Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
schaue sie jenseits zu einem Ort, den niemand außer ihr sehen konnte. Wenige in der Menge schauten in die gleiche Richtung wie sie; die meisten starrten sie einfach nur an. Es waren Hunderte inzwischen, und alle warteten auf das, was sie tun würde.
    Dann ging sie langsam und zielbewußt den Hang hinauf. Die Menge folgte ihr nicht, fühlte vielleicht, daß sie zurückbleiben sollte, erriet aus einer kleinen Geste oder einem Blick, daß sie warten solle. Sie teilte sich für sie, ein Meer aus erwartungsvollen Gesichtern. Ein paar Hände streckten sich nach ihr aus, doch keiner gelang es, sie zu berühren.
    Pe Ell drängte sich durch die Menge, bis er in der vordersten Reihe stand, weniger als zehn Schritte von dem Mädchen entfernt. Auch wenn er sich zielstrebig dorthinbegeben hatte, wußte er noch nicht, was er tun wollte.
    Eine Gruppe von Soldaten, angeführt von einem Offizier mit den gekreuzten Schulterstreifen eines Föderationskommandanten, schnitt dem Mädchen den Weg ab. Ein unfreundliches Murmeln erhob sich aus der Menge.
    »Sie dürfen hier nicht sein«, verkündete der Kommandant mit klarer, fester Stimme. »Niemand darf hier sein. Sie müssen wieder hinuntergehen.«
    Das Mädchen schaute ihn an und wartete.
    »Dies ist verbotener Boden, junges Fräulein«, fuhr der Kommandant fort mit der Attitüde eines Höhergestellten gegenüber einem Niederen, mit der er Autorität demonstrieren wollte. »Niemand hat die Erlaubnis, diesen Boden zu betreten. Eine Proklamation des Koalitionsrats der Föderationsregierung, die ich zu vertreten die Ehre habe, verbietet es. Verstehen Sie mich?«
    Das Mädchen antwortete nicht.
    »Wenn Sie nicht sofort umkehren und freiwillig gehen, sehe ich mich gezwungen …«
    Das Mädchen machte eine Geste, und im gleichen Augenblick waren die Beine des Mannes von daumendicken Wurzeln umwickelt. Die Soldaten, die ihn begleitet hatten, wichen entsetzt zurück, als sich die Speere, die sie in den Händen hielten, in knorrige Holzstücke verwandelten, die ihnen zwischen den Fingern zerbröselten. Das Mädchen ging an ihnen vorbei, ohne hinzuschauen. Die dröhnende Stimme des Kommandanten wurde zu einem verängstigten Wimmern und ging im Gemurmel der Menge unter.
    Pe Ell lächelte grimmig. Magie! Das Mädchen verfügte über wahre Magie! Die Geschichten waren also wahr. Das war mehr, als er hatte hoffen können. Ob sie wirklich die Tochter des Königs vom Silberfluß war?
    Die Soldaten hielten sich von ihr zurück, weil sie die Macht, die sie offensichtlich besaß, nicht herausfordern wollten. Ein paar niedere Offiziere versuchten, ein paar Befehle zu erteilen, aber niemand wußte nach dem, was dem Kommandanten widerfahren war, so recht, was zu tun sei. Pe Ell schaute sich schnell um. Offenbar gab es in dem Dorf keine Sucher. In Abwesenheit von Suchern würde niemand handeln.
    Das Mädchen stieg über die kahle, abgebrannte Oberfläche des Hanges zum Gipfel hinauf, und ihre Schritte bewegten kaum die trockene Erde, auf der sie ging. Die Sonne glühte unerbittlich aus dem Mittagshimmel und verwandelte den kahlen Boden in einen Brennofen. Das Mädchen schien es nicht zu bemerken. Ihr Gesicht blieb ruhig, während sie durch die Hitze schritt.
    Pe Ell starrte sie an und fühlte, wie er an den Rand eines gewaltigen Abgrunds gezogen wurde. Er wußte, daß dahinter etwas unvorstellbar Unmögliches steckte.
    Was wird sie tun?
    Sie erreichte die Anhöhe und blieb stehen. Ihre schlanke, ätherische Gestalt hob sich vor dem Himmel ab. Sie hielt einen Moment inne, als suche sie etwas in der Luft um sie herum, ein unsichtbares Etwas, das zu ihr sprechen würde. Dann kniete sie sich hin. Sie ließ sich auf die verbrannte Erde des Hügels nieder und vergrub ihre Hände darin. Sie senkte den Kopf, und ihr Haar fiel ihr wie ein Schleier aus silbrigem Licht über die Schultern.
    Die Welt um sie herum verstummte vollständig.
    Dann begann die Erde zu zittern und zu beben, und ein Donnern rollte aus den Tiefen. Die Menge wich staunend zurück. Männer suchten ihr Gleichgewicht zu halten, Frauen schnappten sich ihre Kinder, und Schreie und Rufe wurden laut. Pe Ell trat einen Schritt vor. Er hatte keine Angst. Das war es, worauf er gewartet hatte, und nichts konnte ihn vertreiben.
    Dann schien Licht aus dem Hügel zu strahlen, ein Glühen, das das Sonnenlicht fahl erscheinen ließ. Geysire sprangen aus dem Boden, kleine Eruptionen, die himmelwärts spritzten und Pe Ell und die Nächststehenden mit Erde und

Weitere Kostenlose Bücher