Shannara VII
Mannschaften der Föderation verachteten ihn. Fahrende waren Söldner, keine Karrieresoldaten. Fahrenden galt die Sache der Föderation oder das Leben der Männer, die für sie ausgehoben worden waren, nichts. Das Schlimmste allerdings war das Wissen, dass die Offiziere und Mannschaften der Fahrenden so viel besser waren. In der Luft half der Glauben an etwas wenig, einen am Leben zu erhalten.
Einige spöttelnde Bemerkungen wurden ihm von einem metallgerüsteten Rumpf hinterhergerufen, doch er ignorierte sie. Niemand würde es wagen, ihm solche Kommentare ins Gesicht zu schleudern. Nicht im Augenblick jedenfalls. Nicht, seit der Letzte, der es gewagt hatte, durch seine Hand gestorben war.
Die schlankeren, schnittigeren Luftschiffe der Fahrenden kamen nun in Sicht, während er sich dem hinteren Ende des Feldes näherte. Die Schwarze Moclips stand ganz vorn, und der gewienerte Rumpf aus Holz und Metall glänzte in der Sonne. Es war das beste Schiff, das er je geflogen hatte, schnell und leicht mit Ambientlicht-Segeln und Strahlungssammler zu steuern. Seine Länge betrug gute fünfunddreißig Meter, und es ähnelte einem großen schwarzen Rochen. Die niedrige flache Kampfkanzel befand sich mittschiffs auf einer Deckschicht, die von Querbalken gestützt und von zwei Pontons geschützt wurde, die vorn und hinten in Rammen ausliefen. Zwei Reihen von Diapsonkristallen verwandelten das Licht, das von den Kollektorsegeln aufgefangen wurde, in Bewegungsenergie, welche das Schiff antrieb. Die Brücke befand sich am Heck, wo die Pilotenkanzel in der Mitte angebracht war; die Instrumente waren sorgsam vor Schaden geschützt. Drei Masten hielten die Ambientlicht-Segel, eins am Bug, eins am Heck und eins mittschiffs. Die Segel selbst waren eigentümlich geformt, breit und straff am unteren Ende, wo sie am Mast befestigt waren, doch geschwungen, wo die Spieren sie hoch zu einem spitzen Dreieck zogen. Diese Machart sorgte beim Kreuzen für minimales Erschlaffen. In der Luft waren Geschwindigkeit und Kraft entscheidend, und beides musste innerhalb von Sekunden verfügbar sein.
Furl Hawken rannte vom Schiff aus auf ihn zu; der lange blonde Bart schwankte von einer Seite zur anderen. »Wir sind zum Abheben bereit«, rief er und wurde langsamer, als er Alt Mer erreichte und neben ihm herging. »Einen guten Tag haben wir uns ausgesucht, nicht wahr?«
»Wir haben einen ruhigen Segeltörn vor uns.« Redden Alt Mer legte dem Zweiten Offizier die Hand auf die breite Schulter. »Irgendein Zeichen von Kleine Rote?«
Furl Hawken bewegte den Mund, als würde er kauen, und senkte den Blick. »Liegt krank im Bett, Käpt’n. Hat wohl die Grippe. Du weißt, wie sie ist. Wenn sie könnte, würde sie kommen.«
»Jedenfalls weiß ich, dass du der schlechteste Lügner in hundert Meilen Umkreis bist. Sie hängt bestimmt in einer Schenke herum oder treibt Schlimmeres.«
Der große Mann wirkte verletzt. »Nun, das mag sein, aber du solltest es für den Augenblick auf sich beruhen lassen, denn wir haben ein dringlicheres Problem.« Er schüttelte den Kopf. »Wie wir es nicht sehr oft in diesen Zeiten haben. Denn nicht jedes Oink kommt aus dem gleichen Schweinestall.«
»Ach, unsere Freunde vom Föderationskommando?«
»Ein Kommandant ist für den Flug mit zwei seiner Lakaien an Bord gekommen. Zu Zwecken der Beobachtung. Erkundung. Ein Tag im Himmel. Mann! Ich habe nur genickt und wie das Weib eines Seemanns gegrinst, das dem werten Gemahl gerade das Versprechen abnimmt, nie wieder zur See zu fahren.«
Redden Alt Mer nickte abwesend. »So geht man mit diesen Leuten am besten um, Hawk.«
Inzwischen hatten sie die Schwarze Moclips erreicht, und er schwang sich auf die Strickleiter und kletterte zur Brücke hinauf, wo der Kommandant der Föderation und seine Adjutanten warteten.
»Kommandant«, grüßte er freundlich. »Willkommen an Bord.«
»Meine Glückwünsche, Kapitän Alt Mer«, erwiderte der andere. Er stellte sich nicht mit seinem Namen vor, und das verriet dem Fahrenden, mit welchen Augen er ihre Beziehung betrachtete. Der dünne Mann hatte ein blassgelbes, verkniffenes Gesicht. Wenn er nur einen einzigen Tag in den letzten zwölf Monaten an der Front verbracht hatte, sollte es den Fahrenden überraschen. »Sind wir bereit, loszufahren?«
»Bereit zum Abheben, Kommandant.«
»Euer Erster Offizier?«
»Indisponiert.« Oder zumindest sollte sie es sich wünschen, wenn er sie in die Finger bekam. »Mr. Hawken und ich machen das schon.
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