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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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kommentarlos, wie sie vorbeigingen, hielt seinen Arm ausgestreckt und seine Hand ruhig. Er sah, was in ihren Augen zu lesen stand. Es war eine seltsame Mischung von Gefühlen. Nur in Quickenings Blick lag Verstehen, die anderen zeigten Furcht, Scheu und ungläubiges Staunen. Dann waren sie vorüber. Sie verließen die Knochensenke und betraten die Kluft zwischen den Felsen dahinter, blieben stehen und warteten auf ihn.
    Walker zog seine Hand zurück und sah, wie der Koden zu zittern begann. Sein Maul stand weit offen, und er schien tonlos zu schreien. Dann wirbelte er herum und hastete zwischen die Felsblöcke.
    »Ich werde es nicht vergessen«, rief Walker ihm nach.
    Er fühlte eine Leere, die ihn erschaudern ließ. Er zog sich den Umhang fester und verließ die Senke.
    Morgan und die anderen, mit Ausnahme von Quickening, fragten Walker Boh, als er bei ihnen angekommen war, was passiert sei. Wie war es ihm gelungen, den Koden zu bezaubern, so daß sie vorbeigehen konnten? Doch der Dunkle Onkel verweigerte die Antworten auf ihre Fragen. Er sagte nur, daß das Tier ein Gefangener der Magie des Steinkönigs sei und befreit werden müsse. Daß er ihm das versprochen habe. »Da du es bist, der das Versprechen gegeben hat, kannst du dich auch darum kümmern, es zu halten«, verkündete Pe Ell gereizt und hatte es eilig, die Angelegenheit mit dem Koden fallenzulassen, da die Gefahr jetzt vorbei war.
    »Wir werden genug Mühe haben, uns selbst vor der Magie des Steinkönigs zu bewahren«, stimmte Horner Dees ihm zu.
    Carisman hüpfte schon voraus, und Morgan fand sich plötzlich Walker Boh gegenüber, ohne eine Antwort geben zu können. Quickening war es, die statt dessen sprach. »Wenn du ihm dein Versprechen gegeben hast, Walker Boh, dann muß es gehalten werden.« Sie sagte allerdings nicht, wie.
    Sie wandten sich von der Knochensenke ab und betraten die Kluft zwischen den beiden Bergen, die auf den Gezeitenstrom zuführte. Der Durchgang war schattig und im schwindenden Nachmittagslicht dunkel. Ein eisiger, scharfer Wind blies von den Klippen herunter und trieb sie wie die Hand eines Riesen erbarmungslos vor sich her. Die Sonne hatte sich dem westlichen Horizont genähert, gefangen in einem Wolkennetz, das ihr Licht goldrot färbte. Der Geruch von Salzwasser, Fisch und Seetang füllte scharf und beißend die Luft.
    Morgan Leah schaute ein- oder zweimal hinter sich zu Walker Boh, noch immer erstaunt, wie es ihm gelungen war, den Koden davon abzuhalten, sie anzugreifen, sondern geradewegs auf ihn zuzugehen, wie er es getan hatte, ohne daß ihm etwas geschah. Er erinnerte sich an die Geschichten über den Dunklen Onkel, über den Mann, der er gewesen war, ehe der Asphinx ihn gebissen hatte und bevor Cogline und Ondit ums Leben gekommen waren. Über den Mann, der Par Ohmsford gelehrt hatte, sich nicht vor der Macht der Elfenmagie zu fürchten. Bis jetzt hatte er geglaubt, Walker Boh sei bei dem Schattenwesenüberfall auf Hearthstone verkrüppelt worden. Nachdenklich schürzte er die Lippen. Vielleicht hatte er sich geirrt. Und wenn er sich in Walker Bohs Fall geirrt hatte, warum dann nicht auch in seinem eigenen? Vielleicht konnte das Schwert von Leah wieder geheilt und seine eigene Magie wiederhergestellt werden? Vielleicht hatten sie alle eine Chance, wie Quickening gesagt hatte.
    Der Hohlweg öffnete sich plötzlich vor ihnen, die Schatten, von denen sie umgeben waren, erhellten sich zu einem grauen, diesigen Licht, und sie lugten durch ein schmales Fenster in den Klippen. Unten dehnte sich der Gezeitenstrom ins Endlose, seine schaumgekrönten Wogen rollten gegen das Ufer. Die Gruppe ging weiter, wieder in den Schatten. Der Weg, dem sie folgten, fiel jetzt ab und schlängelte und wand sich durch die Felsen. Der Nebel und das Sprühwasser des Ozeans machten ihn glitschig und trügerisch. Die Wände spalteten sich wieder, diesmal zu zerklüfteten Steinsäulen, zwischen denen hindurch das Meer und der Himmel zu sehen waren. Unter ihren Füßen war der Fels locker, und es fühlte sich an, als sei alles nahe davor einzustürzen.
    Dann machte der Weg eine Biegung und fiel so steil ab, daß sie gezwungen waren, sitzend hinunterzurutschen. Dann gelangten sie in einen engen Korridor, der sich bis zu einem Tunnel schlängelte. Sie mußte sich ducken, um hindurchzugehen, denn aus den Tunnelwänden ragten spitze Felszacken. Am anderen Ende gelangten sie auf einen Sims, der himmelwärts führte, entdeckten einen Pfad und kletterten

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