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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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begann zu lesen. Cogline und Rumor leisteten ihm schweigend und unaufdringlich Gesellschaft. Die Zeit verging, aber das Licht veränderte sich nie. In Paranor gab es keinen Tag und keine Nacht. Es gab keine Vergangenheit und keine Zukunft. Es gab nur das Hier und Jetzt.
    Walker wußte nicht, wie lange er gelesen hatte. Er wurde nicht müde und hatte auch nicht das Bedürfnis zu schlafen. Er aß nicht und trank nicht, dann er war weder hungrig noch durstig. Cogline erklärte ihm irgendwann, daß in der Welt, in die Paranor gesandt worden war, sterbliche Bedürfnisse keine Bedeutung hatten. Sie waren so sehr Geister, wie sie zwei Menschen und eine Moorkatze waren. Walker fragte nichts. Es war nicht notwendig.
    Er las stundenlang oder tagelang oder sogar wochenlang, er wußte es nicht. Er las zuerst, ohne zu verstehen, und sah nur die Wörter vor seinen Augen vorbeifließen. Es war eine Erzählung, die so entfernt und einer anderen Welt zugehörig war wie das Leben, daß er vor den Träumen von Allanon gekannt hatte. Er las von den Druiden und ihren Studien, von der Welt, die sie nach der Verheerung durch die Großen Kriege zu errichten versucht hatten, von dem Ersten Konzil in Paranor und dem Zusammentreffen der Rassen nach dem Untergang. Was sollte es für ihn bedeuten? fragte er sich. Welchen Unterschied machte irgend etwas davon jetzt?
    Er beendete ein Buch und begann ein neues, und wieder ein weiteres. Er arbeitete sich so beständig durch die Bände hindurch, immer auf der Suche nach etwas, das ihm sagen würde, was er wissen mußte. Es gab Aufzählungen von Zaubersprüchen und Beschwörungsformeln. Er erfuhr von Zauberkräften, die in geringem Maße wirksam waren, von Heilungen durch Berührung und Gedankenkraft, von der Hilfe für Lebewesen und von der Arbeit, die nötig war, um das Land wieder zu einer Einheit zu machen. Er las das alles, und es sagte ihm nichts. Wie sollte er sich von dem, was er war, denn so umgestalten, wie von ihm erwartet wurde, fragte er sich immer wieder. Wo stand, was er tun sollte? Die Seiten wurden umgeblättert, die Wörter liefen weiter an ihm vorbei, und Antworten blieben verborgen.
    Er beendete seine Lektüre nicht in einer Sitzung, obwohl er von den Beschränkungen seiner sterblichen Bedürfnisse frei war und nicht schlief oder aß oder trank. Er ging von Zeit zu Zeit hinaus, um auf und ab zu wandern, um an andere Dinge zu denken und seinen Geist von allem freizumachen, was die Geschichten erzählten. Manchmal war Cogline der Schatten, der ihn begleitete, und manchmal war es Rumor. Sie hätten wieder am Hearthstone sein und seine Wege entlanggehen können. Es war, als würden sie sich gegenseitig Gesellschaft leisten, während sie erneut in der Abgeschiedenheit des Tales lebten. Aber Hearthstone war vorbei, zerstört von den Schattenwesen, und Paranor war dunkel und leblos, und ihre Wünsche mochten noch so stark sein, sie konnten dennoch nicht wiederbringen, was zuvor verloren worden war. Es gab keinen Rückweg in die Vergangenheit, dachte Walker mehr als einmal bei sich. Alles, was einmal gewesen war, war jetzt verloren.
    Nach einiger Zeit begann er zu verzweifeln. Er hatte die Druidengeschichten fast zu Ende gelesen und noch immer nichts entdeckt. Er hatte alles darüber erfahren, wer und was die Druiden waren, über ihre Lehren und ihren Glauben und darüber, wie sie gelebt hatten und was sie erreichen wollten. Doch nichts von allem sagte ihm etwas darüber, wie sie ihr Können erworben hatten. Es gab keinen Hinweis auf die Herkunft von Allanon, darauf, wie er gelernt hatte, ein Druide zu sein, wer ihn unterrichtet hatte oder worum seine Lehren gekreist waren. Die Bücher verwiesen nirgendwo auf die Beschwörungsformel, die den Keep eingeschlossen hatte, oder darauf, was nötig sein würde, um den Zauber umzukehren.
    »Ich kann es nicht finden, Cogline«, gestand Walker Boh schließlich ein. Er war hoffnungslos enttäuscht, als der letzte der Bände aufgeschlagen auf seinem Schoß lag. »Ich habe alles gelesen, und nichts davon hat geholfen. Ist es möglich, daß einige Bände fehlen? Was kann man denn sonst noch versuchen?«
    Aber Cogline schüttelte den Kopf. Wenn die Antworten je in geschriebener Form existiert hatten, würden sie hier zu finden sein. Es gab keine weiteren Bücher und keine anderen Quellen des Wissens. Alles war in den Geschichten enthalten. Alle Studien der Druiden begannen und endeten dort.
    Walker ging dann eine Weile allein hinaus und schritt erregt

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