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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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etwas, das seinem Wesen nach ein Tier war, sie wieder und wieder finden, wo sie doch so sehr bemüht gewesen waren, ihm zu entkommen? Es war eigentlich wahrscheinlicher, daß das, was ihnen folgte, ein Mensch war - mit der Verschlagenheit und Intelligenz und den Fähigkeiten eines Menschen. Ein Sucher vielleicht - gesandt von Felsen-Dall, einem Fährtensucher mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, oder auch ein gedungener Mörder, obwohl der mehr als das sein müßte, um ihnen so erfolgreich auf den Fersen bleiben zu können.
    Es war auch denkbar, dachte sie, daß es überhaupt kein Feind war, der da hinter ihnen war, sondern etwas anderes. »Freund« war wohl kaum das richtige Wort, vermutete sie, aber vielleicht jemand, der ein Ziel verfolgte, das dem ihren ähnlich war, jemand, der ein Interesse an den Elfen hatte, jemand, der…
    Sie verwarf den Gedanken. Schließlich war da jemand, der darauf bestand, im Verborgenen zu bleiben, obwohl er wußte, daß Garth und sie entdeckt hatten, daß sie verfolgt wurden. Jemand, der fortfuhr, ganz bewußt mit ihnen Katz und Maus zu spielen.
    Ihr schlimmster Verdacht tauchte wieder auf und verdrängte alle anderen Möglichkeiten.
    Um die Mittagszeit hatten sie den nördlichen Rand des Irrybis erreicht. Die Berge teilten sich in zwei Richtungen, die hohe Bergkette verlief nach Osten, parallel zu dem im Norden liegenden Rock Spur, und umschloß den Wilderun, die niedrige Bergkette an der Küstenlinie entlang, der sie auf ihrem Weg nach Süden folgten. Der an der Küste gelegene Teil des Irrybis war dicht bewaldet und weniger gewaltig, in Stufen an der Blauen Spalte entlang angelegt, Täler und Grate schützend und Pässe bildend, die die Hügel im Inland mit den Stränden verbanden. Dennoch kamen sie langsamer voran, weil die Wege kaum noch zu erkennen waren und auf langen Strecken oft völlig verschwanden. Manchmal ragten die Berge direkt am Wasser auf und fielen in abschüssigen, unpassierbaren Klippen ab, so daß Wren und Garth vorsichtig zurückreiten mußten, um einen anderen Weg zu suchen. Auch große Holzhaufen blockierten ihren Weg und zwangen sie, um sie herum zu gehen. Sie stellten fest, daß sie sich von den Stränden entfernten und sich den Bergpässen näherten, wo das Land offener und zugänglicher war. Sie arbeiteten sich langsam voran, während sie zusahen, wie die Sonne gen Westen trieb und schließlich im Meer versank.
    Die Nacht verging ohne Zwischenfälle und bei Tagesanbruch waren sie bereits wieder auf den Beinen und machten sich auf den Weg.
    Die Morgenkälte wich erneut der Mittagshitze. Die Meeresbrise, die den Tag zuvor für Kühlung gesorgt hatte, war auf den Pässen weniger spürbar, und Wren stellte fest, daß sie stark schwitzte. Sie schob ihr zerzaustes Haar zurück, band sich ein Tuch um den Kopf, schüttete sich Wasser ins Gesicht und zwang sich, an etwas anderes zu denken. Erinnerungen an ihre Kindheit in Shady Vale stiegen in ihr hoch und sie versuchte erneut, sich daran zu erinnern, wie ihre Eltern gewesen waren. Wie schon so oft stellte sie fest, daß sie es nicht konnte. Denn das, woran sie sich erinnerte, war vage und bruchstückhaft - Teile von Unterhaltungen, kleine Augenblicke oder Wörter oder aus dem Zusammenhang gerissene Sätze. Alles, was sie sich in Erinnerung rief, konnte genauso gut etwas mit Pars Eltern zu tun haben wie mit ihren eigenen. Hing es mit ihren Eltern zusammen - oder hing es mit Jaralan und Mirianna Ohmsford zusammen? Hatte sie ihre Eltern jemals richtig gekannt? Waren sie jemals mit ihr in Shady Vale gewesen? Man hatte ihr das erzählt. Man hatte ihr erzählt, sie wären gestorben. Sie konnte sich jedoch nicht daran erinnern. Warum nur? Warum war ihr nichts über sie in Erinnerung geblieben?
    Sie schaute zurück zu Garth, und ihre Verwirrung spiegelte sich in ihren Augen. Rasch sah sie wieder woanders hin, denn sie wollte nichts erklären müssen.
    Mittags machten sie eine Pause, um zu essen, und ritten dann weiter. Wren fragte Garth nach ihrem Schatten. Folgte er noch immer? Spürte er etwas? Garth zuckte die Achseln und signalisierte, daß er nicht mehr sicher war und sich in diesem Punkt selbst nicht traute. Wren runzelte die Stirn, aber Garth wollte nicht mehr sagen. Sein dunkles Gesicht war undurchdringlich.
    Der Nachmittag verging, während sie einen Grat überquerten, über den vor einem Jahr ein wütendes Waldfeuer hinweggefegt war. Das hatte das Land so eingeebnet, daß nur noch die geschwärzten Stümpfe des

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