mit seiner Magie nicht schützen zu können und ums Leben zu kommen, nicht ganz unterdrücken. Würde es etwas ausmachen, wenn er umkäme, fragte er sich plötzlich. Er schob den Gedanken beiseite. In seinem Inneren konnte er die Magie fühlen, heiß wie ein frisch geschürtes Feuer.
    Zwischen zwei Findlingsblöcken hindurch gelangte er in eine Vertiefung, und der Koden erhob sich katzenschnell vor ihm. Er schien sich aus dem Boden zu

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