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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Königin, sprach ein paar Minuten lang gedämpft mit ihr und verschwand dann wieder. Er wirkte abgezehrt und erschöpft, aber sein Schritt zeigte Entschlossenheit.
    »Wie lange geht Ihr schon dort hinaus?« fragte Wren die Eule plötzlich, ohne ihn dabei anzusehen. »Zu denen da hinaus.«
    Er zögerte. Er wußte, was sie meinte. Sie konnte spüren, daß er sie prüfend ansah. »Ich weiß es nicht mehr.«
    »Was ich wohl am meisten wissen will, ist, was Euch dazu gebracht hat, daß Ihr es überhaupt getan habt. Ich kann mich kaum dazu überwinden, auch nur dieses eine Mal dort hinauszugehen, weil ich weiß, was dort draußen ist.« Sie schluckte, als sie dieses Geständnis machte. »Ich glaube, ich kann es tun, weil es die einzige Möglichkeit ist und weil ich es nicht wieder tun muß. Aber Ihr hattet jedes Mal die Wahl. Bis auf heute. Ihr müßt mehr als einmal gründlich darüber nachgedacht haben. Ihr wart nicht gezwungen, dort hinauszugehen.«
    »Wren.« Sie wandte sich ihm zu, als er ihren Namen nannte, und sah ihn an. »Laß mich dir etwas sagen, was du noch nicht gelernt hast. Du wirst es erst lernen, wenn du länger gelebt hast. Wenn du älter wirst, merkst du, daß dich das Leben langsam ermüdet. Es spielt keine Rolle, wer du bist oder was du tust, es geschieht einfach. Erfahrung, Zeit, Ereignisse - sie alle sind gegen dich verschworen, um deine Energie zu stehlen, dein Vertrauen zu zersetzen, dich dazu zu bringen, die Fragen über Dinge zu stellen, an die du keinen zweiten Gedanken verschwendet hast, als du jung warst. Es geschieht allmählich. Es ist ein Abbröckeln, daß du zuerst nicht einmal bemerkst, und dann ist es eines Tages da. Du wachst auf, und du hast ganz einfach das Feuer nicht mehr.«
    Er lächelte schwach. »Dann mußt du dich entscheiden. Du kannst entweder deinem Gefühl nachgeben und einfach sagen ›In Ordnung, genug ist genug‹, und dann bist du damit durch, oder du kannst es bekämpfen. Du kannst akzeptieren, daß du jeden Tag, den du lebst, dagegen angehen mußt. Dann mußt du zu dir selbst sagen, daß es dir egal ist, was du fühlst, daß es egal ist, was mit dir geschieht, denn früher oder später geschieht es ohnehin. Dann wirst du tun, was du tun mußt, weil du sonst besiegt werden wirst und das Leben keinen wahren Sinn mehr hat. Wenn du soweit bist, kleine Wren, wenn du die Ermüdung und die Zersetzung akzeptieren kannst, dann kannst du alles. Wie ich es geschafft habe, nachts immer wieder hinauszugehen? Ich habe mir einfach gesagt, es sei nicht so wichtig und die Menschen hier drinnen seien wichtiger. Weißt du was? Es ist in Wirklichkeit gar nicht so schwer. Du mußt nur an der Angst vorbeikommen.«
    Sie dachte einen Moment darüber nach und nickte dann. »Ich finde, bei Euch klingt es viel leichter, als es ist.«
    Die Eule stieß sich von der Mauer ab. »Ist das so?« fragte er. Dann lächelte er erneut und ging davon.
    Wren schlenderte zurück zu Garth. Der große Fahrende deutete auf die Festungsmauern des Keels. Von seiner Höhe kamen verstohlene, leise Gestalten herab. Elfenjäger, die sich aus dem Licht lösten und in die Schatten hinabstiegen. Wren schaute ostwärts und sah die erste schwache Färbung der Dämmerung vor der Dunkelheit.
    »Es ist Zeit«, sagte Ellenroh plötzlich und drängte sie zur Mauer.
    Sie bewegten sich schnell. Aurin Striate führte sie. Sie zogen die Tür auf, die hinunter in die Tunnel führte, und blieben dann am Eingang stehen, um zur Königin zurückzusehen. Ellenroh war von der Mauer zu einem Brückenkopf hinübergegangen und kurz vor seinem Aufgang stehengeblieben. Dort steckte sie das untere Ende des Ruhkstabes fest in die Erde. Von irgendwoher aus Arborlon läutete eine Glocke. Sie war ein Signal, und jene wenigen Elfenjäger, die auf dem Keel geblieben waren, glitten jetzt schnell davon. Innerhalb von Sekunden lag die Mauer verlassen da.
    Ellenroh Elessedil schaute zurück zu den acht, die auf dem Sprung waren, und wandte sich dann der Stadt zu. Ihre Hände umklammerten den polierten Schaft des Ruhk, und sie senkte den Kopf.
    Sofort begann der Loden zu glühen. Seine Helligkeit wuchs rasch zu einem weißen Feuer an, das ausströmte, bis die Königin darin eingehüllt war. Das Licht breitete sich ständig weiter aus, erhob sich vor der Dunkelheit und erfüllte den Raum innerhalb der Mauern, bis ganz Arborlon hell wie der Tag erleuchtet war. Wren versuchte zu sehen, was geschah, aber die Intensität des Lichts wuchs so sehr, daß es sie

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