Shannara VII
Katze saß neben ihm und schien Gesellschaft zu suchen. Walker lächelte. Sie spendeten sich gegenseitig Trost, dachte er. Seit der Schatten von Allanon aufgetaucht war. Seit er den Keep des Druiden wieder in die Welt der Menschen zurückgebracht hatte, indem er das jüngste Mitglied des Ordens wurde. Seit Cogline gestorben war.
Die Übrigen aus der alten Zeit waren ebenfalls verschieden - die Ohmfords, Morgan Leah, Wren Elessedil, Damson Rhee. Ondit und er hatten als Einzige überlebt. Sie waren in mehr als einer Hinsicht Verbannte, einsame Wanderer in einer Welt, die sich während seines Schlafes beachtlich gewandelt hatte. Doch nicht die Veränderungen in den Vier Ländern beunruhigten ihn heute Morgen. Es war eher das Gefühl, dass die Ereignisse, die sich zutragen würden, weil er die Karte gelesen hatte und weil seine Suche nach der darauf verzeichneten Magie es erforderte, ihn zu dem machen würden, was er stets vermieden hatte - zu einem Druiden im alten Sinne, einem Manipulator und Intriganten, zu jemandem, der stets durchdacht handelte, der entschied, was andere erfahren durften und was nicht. Wie Allanon damals. Das hatte er an Druiden immer so verachtet. Er wusste, auch sich selbst würde er verachten, wenn es zum Vorschein käme.
Und zum Vorschein kommen würde es, und vielleicht würde es ihn für immer verändern.
Die Sonne stieg in einem Rausch leuchtenden Goldes über den Horizont. Ein klarer, heiterer und warmer Tag lag vor ihm. Walker spürte die ersten Strahlen auf dem Gesicht. Eine so kleine Sache, und doch so willkommen. Seine Welt war in den letzten Jahren sehr geschrumpft. Jetzt würde sie sich wieder ausdehnen, und das auf eine Weise, die er sich kaum hatte vorstellen können.
»Nun gut«, sagte er leise, als wollte er die Angelegenheit auf sich beruhen lassen.
Er wusste, was zu tun war. Er musste nach Arborlon gehen und mit Allardon Elessedil sprechen. Den Elfenkönig konnte er vielleicht von der Notwendigkeit überzeugen, mit ihm zusammenzuarbeiten, wenn sie das Geheimnis der Karte lüften wollten. Er musste ihn überreden, eine Expedition auszurüsten, die auf die Suche nach der Magie ging, welche in der Karte erwähnt wurde, und Walker sollte die Leitung übernehmen. Außerdem musste er einen Weg finden, wie er den Elfenkönig zu seinem Verbündeten machte, ohne ihm seine wirklichen Absichten zu verraten.
Er durfte nur gerade so viel wie notwendig von seinem Wissen preisgeben und keinesfalls mehr. Vorsicht war geboten.
Mit einem Blinzeln verscheuchte er das Misstrauen. Er war Walker, der Letzte der Druiden, die letzte Hoffnung für die höchsten Ideale, für die sein Orden bei seiner Gründung so vehement eingetreten war. Wenn die Vier Länder in Frieden vereinigt werden sollten, musste die Magie von einem Druidenrat kontrolliert werden, der nicht einer einzigen Regierung oder einem Volk verantwortlich war, sondern allen. Nur er konnte das vollbringen. Nur er kannte den Weg dorthin.
Er bückte sich zu Ondit hinunter und legte dem Kater sanft die Hand auf den breiten Kopf. »Du musst hier bleiben, alter Freund«, flüsterte er. »Du hältst Wache, bis ich zurückkehre.«
Dann richtete er sich auf und reckte sich. Hunter Predd schlief in einem abgedunkelten Zimmer und würde vorerst noch nicht aufwachen. So blieb ihm vor ihrem Aufbruch Zeit für ein Stündchen Schlaf. Das würde genügen müssen.
Während die Moorkatze hinter ihm herlief und im neuen Licht wie eine Fata Morgana auftauchte und wieder verschwand, verließ er seinen Aussichtspunkt und stieg die Treppe hinunter in den Keep.
Kapitel 38
Redden Alt Mers abgetragenes schwarzes Leder knarzte leise, als er durch das Kriegslager der Föderation zum Flugplatz schritt. Viele drehten den Kopf nach ihm um. Manche zog die rote Mähne an, die wie feurige Fäden über seine Schultern wallte. Andere beeindruckte seine geschmeidige, lockere und selbstsichere Haltung, die eines Mannes, der über Kraft und Behändigkeit verfügte.
Für die meisten war er eine Legende. Achtundsiebzig bestätigte Abschüsse bei hundertzweiundneunzig Einsätzen, alle mit dem gleichen Luftschiff geflogen, alle ohne ernsthaften Zwischenfall beendet.
Man hatte Glück, wenn man mit Redden Alt Mer flog, darauf schworen die alten Matrosen. An einem Ort, wo ein Flieger schätzungsweise sechs Monate überlebte, hatte Alt Mer es auf drei Jahre gebracht und dabei kaum einen Kratzer abbekommen. Gewiss, er hatte das richtige Schiff. Doch es bedurfte mehr, um
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